Bildungsstreik – Pro und Contra

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PRO

Von Isabel Schlegel

Bildung ist etwas anderes als ständige Leistungsüberprüfung, verkürztes Abitur und Regelstudienzeitzwang. Bildung soll mündig machen und das „Menschsein“ formen. Jedes Kind will gebildet werden, will Neues lernen – doch unser „Bildungs“system trocknet diese natürliche Neugierde aus. Im Studium wird diese Unlust durch „Bulimielernen“ und Panik davor, keinen der seltenen Masterplätze (oder gar Arbeitsplätze) zu ergattern, nur noch verstärkt. So kann es nicht weitergehen. Lernen muss Spaß machen, damit kreative Ideen gedeihen können.
Dazu braucht es Freiheit: ohne wirtschaftliche Zwänge, Studiengebühren und NC. Dafür mit mehr Wahlmöglichkeiten für eigene Interessenvertiefungen, individuellem Lerntempo und mehr Lehrpersonal für eine bessere Betreuung. Wer sich nicht mehr für seine eigene Bildung (oder die seiner jüngeren Geschwister oder Kinder) interessiert, wem all das völlig egal ist, der kann während des Bildungsstreiks am 17. Juni zu Hause bleiben. Alle anderen dagegen müssen protestieren. Dies ist der erste bundesweite Bildungsstreik. Gelingt er, kann tatsächlich etwas bewegt werden. Die erfolgreichen Proteste in Hessen, um die Studiengebühren abzuschaffen, sind der beste Beweis dafür. Wenn wie geplant Hunderttausende bessere Lernbedingungen einfordern, wird Bildungspolitik bei der nächsten Bundestags- oder Thüringer Landtagswahl im Sommer womöglich endlich mehr als ein Nischenplatz eingeräumt werden.
Gelingt der Bildungsstreik dagegen nicht, steht weiteren Beschneidungen im Bildungssektor – wie zum Beispiel der Einführung von Studiengebühren in Thüringen – nichts mehr im Wege. Ja, es stimmt, dass der Bildungsstreik hauptsächlich von linken Gruppen getragen wird. Aber das allein darf niemanden davon abhalten, sich trotzdem an der Streikwoche zu beteiligen. Denn es geht hier um mehr als parteipolitisches Gerangel, es geht darum, Bildung als ein Menschenrecht zu verteidigen.

CONTRA

Von Johannes Wander

Wer mit dem Gedanken spielt, am Bildungsstreik teilzunehmen, muss einige Dinge zunächst einmal kritisch überdenken: Erstens: Warum regt sich erst nach zehn Jahren ein aktiver Widerstand gegen den Bologna-Prozess? Jetzt, wo sich die Strukturen des Bachelor-/Mastersystems endlich festigen, soll alles wieder umgeworfen werden. Protestiert man gegenwärtig nicht eher gegen die Kinderkrankheiten des neuen Systems? Zweitens: Wogegen richtet sich der Bildungsstreik eigentlich und was soll bewirkt werden? Wer den Bachelor, die Regelstudienzeit an sich und überhaupt alles, was bei drei nicht auf dem Baum ist, abschaffen möchte, der ist beim Bildungsstreik mit Sicherheit an der richtigen Adresse. Dort wird mit der aktuell sehr beliebten Kapitalismus-Kritik-Keule weit ausgeholt und dem Bildungssystem ordentlich eine verpasst. Zwar sind durchaus moderate Ansätze zu finden, wie zum Beispiel „das Ende von Verschulung und Dauerüberprüfung“ oder auch „die Möglichkeit individueller Schwerpunktsetzung“. Wer allerdings beim Bildungsstreik mitmarschiert, der fordert gleichzeitig auch „die Umsetzung freier alternativer Bildungskonzepte“ oder mal eben die Aufhebung von Zulassungsbeschränkungen für alle Studiengänge. Inwiefern solche Forderungen konstruktiv und dem Thema zuträglich sind, darf bezweifelt werden.
Drittens: Wer protestiert hier eigentlich? Die herkömmlichen Strukturen der demokratischen Mitbestimmung bleiben von den Protesten ungenutzt. Der Stura spricht sich zwar für den Streik aus, aber die Initiatoren bleiben andere: Die Linke.SDS, internationale marxistInnen, JG – Stadtmitte Jena, Linksjugend [’solid], SDAJ uvm. Offenbar konnte keine breite Masse mobilisiert werden, die sich auf dem Wege eines Streiks äußern möchte, sodass nun die „üblichen Verdächtigen“ ihr eigenes Ding machen.
Wie glaubwürdig ist also ein Bildungsstreik, der nicht aus der Mitte der Studentenschaft kommt und von keiner breiten Allgemeinheit getragen wird? Wessen Forderungen und Ziele werden hier repräsentiert?

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Objektiv

    Das Problehm der meisten Leute die Contra geben, ist das sie sich nicht richtig informieren(http://www.bildungsstreik.net/ official page!!) denn dann wüssten sie alles über die Forderungen, Unterstützer, etc.

    Warum Platzt die Blase erst jetzt? Ist es die breite Mitte?
    -Weil ab einem Bestimmtem Punkt ein Ultimatum erreicht ist!

    -Kopfnoten
    -G8
    -Bachelor&Master
    -Studiengebühren
    -Gebäudezustand

    Allgemein werden die Studentenproteste immer Fokussiert, aufgrund der Möglichkeiten welche diese haben, dabei liegt der eigentliche Grund im ganzen Schulsystem.
    Laut GEW(Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) benötigt die Bildung 40Milliarden.
    Niemand kann behaupten das die Experten der GEW unseriös und unverlässlich wären! (-dieses loch bekommt man nicht durch studiengebühren gestopft-)

    Selbst die JU stellt Lücken im Bildungssystem fest:
    “Das gemeinsame Ziel von Bund und Ländern muss es sein, alles dafür zu tun, dass Schulen, Ausbildungseinrichtungen und Hochschulen finanziell, personell und technisch für die Aufgaben des 21. Jahrhunderts gerüstet bleiben. Gut ausgebildete und motivierte junge Menschen sind die Zukunft unseres Landes. Die junge Generation ist bereit, in den kommenden Jahrzehnten für den Wohlstand unserer Gesellschaft zu arbeiten. Dafür müssen jetzt die Voraussetzungen geschaffen werden.“”
    (Zum Bildungsgipfel 12.09 http://www.junge-union.de/content/presse/mitteilungen/1044)

    Ist hier nicht die Frage, was ist die beste Wahl, CDU die z.B. durch G8 Bildung streicht oder durch Schulsponsering genannt “public private partnership” Privatisierung der Bildung herantreibt und den Unternehmen manipulativen Umgang erlaubt?

    In den Raum geworfen und kaum von den Medien erwähnt:
    die rolle von „attac“ und der Organisation des Bildungsstreiks!

    Wäre es nicht mehr als dumm, wenn z.B. die MLPD sich nicht mit dem Bildungsstreik solidarisiert, da sie auf das Thema Bildung bezogen ähnlich denken, doch wenn selbst DGB, VERDI & co sich anschließen, ist die linke (politisch linke Seite) welche den Bildungsstreik organisiert nicht mehr existenziell. Außerdem ist eine prinzipielle Ablehnung der Linken in allen Fällen abzulehnen, da die meisten sich in keinster Weise mit dem Thema Objektiv beschäftigt haben und ein Urteil somit manipuliert durch die Gegenseite ist.

    -> Bei den Schülern gilt jedenfalls: breite Mitte derer welche frei sind zu entscheiden ohne das ihnen Disziplinarmaßnahmen drohen. Über die Studenten in der Bewegung kann ich nur sagen, dass sich viele gar nicht richtig informieren (objektiv beide seiten!) und mit Studiengebühren an sich einverstanden sind, ohne sich darüber bewusst zu sein, dass es um das ganze Bildungssystem geht was Fslsch ist!

    Ein Contra-Punkt:
    „Die breite Masse ist bei den Streikenden nicht vertreten, die welche zu den Streikenden gehören, brauchen das um sich damit zu Identifizieren.“(Zitat eines mir bekannten JUler)
    *LACH*
    Wie viele Leute treten der JU bzw. CDU und anderen Parteien bei um sich damit zu Identifizieren? Diese Leute gibt es immer, doch sie sind in der Bildungsstreikbewegung weniger vertreten als gewöhnlich sonst!

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