Zwei Tage Protest

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In Dresden soll erneut der Naziaufmarsch verhindert werden

Von Kay Abendroth




Wegen Blockadepunkten wie diesem am 13. Februar 2010 in Dresden standen sich die Nazis damals am Bahnhof Neustadt die Füße platt.

Foto: flickr.com/dielinke_sachsen

Wieder wollen Nazis im Februar einen Fackelmarsch durch Dresden veranstalten, vielleicht auch ihren großen Aufmarsch, und wieder kündigt sich deutlicher Widerstand an. Die Vorbereitungen des Bündnisses „Dresden nazifrei“ laufen schon seit Monaten und auch die Stadt bereitet sich schon lange auf die Aktionen am 13. und 18. Februar vor. Nach den Protesten im letzen Jahr wurde sogar eigens eine Arbeitsgruppe „13. Februar“ gegründet, deren erklärtes Ziel es unter anderem war, Konzepte zu erarbeiten, um Ausschreitungen, wie es sie im letzten Jahr gegeben hat, vermeiden zu können.

Aufmarsch ungewiss

„Dresden nazifrei“ bereitet sich wieder auf Blockaden vor, die in diesem Jahr am 18. Februar geplant sind. Noch wisse man aber nicht, ob es an diesem Tag überhaupt einen großen Naziaufmarsch geben wird, so Harad Zeil, der sich im Jenaer Aktionsnetzwerk engagiert und auch beim bundesweiten Bündnis „Dresden nazifrei“ mitarbeitet. Denn anders als in den letzten Jahren gebe es keine „direkt sichtbare Mobiliserung“ für diesen Tag. Aber: „Es ist damit zu rechnen, dass sich viele Nazis den Achtzehnten frei halten“, meint Zeil. Man könne noch nicht absehen, ob der Aufmarsch in diesem Jahr ausbleibt.
„Die Nazis können durchaus auch kurzfristig oder still mobilisieren“, sagt Jan Franke* von der Jugend-, Aktions- und Projektwerkstatt in Jena, kurz JAPS. „Aber aus deren Sicht hat es durchaus Sinn, sich auf den 13. Februar zu konzentrieren – auch wenn es ein Werktag ist, was es für sie ebenfalls schwierig macht.“ Auch Zeil hält das für wahrscheinlich: „Bei ,Dresden nazifrei‘ gehen wir mittlerweile davon aus, dass der 13. der Schwerpunkt sein wird.“ Deshalb mögen alle, die sich an den Gegenprotesten beteiligen wollen und es einrichten können, am besten an beiden Tagen nach Dresden kommen.
Am Jahrestag der Bombardierung Dresdens soll es vonseiten der Stadt wieder eine Gedenkveranstaltung auf dem Heidefriedhof und am späten Nachmittag eine Menschenkette geben. „Dresden nazifrei“ wird ab 13 Uhr einen Mahngang „Täterspuren“ durchführen. Dabei sollen historische Orte in der Innenstadt besucht werden, an denen NS-Täter gewohnt oder gearbeitet haben. Das Bündnis möchte damit explizit auf die Verbrechen im Nationalsozialsmus hinweisen und deutlich machen, dass Dresden alles andere als eine unschuldige Stadt war. Bereits im vergangenen Jahr war dieser Mahngang geplant, wurde aber vom Dresdner Ordungsamt untersagt. Anschließend will man in Richtung Fackelmarsch aufbrechen, um dort zu protestieren.
Die Stadt plant für den darauffolgenden Samstag, den 18. Februar, eine Kundgebung in „Sicht- und Hörweite“ des Naziaufmarsches. Falls dieser tatsächlich ins Wasser fallen sollte, will „Dresden nazifrei“ statt Blockaden eine Demonstration durchführen: „Gegen Repression und Kriminaliserung von antifaschistischem Widerstand – und insgesamt für eine nachholende Demokratisierung in Sachsen“, so Zeil.

Es geht nicht nur um Blockaden

Sollte es wie in den beiden letzten Jahren wieder zu Massenblockaden und einer Verhinderung des Aufmarsches kommen, wäre das ein Erfolg für das Bündnis „Dresden nazifrei“, das nicht nur von der regierenden Dresdner CDU und FDP kritisiert wird. Auch Antifa-Gruppen bringen immer wieder Kritik an den Blockaden zum Ausdruck.
„Die Verhinderung von so einem Aufmarsch wird auch ein bisschen überbewertet“, meint Jan Franke von der JAPS. Es sei zwar eine Niederlage für die einen, aber der Erfolg der Nazigegner halte nur für ein paar Stunden an. „Dann fahren die Nazis wieder nach Hause, aber die Ideologie bleibt – und die ist ja nicht nur ein Problem bei Nazis, sondern überhaupt weit verbreitet.“ Franke möchte mit seiner Kritik nicht missverstanden werden: „So ein Naziaufmarsch ist eine widerwärtige Angelegenheit und natürlich ist es gut, wenn etwas Widerwärtiges nicht stattfindet.“ Bei einer Blockade dürfe es aber nicht bleiben.
Zeil weist darauf hin, dass „Dresden nazifrei“ explizit ins Leben gerufen wurde, um „den seinerzeit größten Naziaufmarsch Europas zu verhindern und zu Ende zu bringen“. Dabei sei man auf einem guten Weg. Außerdem seien zwei wichtige Anknüpfungspunkte für den Aufmarsch, das Dresdner Gedenken und der Mythos von der unschuldigen Stadt, immer auch ein Thema im Bündnis gewesen. Er macht dabei auf den Mahngang Täterspuren aufmerksam. Auch sei das Bündnis nur ein Aspekt der Arbeit der verschiedenen beteiligten Gruppen: „Wir sind ein bundesweites Bündnis von Leuten, die zuhause natürlich auch etwas gegen Nazis und Rassismus machen.“
Das Gedenken in Dresden findet auch Franke sehr problematisch: „Wenn jemand privat um einen Menschen trauert, den er verloren hat, dann geht das niemanden etwas an. Aber ich sehe keinen Anlass für die Stadt ein öffentliches Gedenken zu zelebrieren.“ Dies solle auch weiterhin im Fokus der Kritik bleiben. „Wir halten das Gedenken in Dresden für geschichtsrevisionistisch und finden, dass hier letztlich des Falschen gedacht wird.“
In Thüringen ist die Mobilisierung für die Fahrt nach Dresden bereits angelaufen und Intereressierte können sich in Jena an verschiedenen Stellen Busfahrkarten abholen. Diese werden in diesem Jahr nicht verkauft, aber es wird um eine Spende für „Dresden nazifrei“ gebeten. Auch gelten diese Karten für beide Tage, sowohl den 13. als auch den 18. Februar.


* Name von der Redaktion geändert.

Bustickets gibt es im IG-Metall-Büro, Johannisplatz 14, und im Café Schillerhof, Helmboldstr. 1. Um eine Spende in Höhe von etwa fünf Euro wird gebeten.

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