Untreue in besonders schwerem Fall

Der ehemalige Haushaltsverantwortliche der Jenaer Studierendenschaft muss sich vor Gericht verantworten. Ihm wird Untreue in 49 Fällen vorgeworfen. Das Akrützel hat die Verhandlung verfolgt.

von Johannes Vogt und Lukas Hillmann

Kohle geklaut, mitten in der Uni. Foto: Lukas HIllmann

Zwischen Februar 2020 und Dezember 2021 tätigte der ehemalige Haushaltsverantwortliche des FSU-Sturas, Sebastian W., mehrere unrechtmäßige Überweisungen auf eigene Konten. Insgesamt sind der Studierendenschaft 38.593,61 Euro über diesen Weg abhandengekommen. Wofür er das Geld nutzte, bleibt offen. Er habe es für sich selbst verbraucht, erklärt sein Verteidiger.

Die Unstimmigkeiten fielen dem Stura erst Ende 2021 auf. Die neu eingestellte Sekretärin entdeckte Doppelüberweisungen, der Kassenwart überprüfte fehlerhafte Rechnungen und der Haushaltsverantwortliche fiel bei einigen Stura-Mitgliedern durch sich widersprechende Ausreden auf. Mitte Januar stellte er sich der Polizei, woraufhin Ermittlungen aufgenommen wurden.

Die Verhandlung

Am 31. August 2022 steht Sebastian W. vor dem Amtsgericht Jena. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Untreue im besonders schweren Fall vor. Die Verhältnisse sind schnell geklärt: Der Angeklagte gesteht die Tat. Einen Tag vor der Verhandlung hat er außerdem 180 Euro zurücküberwiesen, um seinen guten Willen zu beweisen. Diese Umstände mildern die Strafe. 

Der Angeklagte wird wegen Untreue in 49 Fällen mit einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Die Bewährungszeit beläuft sich auf zwei Jahre. Den entstandenen Schaden an der Studierendenschaft muss er zurückzahlen. Dafür hat der Täter einen Dauerauftrag eingerichtet, mit dem er monatlich 150 Euro überweisen wird. Bei einer Summe von knapp 40.000 Euro dauert das mehr als 20 Jahre. 

Die Folgen

Dem Täter sei die Veruntreuung nicht besonders schwer gemacht worden, sagt der vorsitzende Richter Frank Hovemann; ein Vorwurf, dem sich der Stura nun stellen muss. Der Grund, warum die Unstimmigkeiten über zwei Jahre hinweg nicht aufgefallen seien, liege vor allem an den verspäteten Jahresabschlüssen, sagt Samuel Ritzkowski, Mitglied des Stura-Vorstands. Diese müssten von nun an schneller fertiggestellt und zur Kontrolle an die Innenrevision, eine uniinterne Prüfstelle, weitergegeben werden.

Dort ist der Stura zuletzt drei Jahre in Verzug geraten, wodurch Überweisungen nicht überprüft und die Veruntreuung erst ermöglicht wurde. Das soll in Zukunft durch vereinfachte Verwaltungsprozesse und eine neue Buchhaltungsstelle verhindert werden. Ob dieses Ziel angesichts der enormen Nachbearbeitungen erreicht werden kann, bleibt abzuwarten. Bis jetzt hat der Stura nur stellvertretende Haushalts- und Kassenverantwortliche. 

Am Ende bleiben die Motive des Täters unklar. Vor Gericht erklärt er sich mit schwierigen persönlichen Umständen, die er nicht weiter ausführt. Durch seinen guten Willen und eine  positiven Kriminalprognose bleiben ihm strenge Bewährungsauflagen erspart. Glück gehabt.

Eine Antwort auf Untreue in besonders schwerem Fall

Schreibe einen Kommentar

*