Die Blutspende – eine gute Sache. Spenden gegen Geld? Eine umstrittene Praktik, die an fast jeder Blutspendeeinrichtung durchgeführt wird. In Jena gibt es zwei Möglichkeiten, um Blut oder Plasma zu spenden und dafür bezahlt zu werden: zum einen die privatwirtschaftliche Einrichtung „Haema“ in der Goethe-Galerie, zum anderen das Transfusionsinstitut der Uniklinik in der Stoystraße. Auch wenn sich beide Einrichtungen im Kern ähnlich sind, bestehen deutliche Unterschiede.
Teil 19: Die „Drogerie Bein“ in der Katharinenstraße
Von Isabella Weigand
Foto: Christian Fleige
An einer der unzähligen einsamen Straßenecken in der Nähe der vielbefahrenen Lutherstraße behauptet sich seit beinahe 25 Jahren ein Mann im knallharten Geschäft der Schönheitspflege. Wacker schwimmt er gegen den großen Mainstream der zungenbrecherischen und absurden Pflegemittelindustrie.
Unscheinbar, aber voll geduldiger Entschlossenheit lugt Manfred Bein auch heute wieder hinter seinem Tresen hervor. Die Lesebrille ist ihm auf die Nasenspitze gerutscht, als er gerade einem seiner Kunden zum Abschied winkt. Bereitwillig schiebt er sie ein Stück höher auf den sicheren Nasenhügel und beginnt zu erzählen: „Die Drogerie habe ich von meinem Großvater übernommen, der führte den Laden schon seit 1928 – vorher war es ein Lebensmittelgeschäft“.
Widerstand gegen das vierte rechtsradikale “Fest der Völker”
Von Anne Dünger
Sitzen wir’s aus!
Foto: Florian Sokoll
Pa-ramm, pa-ramm, schleift das Bodenblech der Straßenbahn über den Kies im Gleisbett. Die Stimmung hat etwas von der vorfreudigen Aufgeregtheit bei Klassenfahrten. Aber die etwa 250 Menschen, die sich an diesem Morgen des 12. Septembers in der Enge der Straßenbahn drängen, werden nicht von Klassenlehrern zurechtgewiesen, sondern von Ordnern des Aktionsnetzwerks gegen Rechtsextremismus. Und begleitet werden sie auf Schritt und Tritt von den Sondereinsatzkräften der Polizei.
Anlass des Ausflugs ist wieder einmal das sogenannte „Fest der Völker“. „Wieder einmal,“ das ist auch ein dumpfes Bauchgefühl, das wohl nicht wenige der Demonstranten auf dem Weg zum Pößnecker „Schützenhaus“ begleitet, dem diesjährigen Ort des Nazitreffens. Zum mittlerweile vierten Mal fand das „FdV“ statt und etablierte damit nicht nur eine traurige Tradition der rechten Szene in Thüringen, sondern auch eine Tradition der Gegendemonstrationen und Sitzblockaden.
Diskussion um NS-Vergangenheit eines Jenaer Reformpädagogen
Von Matthias Benkenstein
Reformpädagoge Peter Petersen
Foto: Jenaplan-Archiv
Er war schon nach Adolf Hitler benannt und auch nach Karl Marx. Seit der Wende trägt der Jenaer Platz zwischen Arbeitsamt und Seidelparkplatz den Namen Peter Petersens. Jetzt ist ein Streit darüber entbrannt, ob der Platz erneut umbenannt werden soll. Denn Petersen (1884-1952) war nicht nur Reformpädagoge und Erfinder des sogenannten Jena-Plans, sondern auch Rassist und NS-Opportunist.
Angestoßen hat die aktuelle Diskussion eine Studie des Frankfurter Erziehungswissenschaftlers Benjamin Ortmeyer. Seine Arbeit beleuchtet das Leben von vier Erziehungswissenschaftlern, die nach dem Zweiten Weltkrieg großen Einfluss auf die Erziehungswissenschaften in der Bundesrepublik hatten: Eduard Spranger, Hermann Nohl, Erich Weniger und Peter Petersen. Im Zuge seiner jahrelangen Recherchen entdeckte er Aufsätze wieder, die deutlich wie nie die Nähe der vier Personen zur Nazi-Ideologie belegen.
(pbm)
Zur Vorbereitung auf das rechtsextreme “Fest der Völker”, das am 12. September in Pößneck stattfinden soll, bietet das Jenaer Aktionsnetzwerk gegen Rechtsextremismus verschiedene Veranstaltungen an.
So findet am 2. September die Buchpremiere des Ratgebers “Erste Hilfe gegen Nazis” um Weiterlesen →
Die gute Nachricht zuerst: Die Instandsetzung des Westbahnhofs hat bereits begonnen. Die schlechte: Bisher hat es kaum jemand gemerkt. Und das, obwohl sich in der letzten Zeit schon einiges getan hat am – rein nach dem Fahrgastaufkommen gerechnet – zweitgrößten Bahnhof Thüringens. Graffiti sind entfernt und die Bahnsteigüberdachung ist saniert worden, es wurde gemalert und die Bahnhofshalle erhielt neue Türen.
Das Wort „aber“ ist eigentlich ein beeindruckendes sprachliches Instrument. Im deutschen Sprachgebrauch erfreut es sich großer Beliebtheit und wird vielseitig und kreativ verwendet. So findet man es beispielsweise in Satzkonstruktionen wie „Ich hab ja nichts gegen Ausländer, aber…“ oder „Ich bin kein Rassist, aber…“. Fast scheint es, als wären Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in Deutschland völlig ausgestorben. Niemand ist mehr Rassist. Stattdessen gibt es „Sachen, die man einfach mal sagen muss.“ Und „deutsche Partys“ muss man wohl auch einfach mal feiern dürfen.