“Mein Hahn ist tot”

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Katzenjammer verwandelt die Kulturarena in eine Räuberhöhle

Von Anna Zimmermann

Foto: Mathias Fossum

„Art des Labels: Indie.“ Dabei blitzen vor dem inneren Auge Bilder von Mädchen mit Gitarren, dicken Ponys, ausgelatschten Stoffschuhen und zarten Stimmchen auf. Wen dieses platte Allerweltssiegel nicht abschreckte, am Donnerstagabend das Konzert der norwegischen Band „Katzenjammer“ auf dem Theatervorplatz zu besuchen, den erwarteten vier kernige Frauen, mit handfesten Instrumenten und noch handfesteren Stimmen.

Piratenprinzessinnen hätten sie sein können – lediglich ein Rumfass fehlte, von dem Turid, Solveig, Marianne und Anne ihre Mischung aus Polkapop, skandinavischer Volksmusik und Westernmusik hätten schmettern können. Ein bisschen Klamauk, ein bisschen Kabarett und viel Selbstironie ließen die Damen aus Oslo verspüren, während sie beherzt in die Seiten einer Bass-Balalaika griffen, auf ein Xylophon einklimperten oder ein Akkordeon quetschten. Den Oberbefehl hatte dabei anscheinend Marianne, die in einer Offiziersuniform auf der Bühne stand und stattlich salutierte. Die restlichen Musikerinnen wirkten in Saloonbardamenkleid und schlichtem Schwarz daneben umso zärter und bezaubernder, auch wenn sie nicht weniger energisch auftraten. Rasant und beinahe hyperaktiv gestalteten sie den Abend, wechselten untereinander munter die Instrumente und warfen ihre Beine in die Luft. Wie Kapitäninnen Flint schifften sie sich durch die grollenden und manchmal schon bedrohlich düsteren Töne ihres Debut-Albums „Le Pop“. Der Elan der Band demonstrierte sich besonders im Gesang der Band. Mal unisono, mal vielstimmig, in jedem Fall stimmgewaltig sangen – oder schrieen – sie ins Publikum, als würde eine starke Meeresbrise ihre Stimmen sonst davontragen.
Spaß schien es ihnen offensichtlich zu machen: Schon fast anstrengend gut gelaunt animierten sie das zunächst etwas träge Publikum zu allerhand Interaktivitäten wie Mitklatschen in erhöhtem Schwierigkeitsgrad oder dem Nachsingen von rollenden, norwegischen Textzeilen, sodass es schlussendlich erfolgreich im Takt schunkelte. Durch das Covern einiger bekannter Volks- und Poplieder bestätigte die Band ihren Folk-Einschlag – und zeigte wiederum, dass es ihr hauptsächlich um den Spaß, das „Possenreißen“, die Unterhaltung und nicht um tiefgründige Texte geht. Auch ein allzu großer musikalisch-kunstfertiger Anspruch ist wohl nicht zu erfüllen, wenn Instrumente derart rasant ausgetauscht werden. Genauso wie die Stimmen der Frauen ist ihr Einsatz aber mehr als eindrucksvoll. Mit viel bösem Willen könnte man den Gesang von „Katzenjammer“ tatsächlich als das, Katzenmusik, bezeichnen. Dass sie nicht interessant und ungewöhnlich unterhalten hätten, lässt sich allerdings nicht behaupten.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Markus Kämmerer

    Hi,
    die musikalischen Qualitäten wegen dem häufigen Instrumentenwechsel zu reduzieren ist glaube ich bei dieser Band nicht angemessen, denn diese war durchaus hoch, relativ unabhängig vom gewählten Instrument.
    Eine weitere Konzertkritik und Fotos vom Konzert gibt es übrigens in meinem Blog: http://blog.happyarts.de/3699/katzenjammer-in-der-kulturarena
    Markus
    P.S. Das Copyright (und der Link) am Foto ist falsch, es ist das offizielle Promotion-Bild der Band, hat nichts mit der Kulturarena oder Marina Flämig zu tun.

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