Nächster Halt: Capitol

Das „Caleidospheres“ muss in drei Monaten schließen

Von Philipp Böhm

Muss bald schließen: das Caleidospheres.                                        Foto: Katharina Menzer

Bald wird es still in dem Haus jenseits des Westbahnhofs hinter der Schranke der Schott-Werke: Das Caleidospheres schließt zum 31. Juli dieses Jahres seine Türen und stellt den Spielbetrieb ein. Auf dem Gelände soll ein neuer Parkplatz für die Mitarbeiter von Schott entstehen. Damit verliert ein Zentrum alternativer Kultur und Unterhaltung in Jena vorerst seine Räumlichkeiten.
Für die Verantwortlichen bei Schott war der Sicherheitsaspekt ausschlaggebend. Leider kam es in der Vergangenheit vor, dass Gäste beispielsweise die Schranke beschädigten: „Unsere Haftung endet nun mal an der Tür“, fasst Robert Gärtner, Vorstandsmitglied bei Caleidospheres, die Problemlage zusammen. Für eventuelle Schäden auf dem Gelände haftet die Firma, die das Grundstück und damit auch das Gebäude im vorletzten Jahr erwarb.
Verhandlungen mit Schott wurden ausgiebig geführt. Auch wenn dort einige das Projekt befürworteten, konnten die eigentlichen Entscheidungsträger nicht erreicht werden.  Nun wurde dem Verein eine fristgemäße Kündigung für Ende Juli ausgesprochen.
Angefangen hatte alles 2002. Damals war das Caleidospheres aus dem Kunstprojekt „Tausend und eine Art“ hervorgegangen. „Wir haben hier einen Entstehungsort für freie Projekte. Die Leute helfen sich gegenseitig, kommunizieren und finden Kontaktpunkte“, sagt Gärtner. Darüber hinaus bietet der gemeinnützige Verein verschiedene Veranstaltungen: Konzerte, Partys, Theateraufführungen und Kunstausstellungen. Der Verein plant nun den Umzug in das neue Kulturzentrum im ehemaligen Capitol-Kino. Dort will er für mindestens fünf Jahre bleiben. Auch wenn der neue Standort zahlreiche Möglichkeiten für Projekte bietet, bedeutet der Umzug auch einen Einschnitt. Bisher bot das Caleidospheres Proberäume für insgesamt 15 Bands, Ateliers und ein Tonstudio. In der Größenordnung wird dies im Capitol nicht mehr möglich sein.
Dennoch blickt Gärtner zuversichtlich in die Zukunft: „Es werden in den neuen Räumlichkeiten auch viele neue Sachen entstehen. Das Haus lebt von der Zusammenarbeit.“ Die Besucher sollen sich auch immer selbst in den Betrieb einbringen können. Deshalb sind im Programm Freiräume für individuelle Projekte fest eingeplant.
Als Einstiegsveranstaltung ist ein Kulturparcours am 1. August in Planung, der vom Caleidospheres bis zum Capitol gehen soll und mit Theateraufführungen, Filmen und anderen Darbietungen aufwartet. Bis zum 6. Juni läuft momentan noch das „Gleisarbeiten“-Festival. Danach heißt es Abschied nehmen vom „alten“ Caleidospheres hinter der Schranke, mit der nach eigenen Angaben „tiefsten Theaterbühne Deutschlands“.

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