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Philo-Institut lässt Hüllen fallen

Seit dem 31. Mai ist die Büste des antisemitischen Philosophen Fries nicht mehr verhüllt. Mit ihr stehen viele Fragen im Raum.

von Veronika Vonderlind

Ein umstrittenes Stück Bronze im Seminarraum. Foto: Henriette Lahrmann

Der Institutsrat der Philosophie stimmte für die Enthüllung der Büste des Philosophen Jakob Friedrich Fries im Seminarraum Z12 in der Zwätzengasse. Diese wurde 2000 dem denkerischen Kopfquartett aus Frege, Hegel, Schelling und Fichte hinzugefügt und zunehmend Gegenstand kritischer Auseinandersetzung. Grund dafür sind Fries’ dezidiert antisemitische Schriften, die auch zum Zeitpunkt der Installation bekannt waren und die Ausstellungsgeste stark in Frage stellen. Überdies fehlte damals wie heute fachlicher Konsens über Fries’ philosophische Relevanz, die eine derartige Hervorhebung mehrheitlich rechtfertigt. Fachschaftsrat und Institut vertieften daher in den vergangenen drei Jahren die Diskussion über den Umgang mit der elitären Wanddekoration und ihre Implikationen. 2020 schlug der FSR als vorläufigen Lösung vor, eine Husse über die Fries-Nachbildung zu ziehen.

Umwegreiche Zurücksetzung

Nun ist die Bedeckung abgenommen und der Zustand des Jahrtausendbeginns wieder hergestellt. Mit einer Ausnahme: Zwei Hinweisschildchen weisen nun verhalten auf den Antisemitismus des Dargestellten hin. Dieses geringe Ausmaß sichtbar praktischer Umarbeitung ist insbesondere deshalb bemerkenswert, weil zwei Seminare stattfanden, die eine philosophisch-reflektierte Lösung der Büstenfrage anstrebten. Die umfangreichen theoretischen Ergebnisse dieser Beschäftigung sind auf der Website des Arbeitskreises erinnern:gestalten zusammengefasst. Auch auf die seltsamen Implikationen einer Wiederenthüllung wird dort hingewiesen. Außerdem lassen sich die Gestaltungsvorschläge für die Büste einsehen, die angesichts der schließlich realisierten minimalistischen Variante kontrastreich und kreativ wirken.

Auch wenn mit der Entfernung der Bedeckung zunächst eine Entscheidung getroffen wurde, bleibt der Frieselefant im Raum und verweist auf viele Fragen und Probleme. Der Friesweg und die Ehrenskulptur Fries’ am Fürstengraben scheinen sich davon unberührt in Unauffälligkeit aufzuhalten.

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