Melancholie und Wohlbefinden

Emiliana Torrini verzauberte auf der Kulturarena durch ihre Stimme und ihre Natürlichkeit

von Kristin Haug

Foto: Kristin Haug

Ein Sonnenstrahl, der sich durch staubige Räume schlägt und Licht ins Dunkel wirft, vermittelt ein Gefühl von Melancholie und Wohlbefinden zugleich. So Weiterlesen

Spielfreudige Katzen

“The Cat Empire” begeisterten das Kulturarena-Publikum

Von Philipp Böhm

Foto: Kristin Haug
Foto: Kristin Haug

Mittwochabend, kurz nach acht. Über 2.500 Menschen haben sich auf dem Theatervorplatz versammelt, um die “Down Under”-Truppe Cat Empire zu sehen. Kaum hat die Veranstalterin ihre kurze Ansprache über die 18. Kulturarena und das tolle Wetter beendet, hüpfen auch schon die sieben Australier auf die Bühne und legen los.

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Esperanza zupft Kadenzen

Nachwuchsjazz auf der Kulturarena

Von Louisa Reichstetter (Text + Fotos)

Es gibt Professoren, die sind um die 50, haben graue Haare und leben an ihrem Schreibtisch. Und es gibt Professorinnen, die sind 24, haben eine wilde Lockenmähne und bringen tausend Leute im Regen dazu, Bossa Nova zu singen. Zugegeben, Letztere sind ziemlich einmalig. Es handelt sich um die US-amerikanische Bassistin Esperanza Spalding. Sie lehrt als bisher jüngste Dozentin am Berklee Music College in Boston und tourt mit ihrer Band um die Welt. Samstagabend bezauberte sie die Kulturarena.

Es ist im Jazz nicht nur selten, dass eine Frau den Bass spielt. Spalding singt auch noch gleichzeitig – ein gänsehauttreibendes Kunststück, da der Bass stets kontrapunktisch gegen die Melodie argumentiert. Bei genauem Hinhören allerdings übernahm der junge Argentinier Leo Genovese an Piano und Hammondorgel oft unterstützend und zurückhaltend die Baseline.

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Wilhelm Tell in Hotpants

Theaterspektakel zur Eröffnung der Kulturarena

Von Louisa Reichstetter

Foto: Joachim Dette

Was ist Mut, was Freiheit und was macht einen Helden aus? Keine geringeren Fragen beschäftigten Friedrich Schiller bei der Verarbeitung des Schweizer Nationalepos „Wilhelm Tell“ für sein gleichnamiges Bühnenstück 1804.

Mut bewies das Team um Regisseur Markus Heinzelmann weniger mit der Auswahl des Stücks – schließlich feiert Schiller derzeit 250. Geburtstag – als mit der Inszenierung: Sie entfernt sich, nur wenige Schritte vom Schillerhaus, sehr weit von ihrem Ausgangsmaterial.

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Kunitzer Champagner

Johann Strauss‘ „Die Fledermaus“ im UHG-Innenhof

Von Johannes Weiß

Der Applaus des Publikums war tosend und langanhaltend.

„Nur der Champagner war an allem schuld.“ So mancher untreue Ehemann wäre froh, wenn er sich so leicht aus der Affäre ziehen könnte wie Gabriel von Eisenstein. Nach über zwei Stunden Schwindelei und Schwerenöterei sind keine Vorwürfe, sondern nur noch Lobgesänge auf den „König aller Weine“ zu hören. Mit überschäumender Trinkbegeisterung endete am 28. Juni die diesjährige „Jenaer Hofoper“, die wie im Vorjahr Johann Strauss’ Operette „Die Fledermaus“ auf die Bühne des UHG-Innenhofs brachte. Insgesamt sechs Vorstellungen innerhalb von neun Tagen standen auf dem Programm, unter Mitwirkung der „Akademischen Orchestervereinigung“ der FSU unter Leitung von Sebastian Krahnert, des „Universitäts- und Studentenchors“ und eines professionellen Solistenensembles.

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Die ungeschminkte DDR

Fotoausstellung zeigte „Bewegung von Ost nach OstWest“

Von Isabella Weigand

DDR-Wirklichkeit, wie sie der Rest der Welt nicht kannte. Foto: Harald Hauswald

„Blumen waren immer ausverkauft. Obst war immer ausverkauft. Wir waren recht arm“, bemerkt die achtzigjährige Rentnerin, als sie am Nachmittag bei einem Bummel durch die Goethe-Galerie die ausgestellten Fotografien von Harald Hauswald betrachtet. Wie Helga Hempel blieben noch viele weitere Menschen zwischen dem 8. und 20. Juni vor den Bildern der Ausstellung „Bewegung von Ost nach OstWest“ für einen kurzen Moment stehen und erinnerten sich an den ungewöhnlichen Alltag in der DDR. Die jüngeren Generationen erlebten mit diesen Schwarz-Weiß-Fotos indes einen ganz neuen Eindruck von „Omas Zeiten“: Eine wildtanzende Meute – die Männer vereinzelt mit Irokesenfrisur, knallengen Jeans und Lederjacke ausgestattet – auf einem Punkkonzert in einem Berliner Hinterhof ist wohl sonst nur aus der BRD bekannt.

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Liebesleid in Lobeda

Johannes Weiß und Matthias Benkenstein

Baron Schlafmohn

Ein Schulterschluss im wörtlichen Sinne: Zuschauer wie Schauspieler sitzen zusammengekauert auf dem Boden und bilden eine lange, mehrgliedrige Menschenkette, um gemeinsam der drohenden Gefahr zu trotzen. Die Gefahr trägt den Namen Drosophila und ist die berühmt-berüchtigte Mutter des Barons Schlafmohn. Schon glaubt man an einen Fehlalarm, als es im notdürftig verbarrikadierten Eingangsbereich gespenstisch still bleibt. Doch plötzlich beginnt der aus großen Pappwürfeln zusammengesetzte Schutzwall zu wackeln. Entsetzen macht sich im Raum breit…

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Jeder mit jedem

„Don Giovanni“ feierte am Deutschen Nationaltheater Premiere

Von Johannes Weiß

Wenn die Tochter mit dem Vater…
Foto: Charlotte Burchard

Um es gleich zu Beginn mit dem Zynismus eines Don Giovanni zu sagen: Wäre der Champagner aus der gleichnamigen Arie des spanischen Lebemanns genauso schal und abgestanden wie diese Weimarer Inszenierung, ließen sich wohl nur wenige Damen auf dessen rauschenden Festen blicken. Und die vom Diener Leporello geführte Liste der Liebschaften wäre um einige Namen kürzer.
Der DNT-Operndirektor Karsten Wiegand hat sich selbst an die „Oper aller Opern“ gewagt und hierfür ein funktionelles Bühnenbild gewählt: Holzwände, Gänge, Türen, Treppen und Geländer trennen und verbinden die verschiedenen Bereiche der Handlung, und bei Bedarf dreht sich das Ganze sogar noch. So weit, so gut. Auch der Verzicht auf eine starre Gegenüberstellung vom skrupellosen Verbrecher Don Giovanni und seinen wehrlosen Opfern erscheint sinnvoll und öffnet einen vielversprechenden Zugang zu Mozarts „Dramma giocoso“.

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