Studentenferne Orte

Teil 20: Das Pfand- und Auktionshaus

Von Janina Rottmann

Ob er sich wohl für Honecker-Porträts begeistern lässt?
Foto: Akrützel/Katharina Schmidt

In einem unscheinbar wirkenden Neubau in der Saalstraße gegenüber des Beate-Uhse-Ladens liegt das Paradies. Zumindest für Liebhaber und Sammler von Antiquitäten. Auf drei Etagen stapeln sich im Pfand- und Auktionshaus Jena Uhren, Schmuckstücke jeglicher Art, Geschirr, Gemälde und sogar Schusswaffen. Sie warten in Vitrinen und Regalen auf einen stolzen Besitzer, der sie in die heimische Vitrine stellt.

Schaut man sich in den mit dicken Teppichen belegten und alten Ölschinken behängten Räumen um, glaubt man sich zwangsläufig in Großmutters guter Stube oder einem Herrenhaus aus „Verbotene Liebe“. Seit ungefähr zehn Jahren existiert das Auktionshaus in Jena – es hat fünf Angestellte. Fast monatlich werden im hinteren Bereich die wertvollsten Raritäten versteigert. Dort kommen Meißener Porzellan, antike Möbel und seltene Münzen unter den Hammer. „Etwa 80 Prozent der Gebote kommen aber übers Internet“, sagt ein Mitarbeiter. Die Preise erreichen dabei nicht selten den fünfstelligen Bereich. Erst seit Kurzem ist das Aktionshaus auch Pfandhaus. Die Folgen der Wirtschaftskrise bleiben deswegen auch hier nicht unbemerkt – „in den letzten Monaten kommen besonders viele Leute, die Dinge kurzzeitig verpfänden müssen, weil sie kein Geld mehr haben“, so ein Angestellter. Außerdem sind mittlerweile Schusswaffen erhältlich. Beide Neuerungen erweiterten Sortiment und Klientel. Letzteres zieht sich durch alle Zielgruppen: vom eingefleischten Sammler über den professionellen Händler bis zu jungen Leuten, die hier Geschenke für die Familie kaufen. Denn das Auktionshaus ist, was unnütze und skurrile Geschenkideen betrifft, eine absolute Goldgrube: Vom Flaschenöffner mit Griff aus Hasenpfote über kitschige Figurenkannen in Elefantenform bis zu missmutig dreinblickenden Porzellanpuppen. Übrigens verirren sich auch Studenten ins Auktionshaus. Sie studieren meist Kunstgeschichte und katalogisieren die Ware, indem sie Bilder, Schmuck und Geschirr den verschiedenen Stilrichtungen und Epochen zuordnen. Die Anzahl aller Waren und deren Gesamtwert vermögen die Mitarbeiter nicht zu schätzen – Einbrecher hätten im Auktionshaus sowieso keine Chance. „Hier war vorher eine Bank drin.“ Und deren Inventar hat das Auktionshaus einfach übernommen: ein uneinnehmbarer Tresorraum im Keller und Fensterscheiben aus Panzerglas.

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