Leserbrief – Ich will nicht gegendert werde

von Johanna Bärhold

Anscheinend ist es in aller Munde – ob beim Stura, dem Akrützel oder den Professoren. Überall kämpfen Studierende, ProfessorInnen und Bürger*innen um das Recht, nicht hinter der männlichen Form zu verschwinden, sondern genannt zu werden.

Auch ich fühle mich diskriminiert. Bin ich anders, bin ich besonders oder bin ich nicht normal? Mich beschleicht ein komisches Gefühl, als sei ich Außenseiter  – allerdings jedes Mal, wenn ich als Frau einen „gegenderten“ Text lese.

Anscheinend gehöre ich nicht zu den Studenten, denn man muss daraus erst Studierende machen, bevor ich mich angesprochen fühlen darf. Ich bin auch kein Bürger dieses Landes, zuerst müssen BürgerInnen, Bürger*innen oder Bürger_innen daraus werden. So ein Schwachsinn!

Ist es nicht viel diskriminierender, erst dazu sagen zu müssen, dass auch Frauen gemeint sind?

Ich fühle mich angesprochen. Deutscher, Student, Autofahrer, Konsument. Das alles bin ich und ich hoffe nicht, dass das jemand bestreitet.

Viele begründen ihren Kampf für das Gendern mit dem Ziel, man wolle Frauen gleichberechtigt machen… Doch erreicht man Gleichheit durch Differenzierung? Ist es nicht vielmehr ein Zeichen von Gleichheit und Gleichberechtigung, wenn man alle mit einem Wort anspricht? Und das ist in der deutschen Sprache nun mal  meistens die männliche Form. Na und? Ich glaube kaum, dass eine weitere Verkomplizierung unserer ohnehin schon so komplexen Sprache notwendig ist.

Versteht mich nicht falsch, ich will Veränderung. Es ist unumstritten, dass Frauen in vielen Bereichen das Nachsehen haben und den Männern hinterherstehen. Keine Frage. Aber sollte man nicht lieber seine Zeit und Energie in eine strukturelle Veränderung stecken? Sollte man nicht lieber dafür kämpfen, dass man bei dem Wort „Manager“ genauso selbstverständlich an eine Frau denkt, wie an den smarten Geschäftsmann mit Aktenkoffer?

Allgemein

11 Antworten auf Leserbrief – Ich will nicht gegendert werde

  • jaja, Sprache ist nämlich nicht im geringsten Struktur und wenn ein generisches Maskulinum benutzt wird, wird nun einfach mal die männerzentrierte Perspepktive reproduziert. Wenn also immer nur von “Managern” gesprochen wird, dann kommt automatisch das Bild von Männern* in den Kopf. Zum Weiterlesen hilft die Wikipedia, von dort aus können die verschiedenen Studien, die belegen, dass das generische Maskulinum eben NICHT geschlechtsneutral verstanden wird, gefunden werden: http://de.wikipedia.org/wiki/Generisches_Maskulinum#Argumente_gegen_das_generische_Maskulinum
    aber Herr Johanna Bärhold kann sich natürlich weiterhin so ansprechen lassen, wie er es gerne möchte.

  • da wägen wir einfach die eine mit der anderen Diskriminierung ab…sehr gut, eine relativistische Betrachtung der Welt hilft allen Beteiligten.
    Warum ist Nicht-angesprochen-fühlen gleich Diskriminierung? Diskriminierung ist ein strukturelles Problem, es mit persönlichen Befindlichkeiten gleich zu setzen und dazu anderen Frauen* implizit abzusprechen, gern in der weiblichen Form angesprochen zu werden (das ermöglicht die deutsche Sprache nämlich im Gegensatz zur Englischen), ist mehr als arrogant.

  • Ein toller Leserbrief!

    Wenn die werten Herrschaften nichts anderes zu tun haben, als sich über solche Lappalien den Kopf zu zerbrechen… Im Laufe der Geschichte hat es sich nun einmal so entwickelt, dass die männliche Form der Anrede dient. Und ich als Frau habe absolut kein Problem damit. Wenn diese Kleinigkeiten es wirklich wert sind, Kraft und Energie darauf zu verwenden, frage ich mich ernsthaft: haben wir nicht eigentlich ganz andere, wichtigere Probleme?

  • Nehmen wir mal an, diese sprachmodifizierung wäre sinnerfüllend. Warum werden negativ behaftete Begriffe dann oft außen vor gelassen? Ich habe z. b. noch nie von vergewaltigerinnen gehört. Wenn’s in die Richtung geht wird das ganze gern mal unter den Tisch gekehrt. Dann steht das auf einmal nicht im Vordergrund. Klar, der Sachverhalt ist dann wichtiger. Aber das gilt in jeder Situation. Frauen, die zwanghaft eine Gleichstellung dort verlangen, wo es nicht mehr mit ihren Fähigkeiten zu tun hat, sondern nur noch um die Fassade geht, verlieren mir gegenüber jeglichen Respekt. Die wollen keine Gleichstellung, Nein, Sie wollen sich hervorheben. Und das ist das Gegenteil von dem, was Sie angeblich erreichen wollen. Wie ein trotziges Kind, was sich einfach nicht durchsetzen kann, weil es einfach nicht die Befähigung besitzt. Es gilt auch weiterhin: Karriere macht, wer das zeug dazu hat. Wenn nicht, bleibt er auf der Strecke. Und das gilt auch für Frauen. Und aus dem Gesichtspunkt ist auch eine sogenanntem Frauenquote der falsche weg.

  • Es gibt schon Vergewaltigtigerinnen, nur nicht so oft. Da es für eine Frau schwer ist einen Mann, schwerer ist, einen Mann zum Sex zu zwingen als umgekehrt. Warum kann sich wohl die Studierendenschaft denken. Ich muss in letzter Zeit oft diese Diskussion führen und frage mich Warum? Ich habe eine tolle Antwort von einem Professor bekommen. Wir haben es fast 2000 Jahre lang so gemacht, jetzt machen wir es 2000 Jahre lang anders rum… Als Kommentar auf die Herr Professorin Geschichte. Er ist also völlig okay damit… Ich denke, dass ein umdenken in der Uni beginnen muss. Wo sonst? Ob ich mir jetzt 2 Stunden mehr Zeit nehme um die Arbeit zu gendern, stört mich nicht. Die Zeit haben alle. Die Sprache gibt uns die Möglichkeit alle anzusprechen mit geringem Aufwand. Es ist am Anfang unbequem, aber deswegen die Hälfte der Bevölkerung ignorieren? Ich verlange nicht von meinem 70 Jahre altem Opa diese Umstellung. Aber ich werde immer wieder ein Nachdenken von der zukünftigen Elite fordern. Keine und Keiner ist dabei gleich perfekt, der Versuch zählt. Klar bewegen Taten mehr als Worte. Deswegen sollten diese aber nicht aus Bequemlichkeit missachtet werden. Und damit stelle ich mich auch gegen alle Damen und andere Geschlechter denen es reicht Mitgemeint zu werden….

  • ey, sorry, aber neeeee.. ersten stört das ungemein den Lesefluss. Und die Abkürzungen mit Binnen-I und slash (/) und stern (*) sind grammatikalisch und syntaktisch Nonsens. Meinetwegen sollen die Begriffe alle generell femininisiert werden.. Wir Kerle machen dann jedenfalls keinen Aufriss, dass wir nicht mitgenannt werden. Denn so eine Genderbewegung ist lächerlich und ist das beste Beispiel dafür dass viele Studenten protesteiern/demonstrieren/sich für etwas stark machen, nur um es zu tun. Ohne jedoch drüber nachzudenken oder wirklich aktiv etwas zu unternehmen. alles Polemik. Studenten sind heutzutage teilweise so intellektuell, dass sie den Bullshit, für den sie sich einsetzen, einfach nicht mehr raffen. Die sprache lebt. Sie entwickelt sich. sie hat sich bis hierher entwickelt. Wenn sie einst eine andere Richtung einschlagen wird.. okay.. Aber sowas geht nicht auf Biegen und Brechen. Das grenzt schon an Orwell’s Neusprech. Es mag ja sein, dass das Patriarchat der Vergangenheit ind das grammatikalische Geschlecht eingewirkt hat. das kann man aber unter etymologie verbuchen. heute interessiert das grammatikalsiche Geschlecht keine Sau mehr. und frag die Germanisten: das generische Maskulinum hat nichts mit dem natürlichen Geschlecht zu tun. dann müsstest du auch bei den Geschlechtern von gegnständen erbost sein. Warum heißt es der Tisch? Warum sind Schiffsnamen immer generisch feminin? lass uns doch einfach alle Nomen versächlichen.. da hat keiner ein Problem.. ach ja.. moment. da braucht man dennoch ein Geschlecht, weil es die Grammatik fordert. Und da willst du alles femininisieren? was ist das denn für ne Gleichstellung? und was ist mit den generischen Feminina? werden die gleichmäßig auch maskulinisiert? Fakt ist: jeweils eine gegengeschlechtliche Form zu erschaffen und immer mitzunennen grenzt an Vergewaltigung der Sprache und des Rede-/Leseflusses.

  • es gibt mittlerweile genügend empirisches material dazu: bei verwendung des generischen maskulinums in texten gehen die leserinnen nicht davon aus, dass “frauen mitgemeint” sind. http://diestandard.at/1325485955099/GenderSprache-Man-meint-nicht-alle
    das ändert sich auch nicht, weil eine briefeschreiberin sich zufällig durch das gen. maskulinum repräsentiert “fühlt”.

    besonders pefide auch ihre argumentation, man solle nicht so viel energie in den kampf für das gendern stecken, sondern gegen sexismus kämpfen. die schlaue person lässt dabei mal eben unter den tisch fallen, dass der kampf erst nötig ist, /weil/ sexistinnen und gendergegnerinnen einen kampf nötig machen. gendern ist eine ziemlich kleine, einfache, aber wirkungsvolle sache.

  • Warum nicht einfach amerikanisch Gendern? Liest sich viel angenehmer.
    z.B. so:
    “Ein Student ließt das Akrützel und sie fragt sich ‘Wieso nicht einfach so gendern?’ ”
    Rosa gendert in seinen Vorlesungen so und das merkt man gar nicht.

  • So ein pseudophilosophischer Mist. Selten So ein Dreck gelesen

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