So ein Kanon ist eine tolle Sache. Der macht das Leben leicht und gezieltes Namedropping schindet mächtig Eindruck: Flaubert, Tolstoi und Kubrick – schon kriegen Studis feuchte Unterhosen. Ganz schnell outet sich als Prolet, wer die große Kunst nicht als solche erkennt.
Wir starten eine neue Serie und widmen vermeintlichen und echten Meisterwerken Liebeserklärungen und Hasstiraden. Den Anfang macht Vladimir Nabokovs Lolita.
FAT – eine Chiffre, drei Buchstaben nur und dennoch von tausenden Fans elektronischer Musik verstanden. Freude am Tanzen, das Jenaer Musiklabel, ist die Speerspitze der Technokultur in Mitteldeutschland. Seit seiner Gründung vor 15 Jahren hat sich das Label zu einem der wichtigsten in diesem Genre entwickelt. Die vertretenen Künstler bespielen Clubs, Festivals oder dunkle Kellerdiscos auf der ganzen Welt.
Jenas erste Professorin Mathilde Vaerting im Porträt
von Christoph Renner
In Jena gibt es, fernab vom Fürstengraben, an dem die Büsten der großen Männer der Universität stumm Kopf an Kopf stehen, eine Mathilde-VaerÂting-Straße. Wer war diese Frau? 1884 geboren, feministisch, revolutionär, eigensinnig und Zeit ihres Lebens unverheiratet. Die erste Jenaer Professorin ist in ihrem Leben und Wirken ständig in Konflikt mit dem bestehenden System geraten.
Robert Zabloschi wohnt in Erfurt und schreibt seit Mitte Januar einen plastikfreien Blog. In diesem beschreibt er, wie er sich auf seinen Selbstversuch, einen Monat lang komplett auf Plastik zu verzichten, vorbereitet. Mit uns sprach er über die Hintergründe seines Selbstversuchs, welche Ideen er dabei wie umsetzen möchte und welche Alternativen es zum Plastikverbrauch gibt.
Plastic free – heißt das auch einen Monat lang nicht die Zähne zu putzen?
So würde ich das nicht sagen. Es gibt doch auch Zahnbürsten aus Bambus, die komplett kompostierbar sind. Im Internet gibt es sogar Anleitungen, wie man Zahnpasta selber machen kann. Schwieriger ist es hingegen bei Duschgels: Das Einzige ohne Plastikverpackung ist da Kernseife.
Echte Solidarität gibt es nur noch unter Tabakfreunden. Einen Raucher kannst du immer anpumpen. Oder jemals folgenden Satz gehört? „Du, sorry, ich wollte diese Woche echt mal ein bisschen sparsamer mit den Kippen umgehen.“ Nein? Richtig, sagt auch niemand, außer entmenschlichten Turbokapitalisten und Start-Up-Schnöseln. Und die gehören – genau wie militante Nichtraucher – ohnehin kräftig gemittelfingert. Punkt. Vorzug I lautet demnach: Rauchen ist sozial.
Einblicke in die schöne neue Uniwelt des Jahres 2016
von Marcus Rockoff und Louisa Reichstetter
2006 wurde die Thoska in Jena eingeführt. Damals malten sich die Akrützel-Redakteure orwellsche Schreckensszenarien aus, welche die elektronische Karte mit sich bringen könnte.
„Die Bibliothek wird in wenigen Minuten schließen,“ tönt es aus den Lautsprechern der Thulb. Es ist die letzte Möglichkeit, noch schnell einige Bücher für das Wochenende auszuleihen. Am Ausleihschalter grüßt die Bibliotheksfachkraft mit stoischer Freundlichkeit und nimmt die mitgebrachten Bücher in Empfang. Nachdem die Barcodes eingescannt wurden und „Thoska V. 6.0“ zur Identifikation vorgezeigt wurde, blickt die Bibliothekarin nochmals leicht verwundert auf ihren Bildschirm: „Sie können zwar George Orwell und Aldous Huxley bis zum 9. Dezember 2016 ausleihen, aber wozu brauchen sie diese denn? Sie studieren doch gar nicht Neusprech, sondern Astralphysik im dritten Semester.“
Ich mache Schluss mit dir. Ich halte das nicht mehr aus. Du hast es auf die Spitze getrieben und mich zu diesem Schritt gezwungen. Allein heute morgen: erstmal musstest du deine drei Anrufe in Abwesenheit, fünf SMS, 35 WhatsApp-Nachrichten und 16 neuen Tinder-Matches im Bett abarbeiten. Nur, um dann panikartig unter der Dusche zu verschwinden und mich zu verfluchen, wie Edmund Stoiber seinen Problembären. Hör zu: Ich bin nicht verantwortlich für dein Prokrastinationsproblem. Ich bin nur dein Smartphone.