Ein Treueschwur

Die Geschichte Neulobedas

Von Christian Fleige

Foto: Katharina Schmidt 1964 erfolgte der erste Spatenstich für die spätere Trabantenstadt.

„Am 1. Dezember 1967 erfolgte die Schlüsselübergabe. Einziehen durfte man jedoch noch nicht – nur einräumen“, erinnert sich Norbert Müller an seine persönliche Anfangszeit in der Theobald-Brenner-Straße in Neulobeda, ein Begriff, der sowohl Lobeda-West als auch -Ost umfasst. „Der Grund für die vorweihnachtlichen Verzögerungen war das kleine Kohleheizwerk in unserer Straße“, fügt Herr Müller hinzu. Es sei einfach noch nicht in Betrieb genommen worden. Dies passierte aber nur wenige Tage später und die Fernwärme füllte die neuen Wohnungen mit Gemütlichkeit. Die ersten Bewohner Neulobedas durften einziehen.

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„Denken find’ ich immer gut!“

Der neue Bildungsminister Christoph Matschie im Interview

Das Gespräch führten Philipp Böhm und Louisa Reichstetter


Foto: Akrützel/Katharina Schmidt

Erfurt, 20. November. Christoph Matschie erscheint in Begleitung seines Pressesprechers im Foyer des Landtages und bittet zum Interview ins Restaurant „Feininger“. Denn eigene Räume, so sagt der neue Bildungsminister, habe er noch gar nicht.

Herr Minister, wie stehen Sie als Sozialdemokrat eigentlich zum Slogan „Denkfabrik Thüringen“?
(schmunzelt) Also, denken find‘ ich immer gut. Aber ob das eine Fabrik sein muss, da habe ich meine Zweifel. Ich will, dass jenseits von Slogans begriffen wird, dass Bildung und Kreativität das Wichtigste sind, was diese Gesellschaft hat. Ohne gute Bildungspolitik können Menschen ihre Chancen im Leben nicht entfalten.

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Studentenferne Orte

Teil 20: Das Pfand- und Auktionshaus

Von Janina Rottmann

Ob er sich wohl für Honecker-Porträts begeistern lässt?
Foto: Akrützel/Katharina Schmidt

In einem unscheinbar wirkenden Neubau in der Saalstraße gegenüber des Beate-Uhse-Ladens liegt das Paradies. Zumindest für Liebhaber und Sammler von Antiquitäten. Auf drei Etagen stapeln sich im Pfand- und Auktionshaus Jena Uhren, Schmuckstücke jeglicher Art, Geschirr, Gemälde und sogar Schusswaffen. Sie warten in Vitrinen und Regalen auf einen stolzen Besitzer, der sie in die heimische Vitrine stellt.

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Eine Frage der Einstellung

Blutspenden als Studentenjob

Von Christoph Worsch

Foto: Akrützel-Archiv

Die Blutspende – eine gute Sache. Spenden gegen Geld? Eine umstrittene Praktik, die an fast jeder Blutspendeeinrichtung durchgeführt wird. In Jena gibt es zwei Möglichkeiten, um Blut oder Plasma zu spenden und dafür bezahlt zu werden: zum einen die privatwirtschaftliche Einrichtung „Haema“ in der Goethe-Galerie, zum anderen das Transfusionsinstitut der Uniklinik in der Stoystraße. Auch wenn sich beide Einrichtungen im Kern ähnlich sind, bestehen deutliche Unterschiede.

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Studentenferne Orte

Teil 19: Die „Drogerie Bein“ in der Katharinenstraße

Von Isabella Weigand

Foto: Christian Fleige

An einer der unzähligen einsamen Straßenecken in der Nähe der vielbefahrenen Lutherstraße behauptet sich seit beinahe 25 Jahren ein Mann im knallharten Geschäft der Schönheitspflege. Wacker schwimmt er gegen den großen Mainstream der zungenbrecherischen und absurden Pflegemittelindustrie.
Unscheinbar, aber voll geduldiger Entschlossenheit lugt Manfred Bein auch heute wieder hinter seinem Tresen hervor. Die Lesebrille ist ihm auf die Nasenspitze gerutscht, als er gerade einem seiner Kunden zum Abschied winkt. Bereitwillig schiebt er sie ein Stück höher auf den sicheren Nasenhügel und beginnt zu erzählen: „Die Drogerie habe ich von meinem Großvater übernommen, der führte den Laden schon seit 1928 – vorher war es ein Lebensmittelgeschäft“.

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Gewohnheitsprotest

Widerstand gegen das vierte rechtsradikale “Fest der Völker”

Von Anne Dünger

Sitzen wir’s aus!
Foto: Florian Sokoll

Pa-ramm, pa-ramm, schleift das Bodenblech der Straßenbahn über den Kies im Gleisbett. Die Stimmung hat etwas von der vorfreudigen Aufgeregtheit bei Klassenfahrten. Aber die etwa 250 Menschen, die sich an diesem Morgen des 12. Septembers in der Enge der Straßenbahn drängen, werden nicht von Klassenlehrern zurechtgewiesen, sondern von Ordnern des Aktionsnetzwerks gegen Rechtsextremismus. Und begleitet werden sie auf Schritt und Tritt von den Sondereinsatzkräften der Polizei.
Anlass des Ausflugs ist wieder einmal das sogenannte „Fest der Völker“. „Wieder einmal,“ das ist auch ein dumpfes Bauchgefühl, das wohl nicht wenige der Demonstranten auf dem Weg zum Pößnecker „Schützenhaus“ begleitet, dem diesjährigen Ort des Nazitreffens. Zum mittlerweile vierten Mal fand das „FdV“ statt und etablierte damit nicht nur eine traurige Tradition der rechten Szene in Thüringen, sondern auch eine Tradition der Gegendemonstrationen und Sitzblockaden.

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Der Zweck heiligte die Mittel

Diskussion um NS-Vergangenheit eines Jenaer Reformpädagogen

Von Matthias Benkenstein

Reformpädagoge Peter Petersen
Foto: Jenaplan-Archiv

Er war schon nach Adolf Hitler benannt und auch nach Karl Marx. Seit der Wende trägt der Jenaer Platz zwischen Arbeitsamt und Seidelparkplatz den Namen Peter Petersens. Jetzt ist ein Streit darüber entbrannt, ob der Platz erneut umbenannt werden soll. Denn Petersen (1884-1952) war nicht nur Reformpädagoge und Erfinder des sogenannten Jena-Plans, sondern auch Rassist und NS-Opportunist.
Angestoßen hat die aktuelle Diskussion eine Studie des Frankfurter Erziehungswissenschaftlers Benjamin Ortmeyer. Seine Arbeit beleuchtet das Leben von vier Erziehungswissenschaftlern, die nach dem Zweiten Weltkrieg großen Einfluss auf die Erziehungswissenschaften in der Bundesrepublik hatten: Eduard Spranger, Hermann Nohl, Erich Weniger und Peter Petersen. Im Zuge seiner jahrelangen Recherchen entdeckte er Aufsätze wieder, die deutlich wie nie die Nähe der vier Personen zur Nazi-Ideologie belegen.

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