(pbm)
Zur Vorbereitung auf das rechtsextreme “Fest der Völker”, das am 12. September in Pößneck stattfinden soll, bietet das Jenaer Aktionsnetzwerk gegen Rechtsextremismus verschiedene Veranstaltungen an.
So findet am 2. September die Buchpremiere des Ratgebers “Erste Hilfe gegen Nazis” um Weiterlesen →
Die gute Nachricht zuerst: Die Instandsetzung des Westbahnhofs hat bereits begonnen. Die schlechte: Bisher hat es kaum jemand gemerkt. Und das, obwohl sich in der letzten Zeit schon einiges getan hat am – rein nach dem Fahrgastaufkommen gerechnet – zweitgrößten Bahnhof Thüringens. Graffiti sind entfernt und die Bahnsteigüberdachung ist saniert worden, es wurde gemalert und die Bahnhofshalle erhielt neue Türen.
Das Wort „aber“ ist eigentlich ein beeindruckendes sprachliches Instrument. Im deutschen Sprachgebrauch erfreut es sich großer Beliebtheit und wird vielseitig und kreativ verwendet. So findet man es beispielsweise in Satzkonstruktionen wie „Ich hab ja nichts gegen Ausländer, aber…“ oder „Ich bin kein Rassist, aber…“. Fast scheint es, als wären Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in Deutschland völlig ausgestorben. Niemand ist mehr Rassist. Stattdessen gibt es „Sachen, die man einfach mal sagen muss.“ Und „deutsche Partys“ muss man wohl auch einfach mal feiern dürfen.
Unique provoziert erneut mit fragwürdigem Interview
Von Sören Reimer
Vom Winde verweht: die 47. Ausgabe der Unique. Foto: jena.antifa.net
Bunte Papierschnipselchen säumen den Weg der Studenten zu ihren Vorlesungen an diesem tristen 7. Mai. Die Schnipselchen waren einmal die 47. Ausgabe der Hochschulzeitung Unique. Nun drücken sie den vorläufig letzten Höhepunkt einer Debatte aus, in der gegenseitige vermeintliche Gewaltaufrufe, Antisemitismusvorwürfe, das Einsammeln der umstrittenen Ausgabe, die Streichung von Fördermitteln und die Androhung von Rechtsmitteln die Instrumentarien des Streitenden sind. Dabei sieht sich die Unique Kritik und Angriffen von Seiten des Sturas, der JG Stadtmitte und einer Antifa-Gruppe, die sich „Initiative gegen jeden Antisemitismus“ (IGJA) nennt, ausgesetzt.
Entzündet hat sich der Konflikt wieder an einem Interview von Unique-Chefredakteur Fabian Köhler. Nachdem schon im Januar ein Gespräch mit einem Neonazi für Aufsehen gesorgt hatte (AKRÜTZEL berichtete) und viele Kritiker der Unique mangelnde Reflektion und journalistische Inkompetenz vorgeworfen hatten, geht es diesmal um ein Gespräch mit dem Hamas-nahen Journalisten Khalid Amayreh. Darin nennt Amayreh unter anderem den Zionismus eine „rassistische Bewegung“ und spricht Israel das Existenzrecht ab. Diese Aussagen blieben von Köhler unhinterfragt. Zwar geht er in einem begleitenden Kommentar auf die Verwendung von Nazi-Vergleichen als „Unarten der politischen Rhetorik“ ein, verweist aber auf die möglichen Motive hinter diesen Vergleichen, ohne dabei aber, gerade im Bezug auf den Gaza-Konflikt, ins Detail zu gehen.
Es gibt Themen, die fordern Versagen geradezu heraus. Dazu gehören sowohl Interviews mit Nazis als auch mit antisemitischen „Journalisten“. Die Unique um Fabian Köhler versuchte es und scheiterte. Es fehlten größtenteils die kritischen Nachfragen und die Infragestellung von antisemitischer Propaganda. Das lässt sich auch nicht mit dem illusorischen Vorhaben verschleiern, möglichst unbefangen und neutral zu berichten. Es fehlt zudem eine Kontextualisierung der Aussagen. Das heißt nicht, dass die Unique den Lesern erklären muss, wie der Nahost-Konflikt ist. Das wäre genauso illusorisch. Aber eine Zeitung, die unter dem Ziel des interkulturellen Journalismus arbeitet, sollte ihren Lesern auch Anhaltspunkte zur Interpretation von Aussagen geben, die dem eurozentrischen Weltbild fremd erscheinen müssen – gerade wenn es um Antisemitismus geht. Das ist die Aufgabe des Journalismus als Mittler zwischen Leser und „Gegenstand“ und wurde von der Unique sträflich vernachlässigt.
Kurzinterview mit Mitarbeitern am Lehrstuhl für Textlinguistik über das Interview mit Khalid Amayreh in der Unique
Von Dirk Hertrampf
Eva Leuschner und Robert Beyer sind wissenschaftliche Mitarbeiter bei Monika Schwarz-Friesel, Professorin für Textlinguistik und Pragmatik am Institut für germanistische Sprachwissenschaft. Sie untersuchen die sprachlichen Formen des aktuellen Antisemitismus in Deutschland, besonders in Bezug auf die Berichterstattung zum Nahost-Konflikt.
Frau Leuschner, Herr Beyer, was ist aus Ihrer Sicht das Brisante am Interview mit Khalid Amayreh?
Beyer: In der Vorrede zum Artikel wird der Anspruch postuliert, „unbefangen“ den Nahost-Konflikt darzustellen. Dies geschieht keinesfalls. Vielmehr wird dem Interviewten die Möglichkeit geboten, seine einseitige Sicht des Konflikts darzustellen. Es wird eine einseitige Täter-Opfer-Sicht dargestellt, die Israel dämonisiert und dehumanisiert. Es werden seitens des Journalisten keine kritischen Nachfragen gestellt oder offensichtliche Widersprüche in Amayrehs Äußerungen aufgelöst, so zum Beispiel die Aussage, die Hamas gestehe Israel zwar kein Existenzrecht zu, erkenne jedoch seine „physische Präsenz“ an.
Leuschner: Selbst wenn offensichtlich falsche Aussagen gemacht werden – so etwa, dass die Hamas nichts gegen Juden als Juden habe, wohingegen die nach wie vor gültige Charta der Hamas das genaue Gegenteil zeigt – fragt Fabian Köhler nicht nach. Dieses Unterlassen deutet darauf hin, dass Köhler mit Amayrehs Aussagen, die eben nicht den Tatsachen entsprechen, konform geht. Problematisch ist, dass der Leser so ein völlig verzerrtes Bild vom Nahost-Konflikt gewinnt.
Das „Caleidospheres“ muss in drei Monaten schließen
Von Philipp Böhm
Muss bald schließen: das Caleidospheres.                                     Foto: Katharina Menzer
Bald wird es still in dem Haus jenseits des Westbahnhofs hinter der Schranke der Schott-Werke: Das Caleidospheres schließt zum 31. Juli dieses Jahres seine Türen und stellt den Spielbetrieb ein. Auf dem Gelände soll ein neuer Parkplatz für die Mitarbeiter von Schott entstehen. Damit verliert ein Zentrum alternativer Kultur und Unterhaltung in Jena vorerst seine Räumlichkeiten.
Für die Verantwortlichen bei Schott war der Sicherheitsaspekt ausschlaggebend. Leider kam es in der Vergangenheit vor, dass Gäste beispielsweise die Schranke beschädigten: „Unsere Haftung endet nun mal an der Tür“, fasst Robert Gärtner, Vorstandsmitglied bei Caleidospheres, die Problemlage zusammen. Für eventuelle Schäden auf dem Gelände haftet die Firma, die das Grundstück und damit auch das Gebäude im vorletzten Jahr erwarb.
Verhandlungen mit Schott wurden ausgiebig geführt. Auch wenn dort einige das Projekt befürworteten, konnten die eigentlichen Entscheidungsträger nicht erreicht werden. Nun wurde dem Verein eine fristgemäße Kündigung für Ende Juli ausgesprochen.