Nachwuchspolitiker

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Studenten wollen in den Stadtrat

Von Philipp Böhm

Sei es eine erste Sprosse auf der politischen Karriereleiter, ein Plus für den Lebenslauf oder doch die soziale Verantwortung: Mögliche Gründe für ein politisches Engagement gibt es viele.Insgesamt treten zweiunddreißig Studenten zur Wahl für den Stadtrat an, drei bewerben sich sogar als Ortsteilbürgermeister. Was treibt Studenten dazu, für die anstehenden Kommunalwahlen zu kandidieren?
Markus Giebe studiert Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft und Neuere Geschichte. Man findet ihn auf Platz 9 der SPD-Liste. Karrieregründe waren nicht ausschlaggebend für seine Entscheidung. Das Engagement im Stadtrat sei kein „Sprungbrett“ für Leute, die möglicherweise später professionell Politik machen wollen: „Ich hatte eigentlich schon immer den Wunsch, in der Kommunalpolitik aktiv zu werden und meine Standpunkte dort einzubringen.“ So war er bisher bereits Mitglied in der Juso-Hochschulgruppe und im Studentenbeirat der Stadt. Markus ist zwar der Ansicht, dass ihre Interessen in der Jenaer Kommunalpolitik nicht gerade unterrepräsentiert seien, dennoch findet er, dass „Studenten in vielen Themenbereichen mitreden sollten“. Immerhin würde im Stadtrat über vieles diskutiert, was sie direkt tangiere, so beispielsweise die Zweitwohnsitzsteuer. Dennoch verwundert es ihn, dass sich vergleichsweise viele Studenten auf den Listen finden. Für den Studentenbeirat sei es wesentlich schwieriger gewesen, Kandidaten zu finden: „Ich glaube, viele Parteien setzen einfach auf Studenten, um Stimmen zu kaschen.“ 
Stura-Vorstand Julia Langhammer, die unter anderem als Ortsteilbürgermeisterin von Winzerla kandidiert, sieht andere Ursachen für die vermehrte Beteiligung von Studenten: Die Parteien haben Nachwuchsprobleme. Sie selbst tritt für „Die Linke“ an, deren Altersdurchschnitt bundesweit immerhin bei über sechzig Jahren liegt. Deshalb findet sie es auch gut, dass sich vermehrt junge Leute in die Politik einmischen. Sie selbst trete aber nicht primär als Studentin, sondern als Einwohnerin von Winzerla an. Angst davor, als „jüngeres Semester“ nicht ernst genommen zu werden, hat die Studentin der Politikwissenschaft nicht: „Im Wesentlichen zählt das eigene Engagement, das man an den Tag legt. Dabei spielt das Alter keine Rolle.“
Auch auf anderen Listen finden sich studentische Vertreter, sei es bei der CDU, den Grünen oder den Guten. Die angegebenen Gründe ähneln sich stark in der Wortwahl: Verantwortung, Engagement, Veränderung schaffen. Ira Nörenberg, die für die Grünen antritt, gibt auf der Internetseite der Partei an, sie hätte sich irgendwann zwischen politischer Aktion in „Nichtregierungsorganisationen“ und in einer Partei entscheiden müssen. Eine Wahl, vor die sich offenbar auch viele andere ambitionierte Studenten gestellt sehen.
Die Befürchtung, die eigenen Ideale und Wertvorstellungen innerhalb einer parteilichen Liste aufzugeben oder zu viele Kompromisse einzugehen, hat offenbar keiner der studentischen Kandidaten. Immerhin hätte man sich ja aufgrund seiner persönlichen Überzeugungen einer Partei angeschlossen, meint Markus Giebe dazu.

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