Tränen in den Augen

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Ob sie wohl am 15. Mai auch so jubeln werden?

Von Stefan Montag




Foto: Florian Sokoll Fußball in der Saalestadt – Von Pokalfinale und Pfefferspray

Im Jenaer Paradies geht es derzeit hoch her – mitreißende Spiele und schreiende Ungerechtigkeiten erregen die Gemüter.
Die Frauen des FF USV stehen überraschend im Finale des DFB-Pokals am 15. Mai in Köln und erleben damit den bisher größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Das Halbfinale gewannen die Jenaerinnen zu Hause deutlich mit 3:0. Gegner sind im Endspiel die haushohen Favoriten aus Duisburg.

Ebenfalls euphorisch waren die Fans des FC Carl Zeiss Jena. In einer phänomenalen Rückrunde mit einer Serie von 13 Spielen ohne Niederlage demütigte die Mannschaft auch die Lieblingsgegner Erfurt und Dresden jeweils mit 3:0 in deren Stadien.
Das Heimspiel gegen Heidenheim verloren die Jenaer zu Hause aber unglücklich mit 1:2. Beifall gab es trotzdem für die Mannschaft. Das Spiel enwickelte sich erst nach Abpfiff zum Aufreger der Saison. Zum einen wurde bekannt, dass ein Heidenheimer Spieler gar nicht hätte auflaufen dürfen. Selbst die Internetseite des DFB verzeichnete im drei Tage vorher stattgefundenen Nachholspiel gegen Dortmund seine zehnte gelbe Karte, sperrte ihn aber kurioserweise nicht. Inzwischen wurden die Internetseiten „korrigiert“ und aus einem einfachen Fehler entwickelte sich eine regelrechte Farce.
Manche Fans hatten nach dem Spiel sogar Tränen in den Augen. Grund war aber nicht die Trauer über den verpassten Aufstieg, sondern die Polizei.
Die Niederlage sacken lassend warteten noch einige Fans auf die Übertragung der Pressekonferenz. Bei schönstem Wetter saßen und standen sie in der Südkurve des Sportfeldes, als Polizisten einen Fan auf brutale Weise aus der Kurve entfernten, weil seine Frisur mit der eines Gesuchten übereinstimmte. Den folgenden Aufruhr unter den Anwesenden würde man im Fußballdeutsch als „Rudelbildung“ beschreiben – das „Rudel“ wurde mit einer nicht geringen Menge Pfefferspray beruhigt.
Und genau in dieser eigentlich beruhigten Situation hatten „Ordnungshüter“ in Vollmontur ihren Auftritt, die über Zäune und Dixi-Klos hinwegkletterten, um auch eingreifen zu können. So standen sie nun auf den Dixis oberhalb des inzwischen schlachtfeldartigen Szenarios, das ihre Kollegen hinterlassen hatten. Wieder auf dem Boden ließen es sich die Uniformierten nicht nehmen, einem bereits Gefesselten ins Gesicht zu brüllen und den Anwesenden zu zeigen, wer hier den Schlagstock hat. Wer nicht dabei war, wird es kaum glauben, so absurd, provokant und schamlos war das Verhalten der beteiligten Beamten.
Am Ende waren es die Ordner und Sanitäter, die einen bösen Ausgang verhinderten. Besonders mutig waren die Ordner, die sich zwischen Polizei und Fans stellten und dafür das Reizgas und den Zorn der Beamten auf sich zogen. Nach den entspannten Auswärtsfahrten nach Erfurt und Dresden sieht es auf einmal ganz düster aus für Jenas Fußballfreunde.
Sportlich gibt es beim letzten Heimspiel am 8. Mai auch nichts mehr zu gewinnen, da der FC Carl Zeiss dazu auf Schützenhilfe aus Erfurt angewiesen wäre. Zu hoffen bleibt, dass der Polizeieinsatz nach dem Heidenheimspiel keine Spirale der Gewalt auslöst und die Zeiss-Fans trotz allem einen kühlen Kopf bewahren.

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