Der Abschied fiel schwer

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Max Herre bei der Kulturarena

Von S.S.

Foto: Christoph Worsch

Es war ein Konzert, das die Zuschauer in die Sphären unterschiedlichster Musikrichtungen entführte. Max Herre bewies einmal mehr, dass er auf die Bühne gehört und das Publikum mitreißen kann. Und das Publikum auf dem gut gefüllten Theatervorplatz ließ sich gerne mitreißen. Großartige Musiker hat sich Max Herre mit Roberto Di Gioia (Piano), Frank Kuruc (Gitarre), Christian Diener (Bass) und Matteo Scrimali (Schlagzeug) an die Seite geholt. Das Konzert gab mehr, als das neue Album „Ein Geschenkter Tag“ verspricht, das mit seinen ungewohnt soulig-ruhigen Klängen wie eine komplette Abkehr von seinem früheren Musikstil wirkt.

Mit seinem Auftritt hat er jedoch demonstriert, dass der Genre-Wechsel mehr eine Erweiterung seines musikalischen Repertoires als eine Absage an frühere Zeiten ist. Verlernt hat er nichts. Seine Texte gehen unter die Haut, wie eh und je, und sind so echt wie ihr Sänger selbst. Auch nach über zwanzig Jahren Musik- und Bühnenerfahrung zeigt Max Herre keine Spur von Starallüren. Gerade einmal vier Minuten ließ er seine Fans auf den Auftritt warten. Dann zündete er mit „Wo rennen wir hin?“, einer Single aus seinem neuen Album, die erste Rakete seines musikalischen Feuerwerks.
Das Wetter spielte gut mit. Eigentlich hätte an diesem Abend niemand an „A-N-N-A“ denken müssen – gespielt und besungen wurde sie trotzdem. Und spätestens jetzt hatte Max alle auf seiner Seite. Das Publikum zeigte, dass man den Text eines echten „Freundeskreis“-Evergreens nicht vergisst. Und der bleibt schließlich gleich, auch wenn das Lied nun mehr gesungen als gerappt daherkommt. Aber auch die hartgesottenen HipHop-Fans wusste Max zu bedienen und verlängerte die langsamere, melodischere Version des Liedes kurzerhand mit der Aufforderung „Komm, wir rappen das Ding zusammen!“. Und so traf der vielstimmige Sprechgesang auf die virtuosen Klavierklänge des Pianisten Roberto di Gioia.
Mit einer lustigen Episode über einen Auftritt beim Tigerentenclub leitete Max Herre einen weiteren Song seines neuen Albums ein. Bei „Er-Sagt-Sie-Sagt“ ließ er sein Publikum beweisen, dass es den Neun- bis Elfjährigen an Textsicherheit nicht nachsteht. Und die Jenaer Menge enttäuschte ihn nicht.

Was an Bühnen- und Lichtshow ein wenig fehlte, machten Max und Band durch Authentizität, musikalische Qualität und beeindruckende Vielseitigkeit mehr als wett. Max Herre ließ die Interaktion mit Band und Zuschauer nie abreißen. Der Auftritt wirkte alles andere als einstudiert und abgespult. „Keep on playin`“, bat er seinen Pianisten, während er das Publikum mit kleinen Anekdoten zum Schmunzeln brachte und zum Mitklatschen und Mitsingen animierte. Auf die Fans wartete eine gute Mischung aus Pop, Rock, Soul, HipHop, Jazz und Reggae. Max Herre schaffte es, die ganze musikalische Bandbreite, die sich durch die Stilwandel seiner langjährigen Schaffenszeit angestaut hat, an einem Abend auf der Bühne zu präsentieren. Wunderkerzen und Feuerzeuge kamen genauso zum Einsatz wie die Stimmen und die Beine der feier- und tanzwütigen Partymenge. Richtig eingeheizt hat Max Herre dem Jenaer Publikum mit seinem italienischsprachigen Reggae-Hit „Sei Tu“ aus seinem ersten Solo-Album. Mit dem aus Bob Marleys „Buffalo Soldier“ bekannten „Woy-yoy-yoy“-Gesang animierte er die Zuhörerschaft und tanzte und schwang seine Locken, dass man für kurze Augenblicke dachte, der King of Reggae höchstpersönlich sei auferstanden.
Nach einer Stunde verließen die Musiker erstmalig die Bühne. Doch Jena wollte sie nicht gehen lassen. Sage und schreibe viermal holte das Publikum das musikalische Quintett mit Zugabe-Rufen, Jubeln und Klatschen zurück auf die Bühne.
Zur unübertroffenen Hymne des Abends wurde dabei der „Freundeskreis“-Klassiker „Halt dich an deiner Liebe fest“. Die Menge wurde nicht müde, den Chorus lauthals in Richtung Bühne zu singen – und wurde belohnt. Obwohl Max schon bei der dritten Zugabe verkündet hatte: „Das ist jetzt der Moment, wo man anfängt zu jammen, weil die Setlist zu Ende ist“, lockten die Fangesänge die Musiker noch ein viertes Mal aus der Reserve und auf die Bühne. Um kurz nach zehn war dann aber doch die Zeit der Trennung gekommen. Es ist jedoch nur eine Trennung auf Zeit, wenn man den Worten Max Herres Glauben schenkt. Denn er verabschiedete sich mit einem großen Versprechen an Jena: „Wir kommen bald wieder!“

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