15 Minuten Ruhm

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Jenas Umgang mit der plötzlichen Aufmerksamkeit in den Medien

Von Daniel Hofmann und Jan-Henrik Wiebe




Für so einen Medienauflauf sind Jenas Presseräume nicht geschaffen.Foto: Daniel Hofmann

Wie ein großes Batman-Symbol am Abendhimmel erstrahlte am 2. Dezember ein riesiges Ausrufezeichen am Jentower. Dem hell erleuchteten Aufruf folgten 45.000 Menschen und versammelten sich zum „Rock gegen Rechts“ in Jena. Das Ausrufezeichen sollte unterstreichen, dass Jena eben kein braunes Terrornest ist, sondern eine „Bunte Republik Deutschland“ sein will. Zum Konzert in die Oberaue erschienen nicht nur Menschen aus Jena, sondern auch viele aus dem Umland. Sogar ein Sonderzug fuhr von Erfurt aus über Weimar und Apolda nach Jena. Das wollte sich niemand entgehen lassen, schließlich kamen Udo Lindenberg, Peter Maffay, Clueso, Silly und Julia Neigel in die Saalestadt.
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„Äste des Dornbusches“

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Wolfgang Frindte im Gespräch über Folgen eines Medienhypes

Das Gespräch führten Maria Hoffmann und Daniel Hofmann




Der Kommunikationspsychologe Wolfgang Frindte beschäftigt sich momentan mit der Wirkungen von Nachrichten über Terrorismus. Mit Akrützel sprach er darüber, wie die jüngsten Medienereignisse in Jena nachwirken können, über die Tricks die es braucht, um dramatische Fernsehbeiträge zu produzieren, und was die Jenenser jetzt unternehmen sollten.Foto: Daniel Hofmann

Nachdem die Terrorzelle aufgedeckt wurde, wurden in Jena recht schnell mehrere Veranstaltungen, zum Beispiel ein großes Rockkonzert, organisiert. Wie ist dieses zügige Vorgehen der Initiatoren zu werten?

Da tut sich dann ein ganzer Dornbusch auf mit heiklen und schmerzhaften Fragen und Antworten. Wie kommt sowas zustande? Was hat mich als Jenaer bewogen, so wütend zu werden? Denn ich gehöre zu den Unterzeichnern des Protestes. Was hat die Veranstalter dazu geführt, so ein riesiges Konzert zu organisieren?
Solche Diskussionen gibt es auch mit Recht, und man sollte die unterschiedlichen Sichtweisen zulassen. Das haben wir lange Zeit nicht getan. Es gibt Auffassungen wie: Das ist ja nur Verantwortungsabwehr, indem wir uns als die Guten darstellen. Das Image unserer Stadt ist das Entscheidende und wir vergessen dabei vielleicht ganz andere Dinge.
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Aspekte vs. Jena

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Ein ostdeutsches Städtlein schlägt zurück

Von Maximilian Gertler

Montag Abend, 5. Dezember 2011, 20 Uhr. Es war soweit. Der große Showdown konnte beginnen. Und so versammelten sich Jenas Schwergewichte aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft im Theaterhaus, um Christhard Läpple entgegenzutreten, dem Redaktionsleiter der Fernsehsendung, die es gewagt hatte, unser Jena in den braunen Schlamm zu ziehen. „Angstzone“, „kein Paradies für Menschen mit Migrationshintergrund“, all das war Jena nun für den Rest der Republik, Europa und der ganzen Welt. Ein echter Eklat, der Skandal des neuen Jahrtausends. Zumindest scheint das die Selbstwahrnehmung der Jenenser und Jenaer dieser Tage zu sein, die sich doch erst am Freitag zuvor bei Bier und Bratwurst von Udo Lindenberg und Peter Maffay beim Rock gegen Rechts unterhalten ließen – will heißen: gegen Nazis engagierten.
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Polanskis Bleibe

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Wo im Film der Gott des Gemetzels zuhause ist

Von Christian Fleige




Noch stehen die Fassaden der antrainierten Großstadthöflichkeit.Foto: Szenenbild / Constantin Film

Eine Wohnung ist ein „meist aus mehreren Räumen bestehender, nach außen abgeschlossener Bereich in einem Wohnhaus, der einem Einzelnen oder mehreren Personen als ständiger Aufenthalt dient.“ So steht es im Duden. Dort lassen sich jedoch auch Synonyme finden, die der Definition, die so unterkühlt wie eine Betonfassade daherkommt, ein wenig Wärme schenken: Refugium, Domizil oder Zuflucht. Begriffe, die verdeutlichen, dass die Wohnung Heim und Schutz ist.
Der Filmemacher Roman Polanski kann mit diesem romantischen Sicherheitsmotiv, so scheint es, wenig anfangen: Die Wohnungen in seinen Filmen sind oftmals Monster.
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Stimmen im Nebel

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„Betaville“ im Kulturbahnhof

Von Janina Rottmann




Eingehüllt von der radioaktiven Wolke sind Androiden erst auf den zweiten Blick zu erkennen.Foto: Theaterhaus Jena

Es begann mit einem Krieg. In dessen Verlauf legte sich eine radioaktive Wolke um die Erde und machte sie so in großen Teilen unbewohnbar. Um zu überleben, muss die Menschheit den Mars besiedeln. Androiden, den Menschen nachgebildete Maschinen, werden ihnen dabei als Hilfe zur Seite gestellt. Diese sind lernfähig und unterscheiden sich bald weder in Intelligenz noch Aussehen von ihnen. Einzig ihre mangelnde Empathiefähigkeit hilft, sie zu erkennen.Obwohl auf der Erde verboten, leben viele von ihnen unerkannt unter den Menschen.
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Zurückgedrängt, aber besser organisiert

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Auffällig unauffällig – Jenas rechte Szene aktuell

Von Jan-Henrik Wiebe, Kay Abendroth, Johanne Bischoff




Blick durch den Zaun in den Hof des Braunen Hauses.Foto: Jan-Henrik Wiebe

Jena auf den Titelseiten. Jena in den Nachrichten. Jena ist, wie wir inzwischen wissen, die Geburtsstätte einer Terrorzelle, die jahrelang aus dem Untergrund morden konnte. Jetzt fragen sich einige, wie das kommen konnte. Der JG-Stadtmitte wird die Tür eingerannt, diesmal nicht von der sächsischen Polizei, sondern von zahlreichen Journalisten. Auch ein Teil der ZDF-Aspekte-Redaktion ist nach Jena gekommen, um sich mit dem deutsch-bengalischen Autor Steven Uhly aus München, der nicht so oft in den Osten der Bundesrepublik kommt, umzusehen. Der Beitrag stellt Jena als einen Ort der Angst dar, an dem sich Menschen mit Migrationshintergrund nicht frei bewegen können. Auch das Akrützel hat sich in Jena umgeschaut.
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„Nicht der Endpunkt“

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Ein Interview mit dem Gründer des Nazi-Ausstiegsprogramms Exit

Das Gespräch führte Johanne Bischoff




Bernd Wagner gründete vor mehr als 20 Jahren Exit, eine Inititative, die Nazis beim Ausstieg aus der Szene begleitet. Inzwischen sind mehr als 430 Austeiger betreut worden. Dabei sind die Schattierungen der Ideologie vielseitig: Vom klassischen Neonazi über Rechte aus der Rockerszene bis hin zu Nazisatanisten hat Wagner schon vielen geholfen. Mit Akrützel sprach Bernd Wagner über den Weg aus der Szene, die Konsistenz des „rechten Weltbildes“ und die gut gelungene T-Shirt-Aktion beim „Rock für Deutschland“.Foto: privat

Wie ist Exit entstanden und was ist die Idee dahinter?

Ich habe 1990 eine Abteilung als Kriminalpolizeioffizier beim Staatsschutz übernommen. In meiner Arbeit habe ich einige Personen aus der Naziszene kennengelernt. Die hatten Straftaten begangen und wurden dafür verurteilt. Trotzdem habe ich bei denen gesehen, dass das nicht der Endpunkt ihres Lebens war. Einige haben signalisiert, dass sie die Szene verlassen wollen, aber alleine nicht können. Die brauchten Unterstützung, angefangen bei jemandem, der ihnen zuhört. Das Wichtigste aber ist, dass sie sich mit ihrer verbrecherischen Ideologie auseinandergesetzt haben. So haben sie begriffen, dass ihr Weg ein falscher ist. Es ist dann sinnvoll, ihnen bei ihrem Neuanfang zu helfen.
Ich bin später bei der Polizei ausgeschieden, habe dann im Bereich der Beratung in Sachen Rechtsextremismus gearbeitet und nebenbei Leute auf dem Weg aus der Szene begleitet.
Im Jahr 2000 habe ich dann mit Ingo Hasselbach, einem ehemaligen Naziführer aus Berlin, die Initiative gegründet, um eine Systematik in die Arbeit zu bringen. Zweifelnde Neonazis sollten die Möglichkeit haben, den Schritt heraus zu gehen.
Wie läuft ein Ausstiegsprozess in der Regel ab?
Es beginnt damit, dass die Nazis Zweifel an der Ideologie haben oder sich für begangene Straftaten schämen. Dann rufen sie uns an. Wir bekommen aber auch E-Mails oder Briefe. Die kommen vorwiegend von Häftlingen aus dem Justizvollzug. Der persönliche Kontakt kommt recht schnell zu Stande und wir beginnen die Situation zu diagnostizieren, in der sie sich befinden. Dann geht es Schritt für Schritt weiter.
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Krieg’ ich auf die Fresse?

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Das Rätsel der richtigen Konfrontation

Von Christian Fleige

Dieser Tage scheint angesichts der Verbrechen des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds, kurz NSU, alles ganz einfach. Ob der unwirklichen Narrenfreiheit, die Täter und Unterstützer genossen, lässt sich nun kinderleicht gegen Dienste und Behörden wettern. Der obligatorische Ruf nach einem NPD-Verbotsverfahren kommt ganz entspannt über die Lippen, ist durch die nun wohl aufgeklärten „Döner-Morde“ wieder en vogue. Das Unwort des Jahres? „Döner-Morde“, logisch. Aber? Nein, zunächst einmal kein Aber.
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