Fußball, kopflos

Der krisengeplagte FCC kommt nicht zur Ruhe

Von Christian Fleige und Christoph Worsch

Foto: Akrützel/Christoph Worsch

Fußball ist ein Ergebnissport. Wer fünf der letzten acht Ligaspiele verliert und zwei brisante Rekordheimniederlagen gegen die Ostrivalen Dynamo Dresden und Rot Weiss Erfurt einfährt, der findet sich zwangsläufig am unteren Ende der Tabelle wieder. Der FC Carl Zeiss Jena belegt nach der aktuellen Niederlage gegen den Tabellennachbarn Heidenheim und 17 absolvierten Spielen den 15. Tabellenplatz der Dritten Liga. Warum muss der traditionsreiche Jenaer Fußballclub, der einen der größten Etats der Liga hat, zum wiederholten Mal gegen den Abstieg spielen?
Die Gründe scheinen vielfältig. Erstmals seit Jahren hat der Verein finanzielle Nöte. Im aktuellen Saisonetat fehlt eine Summe von ca. 500.000 Euro, die es bis zum kommenden Frühjahr zu beschaffen gilt. Pressesprecher Andreas Trautmann konkretisiert dies gegenüber der Presse: „Der Klub kann nach aktuellem Liquiditätsstand seinen Zahlungen bis Februar nachkommen – danach droht die Zahlungsunfähigkeit.“ Eine Option, um einen großen Teil der Schulden abzubauen, sieht der Verein im Verkauf der im Jahr 2007 erworbenen Rasenheizung an die Stadt, die schon Eigentümer des Ernst-Abbe-Sportfelds ist. Zur Debatte steht dabei eine Summe von ungefähr 200.000 Euro, die zur Schuldentilgung verwendet werden kann.

Sponsor gesucht

Eine weitere Finanzspritze erhofft sich die Vereinsführung durch die Akquise eines neuen Hauptsponsors. Zur Diskussion steht dabei eine niedrige sechsstellige Summe. Doch je länger die Suche andauert, desto unlukrativer werden die Angebote. Fast schien es so, als ob man vor zwei Monaten mit der Firma „Dubai Capital“ auf einen potenten Sponsor getroffen wäre. Dieser ließ die Unterzeichnung von gut dotierten Verträgen mehrfach platzen, bis der FCC sich aus den Gesprächen zurückzog. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft München II im Fall „Dubai Capital“ aufgrund dubioser Geschäftspraktiken. Der Rückzug gerät zum späten Glücksgriff.

Die Kassen sind leer

Als letzte Gelegenheit, Liquidität zu gewährleisten, bleibt die Möglichkeit von Spielerverkäufen, da dem Verein andere Vermögenswerte wie beispielsweise ein eigenes Stadion nicht zur Verfügung stehen. Eine der ersten aus der Geldknappheit resultierenden Konsequenzen ist der Verzicht auf ein Wintertrainingslager in der Türkei. Stattdessen wird im winterlichen Jena trainiert und so 20.000 Euro eingespart. Die Klammheit ist in der Kabine angekommen.
Neben diesen finanziellen Nöten plagt sich der Fußballclub Carl Zeiss mit einer hausgemachten Personalmisere. Im vergangenen halben Jahr wurden fast alle wichtigen Positionen im Verein neu besetzt. Angefangen mit der Reaktivierung von Trainer René van Eck im Sommer über die Ablösung von Carsten Linke als Geschäftsführer, dem Rücktritt verschiedener Aufsichtsratsmitglieder, der Rückkehr von Heiko Weber als Sportdirektor bis hin zum kürzlichen Abschied von Präsident Peter Schreiber, der wie eine Kapitulation klang: „Die permanenten Indiskretionen und die systematische Beschädigung meiner Person lassen mich diese Entscheidung treffen.“ Ein kontinuierliches Arbeiten ist mit solch einer hohen Personalfluktuation auf den entscheidenden Posten sicher nicht zu gewährleisten. Fraglich bleibt auch, ob mit einem neuen, noch nicht gewählten Präsidenten alte Entscheidungen der Ära Schreiber wieder rückgängig gemacht werden. Gerade die Rückholaktion von René van Eck schien ein Alleingang des Ex-Präsidenten gewesen zu sein, der nicht nur die Fans spaltete. Doch so richtig will es nicht funktionieren. Frappierend gleicht van Ecks zweite Amtszeit der ersten. Nach gutem Start brach die Leistung der Mannschaft merklich ein. In der letzten Saison machte der Verein den im Winter verpflichteten Torwart- und Motivationstrainer Stephan Lehmann, der nach Spielerangaben die Mannschaft mehr verunsicherte als unterstützte, zum Sündenbock für die Talfahrt. Präsident Peter Schreiber verabschiedete ihn mit den markigen Worten: „Und gewisse Welttorhütertrainer aus der Schweiz brauchen wir in Jena auch nicht mehr“.

Nervosität und Verunsicherung

Sinnbildlich für die aktuelle Misere war das Thüringenpokalspiel gegen den unterklassigen Gegner aus Meuselwitz. Mit einer Niederlage wurden wichtige Gelder aus einer möglichen DFB-Pokalteilnahme verspielt. Im Anschluss an das Spiel in Meuselwitz geriet Salvatore Amirante mit Mitspielern und Verantwortlichen aneinander. Die fristlose Kündigung folgte auf die fehlende Einsichtigkeit bei Amirante. Nur ein Beispiel für die Verunsicherung im Team. Zahlreiche unnötige rote Karten sowie vermehrte Eigentore in den letzten Spielen deuten auf ein dünnes Nervenkostüm der Mannschaft hin. Ein Umstand, der dringend benötigte Erfolgserlebnisse erschwert, denn Fußball ist und bleibt ein Ergebnissport.

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