Von Löchern, Ausfällen und einer Erhöhung

Die Geschichte, wie der Stura seinen Haushalt zustande brachte

Von Jan-Henrik Wiebe Maria Hoffmann

Die Recherche erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Campusradio.




Fast wie beim Stura: Ein Kohlezug nach Nirgendwo.

Foto: flickr.com/stpaulgirl

Wir können nur erahnen, wie die Gesichter der Sturamitglieder am Ende des vergangenen Jahres ausgesehen haben müssen, als sie bemerkten, dass ihnen mehrere Zehntausend Euro für den neuen Haushalt fehlen. Niemand will das während des Jahres entstandene Loch bemerkt haben, trotz starker Erhöhungen bei den Referaten und dem Personal. Auch beim Zwischenbericht des Haushalts hatte noch keiner den Überblick. Entstanden sei die Finanzierungslücke für das Jahr 2012 durch die wenigen Überträge aus dem vergangenen Jahr. Diese setzen sich aus den nichtausgegebenen Geldern der Fachschaften, Referate und anderen vom Stura unterstützten Gruppen zusammen. Diese Restbeträge beliefen sich in den vorherigen Jahren immer auf etwa 120.000 Euro und werden im Haushalt jedes Mal als feste Größe eingeplant. Für 2012 waren jedoch nur noch 34.000 Euro übrig. Diese Abschmelzung der Überträge wurde im vergangenen Jahr sogar noch vom Landesrechnungshof nach einer Prüfung des Haushaltes gefordert. Dass durch diesen Abbau 2012 Probleme entstehen – das war zu erwarten.

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Keine politische Lehrlingszeit

Ein Gespräch über Aufgaben und Hürden eines Stura

Das Gespräch führte Maria Hoffmann




Peer Pasternack ist Direktor des Instituts für Hochschulforschung an der Uni Halle-Wittenberg. Er forscht unter anderem zu Wissenschaftsgeschichte und Hochschulpolitik. Mit dem Akrützel sprach er über Engagement an der Hochschule, Zeitmangel und angemessene Entschädigungen.

Foto: Pressestelle Uni Leipzig/Jan Woitas

Wie hat sich die Hochschulpolitik nach der Wende in Ostdeutschland entwickelt?

Es fing an mit einem Modell der studentischen Selbstverwaltung, das 1989 in vielen Diskussionen entwickelt wurde. Im Herbst 89 ging zunächst kaum jemand davon aus, dass es zwingend zu einer Vereinigung der beiden deutschen Staaten kommt. An den Ost-Hochschulen war das westdeutsche AStA-Modell gar nicht bekannt, und das dann selbstentwickelte war stark vom Rätemodell inspiriert. Damals bildeten sich überall Räte oder räteähnliche Strukturen, so auch Studentenräte.
Als dann die Vereinigung der beiden deutschen Staaten und damit auch der beiden Hochschulsysteme auf die Tagesordnung gelangte, zeigte sich, dass sich dieses Modell stark von dem westdeutschen unterschied. Die ostdeutsche Studierendenselbstverwaltung beruhte nicht auf Listen, die gewählt werden können, und setzte keine politischen Gruppierungen voraus. Stattdessen gab es Personenwahlen, die in der Regel über Fachschaftskandidaten zustande kamen.
Es herrschte eine Auffassung, die nur vor dem Hintergrund der FDJ-Erfahrung an den DDR-Hochschulen verstanden werden kann: Die FDJ hatte für sich ein studentisches Vertretungsmonopol in Anspruch genommen, aber zuerst die Politik gegenüber der Studentenschaft vertreten, erst danach im Einzelfall auch studentische Anliegen gegenüber der Politik. Die Studentenräte wollten nun zum einen die Studierenden vertreten und zum anderen möglichst alle vertreten: „Quasigewerkschaftlich“ wurde das damals genannt. Eine parlamentsähnliche Organisationsform mit politischen Gruppen, die um Anteile von Sitzen im Stura konkurrieren, wurde da kritisch gesehen. Dieses ostdeutsche Modell ist dann in Grundzügen, zum Teil optional, in die neuen Landeshochschulgesetze aufgenommen worden. An sehr vielen ostdeutschen Hochschulen ist das Stura-Modell infolgedessen bis heute das vorherrschende.

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„Am falschen Ort“

Ein Student erzählt von seiner rechtswidrigen Verhaftung

Das Gespräch führte Steffen Elsner




Sven Schwabe, Student an der FSU, wurde 2007 in Heiligendamm für sechs Tage in Polizeigewahrsam genommen. Anschließend trat er den Gang durch die Institutionen an und verklagte Deutschland schließlich vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Erst dort wurde ihm Recht gegeben und seine Festnahme als rechtswidrig verurteilt.

Foto: Steffen Elsner

Warum hast Du Dich entschieden nach Heiligendamm zu fahren?

Wir wollten gegen die ungerechte und aus unserer Sicht illegitime Politik der führenden acht Industrienationen protestieren. Die propagieren ein Wirtschaftssystem, das Reichtum und Privilegien für die reichsten fünf bis zehn Prozent der Menschen schafft, während der Großteil der Weltbevölkerung darunter zu leiden hat.

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Vollrausch statt Vorlesung

Vom alltäglichen Alkoholmissbrauch unter Studenten

Von Maximilian Gertler




Die Überreste einer typischen WG-Party.

Foto: Maximilian Gertler

Mittwoch, halb fünf Uhr morgens. Joscha wacht auf. Ein durchdringender Bass umgibt ihn, der Raum ist in ein fahles Rot getaucht. Plötzlich spürt er einen Brechreiz. Joscha kann es nicht mehr halten und übergibt sich direkt an Ort und Stelle. Der Abend im Kassa ist gelaufen. Er holt seine Sachen und torkelt nach Haus.
Am nächsten Tag feiert ein Kumpel von Joscha in seinen Geburtstag rein. Der Kater von gestern ist zwar noch deutlich spürbar, aber gegen zwei bis drei Konterbiere ist offenbar nichts einzuwenden.

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Gera ehrt seinen Künstlersohn

Otto-Dix-Ausstellung in der Orangerie und im Otto-Dix-Haus

Von Nadja Demel




Otto Dix retrospektiv: Im Vordergrund rechts „Doppelbildnis Dix-Günther“ (1920), links „John Penn“ (1922) und hinten in der Mitte „Selbstbildnis mit Jan“ (1930).

Foto: Stadtverwaltung Gera

Prüfend schaut der Künstler hinter seiner Staffelei hervor. Sein Gesichtsausdruck ist streng, fast schon grimmig. Sein Blick durchdringt den Beobachter, er wirkt höchst konzentriert – so präsentiert sich Otto Dix auf einem Selbstbildnis aus dem Jahr 1926. Anlässlich seines 120. Geburtstags zeigt seine Heimatstadt Gera Werke aus dem Leben des Künstlers. Die Retrospektive ist auf die Orangerie und das Otto-Dix-Haus, das Geburtshaus des gelernten Dekorationsmalers, verteilt. Der Besucher wird dabei durch alle Schaffensphasen geführt.

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