Konstituierende Stura-Sitzung: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Der neue Studierendenrat (Stura) der FSU  kam in seiner konstituierenden Sitzung das erste Mal zusammen. Ein Kommentar worauf man hoffen kann, und was voraussichtlich beim Alten bleiben wird.

von Lukas Hillmann

Im Rosensaal sitzen die gewählten Mitglieder des Stura und diskutieren über die Tagesordnung.
Die geballte Schaffenskraft. Foto: Lukas Hillmann

Kim Siebenhüner macht alles richtig. Die Vizepräsidentin für Lehre folgt der Einladung des Studierendenrates (Stura), lässt ein paar Grußworte in den Raum fließen (vertrauensvolle Zusammenarbeit) und vergisst dabei nicht, auch die Schwierigkeiten der letzten Amtsperiode (Veruntreuung, Haushaltssperre und so weiter) zu erwähnen. Und dann geht sie fort. 

Am letzten Samstag kam der neu gewählte Stura der Friedrich-Schiller-Universität zu seiner ersten, seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Zur Feier des Tages mietete er sich den großen Rosensaal im historischen Bauensemble der Universität, in dem schon Franz Liszt zu Gast war. 130 Sitzplätze unter zwei goldenen Kronleuchtern – also genügend Platz und eine gerade angemessene Kulisse für die 23 anwesenden gewählten Neumitglieder. 

In den neuen Stura könnte man Hoffnungen legen. Die Linken sind wieder da, die konservative Mehrheit des Rings christlich-demokratischer Studenten scheint gebrochen. Man schaut in entschlossene Gesichter, die einem sagen: “Wir kehren ab von den Altlasten, dieses Jahr schaffen wir was Neues!” Hin und wieder stellt jemand sogar die illusionsbrechende Frage nach der Sinnhaftigkeit einer Diskussion, die im letzten Jahr bis zum bitteren Ende geführt wurde.

Furcht liegt im Alten

Doch die Hoffnung kann man auch genauso schnell wieder verlieren. Die Alteingesessenen lassen sich nämlich nicht von ihren Thronen stoßen. Demonstrativ tragen sie Tische vor ihre Sitzplätze, breiten sich aus, sitzen unbequem und arbeitsintensiv hinter ihren Laptops. Sie strahlen Selbstsicherheit aus, vor der Leif Jacob, Wahlvorstand und Sitzungsleitung, anhaltend zurückschreckt. Felix Graf, langjähriges Sturamitglied und selbsternannter Wächter des alten Sturas, hält die bekannten Verfahrensweisen aufrecht. Fortlaufend konstatiert er: “Das war bisher Konsens in allen Sitzungen.”

Machtdemonstrationen bleiben dabei nicht aus. Die Alten stellen Fragen an den nicht anwesenden Samuel Ritzkowski, der sich auf das Amt der stellvertretenden Kasse beworben hat. Leif Jacob muss diese Fragen als Vorstandskollege Samuels über sich ergehen lassen und ringt stellenweise nach Antworten. Man hätte sich auch darüber freuen können, dass sich überhaupt jemand auf das Amt der stellvertretenden Kasse bewirbt, Hauptämter Kasse und Haushaltsverantwortung schließlich bleiben weiter unbesetzt. Ohne die Besetzung dieser Stellen droht erneut eine Haushaltssperre. Statt dieses Problem pragmatisch aus der Welt zu schaffen, sollen die Neuen gleich wissen, worauf man sich einlässt, sollte man es wirklich wagen, für den Stura zu arbeiten.

Hoffnung im Neuen

Immerhin: ein Funken Hoffnung bleibt. Die Gruppe um Felix Graf scheint nicht so recht Fuß zu fassen im neuen Stura. Keine der Jüngeren geht auf die Vorschläge ein. Warum sollten wir Samuel nicht wählen, wenn er sich doch beworben hat und es in der letzten Amtszeit gut gemacht hat? Warum vertagen, wenn wir die Wahl heute abschließen können?

Einige im neuen Stura wollen wirklich etwas schaffen. Richard Kindler, neu gewähltes Mitglied für die Liste ökologisch, sozial, international, zeigt sich in seiner ersten Sitzung überambitioniert und schlägt sich selbst als Vorstand vor. 20 Minuten teils sinnlose Fragen (liebstes Mensagericht?) muss er über sich ergehen lassen, bevor er am Ende doch nicht gewählt wird. Es bleibt zu hoffen, dass ihm der Stura seine Motivation nicht nimmt, ehe er sich überhaupt richtig einbringen kann.

Stura bleibt Stura

Fürderhin kann man eine letzte Hoffnung gewiss aufgeben, nämlich jene nach einer produktiven Arbeitskultur. Denn ohne vollkommen sinnbefreite Diskussion wäre der Stura nicht mehr der Stura. Gegen Ende der Sitzung entbrennt eine Debatte um einen Scanner, der nicht angeschafft wurde und eigentlich auch nicht gebraucht wird. Die Alten kommen in Fahrt, die Neuen hören zu und verstehen nicht so recht, worum es geht. Am Ende steht natürlich kein Ergebnis. 

Als Studierender, dessen Vertretung sich hier streitet, ist man froh, dass Kim Siebenhüner das alles nicht sehen musste. Man wünscht sich sogar, dass sie es gehalten hätte wie der Präsident. Der ist nämlich gar nicht erst erschienen.

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