Eine Frage der Einstellung

Blutspenden als Studentenjob

Von Christoph Worsch

Foto: Akrützel-Archiv

Die Blutspende – eine gute Sache. Spenden gegen Geld? Eine umstrittene Praktik, die an fast jeder Blutspendeeinrichtung durchgeführt wird. In Jena gibt es zwei Möglichkeiten, um Blut oder Plasma zu spenden und dafür bezahlt zu werden: zum einen die privatwirtschaftliche Einrichtung „Haema“ in der Goethe-Galerie, zum anderen das Transfusionsinstitut der Uniklinik in der Stoystraße. Auch wenn sich beide Einrichtungen im Kern ähnlich sind, bestehen deutliche Unterschiede.

Bei der Blutbank „Haema“ spenden vor allem junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren. In Jena besteht diese Zielgruppe zu einem großen Teil aus Studenten. Ein Grund, warum gerade diese den Weg zu „Haema“ finden, kann in der Handhabung der Aufwandsentschädigung gesehen werden. Bis auf die erste Blutspende werden alle Geldbeträge bar ausgezahlt. Hinzu kommt ein Prämiensystem, das den Spender motivieren soll, oft zu spenden. Wer beispielsweise fünfmal Plasma in zwei Monaten spendet, wird dafür mit einer Extrazahlung entlohnt. Zusätzliches Geld gibt es für das Werben neuer Spender. Pressesprecher Jan Noack begründet das Bonussystem von „Haema“ damit, dass die Treue von Spendern belohnt werden soll. Gleichzeitig schaffe solch ein System aber auch einen positiven Anreiz für den Spender, öfter die Blutbank aufzusuchen. Gerade Studenten verdienen sich so einen nicht unerheblichen Betrag dazu. Eine Beispielrechnung verdeutlicht dies: „Haema“ zahlt pro Plasmaspende 15 Euro. Alle vier Tage darf gespendet werden und das bis zu 38 mal im Jahr. Inklusive Prämien und eventueller zusätzlicher Blutspenden kommt man so auf eine Summe von zwischen 600 und 700 Euro pro Jahr. Viel Geld. Steuerfrei und bar auf die Hand.
Auch im Transfusionsinstitut der Uniklinik wird eine Aufwandsentschädigung gezahlt, allerdings niemals sofort. Das Geld bekommt der Spender erst Wochen später auf seinem Konto gutgeschrieben. Daneben beträgt der vorgeschriebene Abstand zwischen zwei Plasmaspenden mindestens eine Woche.
Die Auszahlung einer Aufwandsentschädigung ist grundsätzlich nicht verboten. Im zugehörigen Transfusionsgesetz wird sie gestattet, aber nicht ohne Grund beginnt der entsprechende Paragraph mit den Worten: „Die Spendeentnahme soll unentgeltlich erfolgen.“
Ebenso wird im ethischen Codex der International Society of Blood Transfusion (ISBT) für Blutspende und Bluttransfusion darauf hingewiesen, dass eine Spende „unter allen Umständen freiwillig und unbezahlt erfolgen“ soll. Eine finanzielle Entschädigung kann demnach eine Möglichkeit sein, mehr Menschen zu einer Spende zu bewegen, aber sie sollte nicht dazu dienen, den Geldbeutel des Spenders dauerhaft zu füllen.
Beide Anbieter unterscheiden sich auch im Umgang mit den Blut- oder Plasmaspenden. Die Uniklinik deckt mit den Blutspenden zu einem großen Teil ihren eigenen Bedarf. Plasma hingegen wird an eine Zwischenfirma weiterverkauft, aber im Gegenzug auch von dieser zurückgekauft. Begründet wird dieser An- und Verkauf mit den nicht vorhandenen Lagermöglichkeiten für Plasma an der Uniklinik. „Haema“ als Unternehmen arbeitet hingegen privatwirtschaftlich Es verkauft die Spenden zum einen an Kliniken und Arztpraxen und zum anderen an Pharmakonzerne. Der Preis für eine Blutspende liegt bei ungefähr 140 Euro pro 500ml-Beutel. Plasma dagegen wird für nur 40 Euro pro Spende gehandelt.
Deshalb sollte sich aber niemand vom Blutspenden abbringen lassen. Es ist eine sinnvolle und enorm wichtige Sache, bei der sich der Einzelne jedoch fragen sollte, warum er spendet. Die Blutspende sollte als Ausdruck der grundlegenden Angewiesenheit der Menschen aufeinander verstanden werden. Ein Akt der Solidarität, der jedem auch ohne eine Gegenleistung in Form von Geld zum Vorteil werden kann, wenn er selbst in eine Situation gerät, die ihn zum Bedürftigen einer Blutspende macht. Wer trotzdem auf eine Aufwandsentschädigung nicht verzichten will, dem kann es nicht zum Vorwurf gemacht werden, wenn er das gängige Entschädigungssystem nutzt. Wer um der Spende willen spenden will, dem kann der Weg zu einer Einrichtung wie dem Deutschen Roten Kreuz ans Herz gelegt werden. Hier gibt es neben dem guten Gefühl kein Geld, sondern etwas zu Essen und Trinken.

2 Antworten auf Eine Frage der Einstellung

  • Auch im Transfusionsinstitut der Uniklinik wird eine Aufwandsentschädigung gezahlt, allerdings niemals sofort. Das Geld bekommt der Spender erst Wochen später auf seinem Konto gutgeschrieben.

    Es sind genau 14 Tage! Und als kleiner Tip, die Thrombozyten Spende (wenn man dafuer geeignet ist) brachte frueher 70 Euro. Da bin sehr gerne zum spenden gegangen.

  • Lovely just what I was searching for. Thanks to the author for taking his clock time on this one.

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