Schillers “Don Carlos” am Nationaltheater in Weimar
Von Johannes Weiß
“Geben Sie Gedankenfreiheit!” Marquis Posa redet König Philipp ins Gewissen. Foto: David Graeter/DNT |
Nur selten kommt es vor, dass ein Programmheft so viel über eine Theatervorstellung aussagt. Während man sich sonst durch theoretische oder literarische Texte quälen muss, die mit dem Geschehen auf der Bühne sowieso nichts zu tun haben, ist es bei der Begleitbroschüre des neuen Weimarer „Don Carlos“ ganz anders: Abgesehen von der Besetzungsliste und einer Kurzzusammenfassung der Handlung sucht man hier vergebens nach Inhalten. Besser hätte die Inszenierung nicht beschrieben werden können. Gut, die Vorderseite des ausklappbaren Programmheftes zeigt zudem ein mit vielen bunten Pfeilen ausgestattetes DiaÂgramm, das einen Überblick über die im Stück vorkommenden Briefe samt Absender und Empfänger bietet. Auf der kompletten Rückseite hingegen darf man ein Poster vom Alten Museum in Berlin mit der installierten Leuchtschrift „all art has been contemporary“ bewundern. Es drängt sich der Verdacht auf, dass der Regisseur Felix Ensslin und die Dramaturgin Susanne Winnacker eben einfach wenig zu sagen hatten. Die über dreieinhalbstündige Vorstellung widerlegt dies nicht.
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