Puccinis „Turandot“ feierte am Weimarer DNT Premiere
Von Johannes Weiß
“Nun, Fremdling, das Eis, das Feuer gibt, was ist es?”                 Â
Foto: Charlotte Burchard |
Manchen mag es überraschen: Trotz ihrer vergleichsweise geringen Dauer von nur zwei Stunden besteht Puccinis Oper „Turandot“ nicht nur aus dem Schlager „Nessun dorma“ – bekannt aus Funk und Fernsehen und zuletzt so ergreifend mittelmäßig interpretiert von Kitschnudel Paul Potts. Da wirkt es fast schon wie ein ironischer Kommentar, dass Andrea Moses mit ihrer Ende März angelaufenen Turandot-Inszenierung am DNT Weimar gerade die Macht der Medien und deren suggestiven Einfluss auf die Massen thematisiert.
Die letzte und unvollendet gebliebene Oper Puccinis handelt von der chinesischen Prinzessin Turandot, die jedem Bewerber um ihre Hand drei Fragen stellt; kann er diese nicht korrekt beantworten, muss er seine Unwissenheit mit dem Leben bezahlen. Auf der Weimarer Bühne wird das Ratespiel samt nachfolgender „Live-Hinrichtung“ zum Medienspektakel: Schwarz-weiß gekleidete und Champagner schlürfende Touristen besetzen die Ränge eines arenaförmigen Fernsehstudios; der Mandarin (Philipp Meierhöfer) erscheint nicht als gewissenhafter Beamter, sondern als schillernder Conférencier mit Schlaghose und Plateauschuhen. Mit Hilfe von beschrifteten Schildern, auf denen im Stück vorkommende Schlagwörter wie „enigmi“, „sangue“ oder „morte“ stehen, stimmt er das Publikum auf das kommende Event ein: die Ermordung des Prinzen von Persien, des letzten glücklosen Kandidaten.