Der „Druckpunkt“ wird abgewickelt

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Der Copyshop des FH-Stura erwies sich als finanzielles Fiasko und wird nun geschlossen

Von Kay Abendroth

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Foto: Katharina Schmidt

Während sich der FSU-Stura ausführlich mit sich selbst beschäftigt und wochenlang versucht einen neuen Vorstand zu wählen, zeichnet sich der Stura der Fachhochschule vor allem durch seinen Pragmatismus aus. Fraktionen scheint es nicht zu geben, es geht in erster Linie um „die Sache“. Locker läuft es ab – viel zu locker, wie sich nun heraustellt: Der FH-Copyshop „Druckpunkt“ ist mit knapp 23.000 Euro verschuldet und wird am 31. Dezember dicht gemacht.

Dabei hatte es so schön angefangen. Der damalige Studierendenrat der Fachhochschule Jena wollte seinen Studenten etwas Gutes tun: Preiswert und hochschulnah sollten sie kopieren können. In der näheren Umgebung gibt es nämlich kaum eine Möglichkeit dazu. Die Idee eines Stura-Copyshops war geboren. Und nicht nur das: Mit dem Gewinn wollte das Gremium eine Kindertagesstätte finanzieren oder wenigstens unterstützen. Also wurde 2005 der Copyshop im Haus 5 ins Leben gerufen. Mit der Hochschule schloss der Stura einen Vertrag über die Nutzung der Räume, die kostenfrei zur Verfügung gestellt wurden, mit der Firma EBT Bürotechnik GmbH über die Miete der Geräte und deren Wartung. Das Geschäft lief an und wurde genutzt.

Was war passiert?

Als eigenes Referat wurde der Copyshop dem Studierendenrat angegliedert, vom Gremium gewählte Leiter sollten den Laden führen und außerdem regelmäßig Bericht erstatten. Wie gut das in den ersten beiden Jahren funktioniert hat, lässt sich nur mutmaßen. In den Sitzungsprotokollen des Stura aus dem Jahr 2007 kommt der Copyshop immer mal wieder vor: Ein weiterer Drucker wird angeschafft, der Laden soll „umsatzwirksamer“ laufen, das Gehalt der Angestellten wird auf 5 Euro pro Stunde erhöht, neue Angestellte werden beschäftigt. Laut Protokoll trifft sich der Sturavorstand jeden Dienstag mit dem damaligen Leiter des Shops, Steffen Lenk, und dem Geschäftsführer der Bürotechnikfirma, Steffen Rübbert. Ähnliche Punkte finden sich zunächst auch in den Sitzungsunterlagen von 2008. Alles in allem nichts Aufregendes. Das ändert sich mit einem Eintrag vom 17. Juni 2008. Der Haushaltsverantwortliche des Stura, Falk Pißler, und dessen Stellvertreter, Johannes Hufnagl, erheben schwere Vorwürfe gegen den Stura und geben die Niederlegung ihrer Ämter bekannt. In ihrer Begründung heißt es: „die fehlende Akzeptanz des Gremiums bezüglich des Referates Finanzen und der Verwaltung von öffentlichen Geldern, Missachtung von Ordnungen und Gesetzen, mangelndes Verantwortungsbewusstsein über die Aufgabe/Stellung des Referates Finanzen, mangelnde Kommunikation und die ungeklärte Situation des/der Finanzreferent/in“. Auch mit dem Copyshop war nicht alles in Ordnung. „Im Jahr 2008 habe ich das erste Mal Signale vom Vorstand bekommen, dass es möglicherweise Probleme mit dem Copyshop gibt“, erinnert sich Theodor Peschke, Kanzler der Fachhochschule Jena. Der „Druckpunkt“ habe immer noch keine schwarzen Zahlen geschrieben, so Peschke weiter. Der Sturavorstand habe sich des Problems aber annehmen wollen. Ende November heißt es in einem Protokoll: „Steffen Lenk soll sich mehr um die Buchführung und Organisation kümmern“. Eine Woche später kritisiert Sturamitglied Lars Stottmeier die Buchführung des Ladens. Lars wird Ende Januar mit der Ausschreibung einer Stelle als „Copyshop-Geschäftsführer“ beauftragt und übernimmt kommissarisch die Leitung. Am 5. März 2009 gibt es eine Diskussion und Beschlüsse zum Thema „Druckpunkt“-Leiter. Der Antrag, diesen Tagesordnungspunkt „nicht öffentlich zu behandeln“, wird von der Mehrheit angenommen. Über die Sitzung elf Tage später ist zu lesen: „Lars berichtet, dass Steffen Lenk heute seine Kündigung erhielt. Demnächst soll ein erneutes Treffen mit Herrn Morgenroth stattfinden, um weitere Schritte zu besprechen“. Carsten Morgenroth ist der Justiziar der Fachhochschule Jena und als solcher eine gute Adresse für alle Rechtsfragen. Im gleichen Protokoll werden eine Reihe Verbesserungsvorschläge für den Copyshop gemacht: Es soll monatliche Teambesprechungen geben, besser organisierte Abläufe und einen Geschäftsführer, der nur noch maximal zwei Schichten selbst übernehmen darf und sich sonst vorrangig um die Leitung und Buchführung kümmert. Und weil die Copyshopleitung es vorher offenbar nicht so genau genommen hat: „Das Kassenbuch soll wieder eingeführt werden“.

Schulden tauchen auf

Der FH-Stura bekam in der gleichen Zeit aber noch ganz andere Probleme. Mitglieder traten aus dem Gremium aus. Es war nicht mehr arbeitsfähig und löste sich schließlich auf. In einem Artikel, der im Akrützel vom 28. Mai 2009 abgedruckt wurde, wird deutlich, in welchen finanziellen Schwierigkeiten der Laden damals tatsächlich schon steckte: „Unklar ist auch die Zukunft des mit mehr als 10.000 Euro verschuldeten Copyshops, der bis auf Weiteres geschlossen wurde.“

Die Studenten wählten später einen komplett neuen Stura, der sich erst nach der Einarbeitungsphase der Causa „Druckpunkt“ zuwandte. Die zu diesem Zeitpunkt im Raum stehende Schuldensumme von mehr als 10.000 Euro war vom Vertragspartner EBT genannt worden und wurde vom Stura angezweifelt. Der konnte das „nicht nachvollziehen“, sagt Ulrich Thoms, einer von drei Vorstandsmitgliedern des aktuellen FH-Stura, „EBT hatte seine Buchführung, aber der Copyshop nicht“. Statt nun die Buchführung aufzuarbeiten, nach Tilgungsmöglichkeiten zu suchen und eine Abwicklung des Copyshops ernsthaft in Erwägung zu ziehen, machte sich das Gremium auf die Suche nach einem neuen Dienstleister – und wurde fündig. Der hätte den alten Vertrag und die monatlichen Fixkosten von rund 700 Euro übernommen. Dafür wäre der neue Vertrag aber sechs Jahre gelaufen, ein Jahr länger als der alte. Soweit kam es schließlich nicht: Die nächste Sturawahl brachte ein wiederum weitgehend neu besetztes Gremium hervor und das hielt – in dieser Situation – nichts von einem neuen Vertrag. „Ich denke, man sollte nicht einen Vertrag, den man so schon nicht halten kann, durch einen noch schlimmeren Vertrag ablösen“, so Ulrich.

In der vorlesungsfreien Zeit vor dem aktuellen Wintersemester arbeiteten drei Personen etwa sechs Wochen lang die Buchführung des Copyshops auf: Tobias van Treek, Wirtschaftsingenieurstudent und aktuell eine von vier Personen, die mit der Leitung beschäftigt sind, und zwei Rentnerinnen, „die früher jahrelang in der Buchhaltung gearbeitet haben“, so der Kanzler. Diese Aufarbeitung brachte schließlich eine Schuldensumme von knapp 23.000 Euro zu Tage und war Vorraussetzung für die weiteren Schritte. Der Stura entschied sich den Laden abzuwickeln. „Wir wollten einen Strich darunter setzen und die Zeit, in der vieles schief gelaufen ist, abhaken“, sagt Ulrich.

Der Kanzler wurde informiert und entschied sich dem Studierendenrat zu helfen. „Wir als Hochschulleitung sind an einem arbeitsfähigen Stura interessiert und wollen auch dafür sorgen, dass der jetzige Stura, der nächste Stura und auch der übernächste Stura handlungsfähig sind“, sagt Peschke. Daraufhin half der FH-Justiziar Carsten Morgenroth bei den Verhandlungen zur Vertragsauflösung. Der Vertrag zwischen Stura und der Bürotechnikfirma wäre erst 2012 regulär ausgelaufen und hätte damit wahrscheinlich noch mehr Schulden verursacht. Das wollte das Gremium unbedingt vermeiden. Am 10. November willigte Rübbert schließlich in den Auflösungsvertrag ein. Das Ende des „Druckpunkt“ war damit besiegelt.

Nach Angaben von Ulrich Thoms zahlt der Stura nun seine Schulden plus die vereinbarte Auslösesumme von etwa 6.500 Euro auf einmal ab: Das macht ingesamt mehr als 29.000 Euro. Dies geschieht mit Mitteln aus dem Sturahaushalt. Die Hochschulleitung hat dem Gremium angeboten, es hierbei zu unterstützen.

Bis zum 17. Dezember können nun Studenten ihre Kopierkarten noch im Copyshop abgeben, um das Pfand von 2,50 Euro entweder zurückzubekommen oder als eine kleine Spende dem Stura zu überlassen. Das verbliebene Guthaben auf der Karte verfällt bei der Rückgabe allerdings und sollte daher vorher abkopiert werden.

Grausiges Wirtschaften

Ein schlechtes Konzept, ein zu Ungunsten des FH-Stura ausgehandelter Vertrag, Überforderung und Schlamperei haben den „Druckpunkt“ in den Ruin getrieben. „Das konnte auf Dauer nicht gut gehen“, sagt Kanzler Peschke und meint damit die konstanten Zahlungsverpflichtungen, die zum einen den Rhythmus von großer Nachfrage zu Semesterbeginn und sehr geringer Nachfrage in der vorlesungsfreien Zeit nicht berücksichtigt hätten und zum anderen „zu hoch angesetzt“ gewesen seien. Steffen Rübbert, Geschäftsführer der Firma EBT Bürotechnik GmbH, wollte sich auch auf mehrfache Nachfrage nicht zur Causa FH-Copyshop äußern. Studenten als Geschäftsleiter in Teilzeit einzusetzen, die selbst auch Schichten im Laden arbeiten, in dieser Zeit natürlich gar keine Geschäftsführung betreiben und außerdem auch noch ein Studium zu absolvieren haben, hat sich als völlig unzureichend erwiesen. Die Vollzeitstelle wurde deswegen nach der Aufarbeitung der Buchführung auf vier Personen aufgeteilt. Der Stura, der in diesem Fall als Aufsichtsrat fungiert, hat in der Vergangenheit jedes Mal eine finanzmarode Klitsche und die Verantwortung für deren Konzept und Vertragsleistungen übernommen. Zeitweise kein Kassenbuch zu haben und jahrelang keine Buchführung zu machen, ist schlichtweg Schlamperei. Dafür sind nicht nur die entsprechenden Copyshopleiter, sondern genauso auch die jeweils gewählten Studentenvertreter verantwortlich.

Der aktuelle Stura hat getan, was notwendig war, und damit geschafft, was die vorherigen Vertreter nicht geschafft haben. Ulrich hofft, dass sich Leute finden, die irgendwann einen neuen Copyshop in der FH aufmachen. Dann aber „komplett mit neuem Konzept von Anfang an“, um „richtig starten zu können“.

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