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Wird jetzt alles besser?

Der Stura streitet um den Fortbestand der studentischen Prüfungsberatung.

von Julian Hoffmann und Isabella Weigand

Eine Abstimmung im Stura | Foto: Julian Hoffmann

Die derzeitige studentische Prüfungsberatung soll ersetzt werden. Zumindest wenn es nach den Stura-Mitgliedern Scania Steger und Marcus Dao geht. Die haben für die erste Stura-Sitzung im Februar einen Antrag gestellt, wonach nicht mehr wie bisher ein Studierender als Prüfungsberater beim Stura angestellt werden soll, sondern ein Anwalt auf Honorarbasis. Die Antragsteller sehen darin eine Erhöhung der Professionalität. „Der Vorteil ist die Rechtsverbindlichkeit der Beratung und die Möglichkeit, Studierenden eine fundierte Empfehlung für Klageverfahren zu geben,“ schreiben sie in der Erklärung ihres Antragstextes. Die derzeitige Prüfungsberatung ist nicht rechtsverbindlich, was heißt, dass sie wegen möglicher Falschberatung nicht haftbar gemacht werden kann. Das wollen Marcus und Scania nun ändern. Der Antrag löste während der Stura-Sitzung hitzige Diskussionen aus. Die Mitglieder der Emanzipatorischen Linken Liste (Elli) stellten sich gegen den Antrag und zeigten sich kaum kompromissbereit, die anderen politischen Gruppen wie RCDS und AEM sprachen sich mehrheitlich positiv für den Antrag aus. Schließlich wurde der Beschluss vertagt. Seitdem mobilisieren die Ellis durch Flyer und auf Social Media unter #fingerweg für den Erhalt der derzeitigen studentischen Prüfungsberatung. 

Finger weg!

Jordi Ziour, Stura-Mitglied für die Ellis, erklärt: „Wir sagen, die Prüfungsberatung muss mehr als eine reine Rechtsberatung sein. Wenn zum Beispiel Studierende Probleme mit Professoren haben, dann ist das vielmehr auch eine soziale Beratung. Und das ist nicht der Kompetenzbereich eines Anwalts.“ So kämpfen die Ellis für ein niedrigschwelliges Angebot auf Augenhöhe der Studierenden. 

Es scheint, als würden sie dabei besonders an dem derzeitigen Prüfungsberater hängen. Denn der ist nun mal nicht irgendjemand: Mike Niederstraßer macht seit 12 Jahren diesen Job und seit noch längerer Zeit ist er selbst Studierender. Momentan studiert er Soziologie und Kunstgeschichte im Bachelor. Er berät alle Studierenden in Prüfungsangelegenheiten außer bei Studiengängen mit Staatsexamen. Dafür gab es bis etwa November 2018 eine separate Anlaufstelle.

Er beschreibt seine Arbeitsstelle so: „Man sollte keine ausgeprägte Antipathie gegen Gesetzestexte haben. Alle Fragestellungen haben einen juristischen Bezug, aber die Lösungen sind nicht immer juristisch.“ In Zweifelsfällen müsse Mike den Rat eines Anwalts einholen oder an einen Anwalt verweisen. Neben der individuellen Beratung sieht er seine Rolle auch als Vermittler. Mit seinem Wissen über Probleme bei Prüfungen berät er Fachschaften und Fakultätsräte und stößt Änderungen bei Prüfungsordnungen an. Mike befürchtet, dass das bei einem Anwalt wegfallen würde. Außerdem kritisiert er, dass der Jurist nur für Präsenzstunden bezahlt werden würde, Zeit zur Vor-oder Nachbereitung* aber nicht ersichtlich sei. Er appelliert: „Eigentlich müssten wir die Prüfungsberatung sogar noch aufstocken, denn ich habe Überstunden und die Anfrage ist hoch.“ 

Anwalt her! 

Hier ergänzt Scania, dass der genaue Inhalt der anwaltlichen Arbeit durchaus noch verhandelt werden könne und müsse. Sie sieht ihren Antrag hauptsächlich als Anstoß für eine Umstrukturierung der Prüfungsberatung. Diese muss erfolgen, denn Arbeitgeber für Mike ist nicht der Stura der FSU alleine, sondern auch die Studierendenvertretung der EAH. Die hat nun genau das beschlossen, was auch Scanias und Marcus’ Antrag vorsieht: den studentischen Prüfungsberater bis spätestens 2020 mithilfe einer Kooperation mit dem Studierendenwerk zu ersetzen. Scania schlug vor, Norbert Plandor als Anwalt einzusetzen, der bereits für die Rechtsberatung der FSU und der EAH zuständig ist. 

Als Grund für die Umstrukturierung sieht Stura-Vorstandsmitglied der EAH Martin Schmidt ähnlich wie Scania eine höhere Professionalität: „Ich hoffe, dass das neue Angebot Vertrauen schafft, gut angenommen wird und die ratsuchenden Studierenden von der Expertise eines Anwalts profitieren können.“ Außerdem habe es Kommunikationsprobleme zwischen dem Stura der EAH und Mike gegeben: „Ich selbst bin seit 2013 im Stura der EAH Jena und seitdem hat der Stura keine konkreten Zahlen bekommen.“ 

Mike erwidert, er habe immer wieder angeboten mit dem Stura der EAH während einer Sitzung ins Gespräch zu kommen. Doch daraus wurde nichts. Auch einen Jahresbericht sei Mike immer noch schuldig, sagt Martin. 

Heute wird in der Stura-Sitzung wieder über den Antrag diskutiert, die Prüfungsberatung umzustrukturieren. Aller Voraussicht nach soll dabei auch final abgestimmt werden. Mike prognostiziert eine sehr knappe Entscheidung.

AKTUALISIERT: Die Entscheidung ist gefallen. Der Stura der FSU hat den Antrag von Scania angenommen. Die Stoßrichtung für die Umstrukturierung ist damit festgelegt. Zuvor hatte sie selbst einen Änderungsantrag gestellt, der Eingang in den Beschlusstext gefunden hat. Es soll nun parallel zur geplanten Kooperation mit dem Studierendenwerk eine langfristig angelegte Arbeitsgruppe mit dem Stura der FSU, dem Stura der EAH, dem Studierendenwerk und der Prüfungsberatung geben.

Weiterlesen: Was Studierende machen können, wenn es Stress mit den Prüfungen gibt und wo es Hilfe gibt, steht in der aktuellen Ausgabe des Akrützel.

*Ergänzung der Redaktion: Konkreter bedeutet das, außerhalb der Präsenzstunden würde die Zeit beispielsweise dafür genutzt werden, Akteneinsichten zu analysieren, Anträge zu verfassen, Mail- und Telefonkontakt mit den Studierenden zu halten, Prüfungsordnungen zu lesen und Strategien zu entwickeln.

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