In eigener Sache: Ohne Chef kein Heft

Seit dem 1. Oktober hat das Akrützel keine*n Chefredakteur*in mehr. Der einzige Bewerber wurde trotz einstimmiger Wahl der Redaktion vom Stura abgelehnt und die Stelle neu ausgeschrieben. 

Ohne Chef kein Heft – die ehrenamtliche Redaktion des Akrützels leitet ein*e Chefredakteur*in. Der Posten wird vom Stura der FSU finanziert, damit diejenige Person zwei Urlaubssemester nehmen kann und Vollzeit für das Akrützel arbeitet. Im August wurde die Stelle für Wintersemester 2018/2019 und Sommersemester 2019 ausgeschrieben: Es gab genau eine Bewerbung eines Akrützel-Redakteurs. Dieser wurde nach einem Test und einem Auswahlgespräch von der Redaktion einstimmig gewählt.

Der Stura als Herausgeber des Akrützels bestätigt den*die Kandidat*in in einer seiner Sitzungen – zumindest war es bisher so. In der Sitzung des noch amtierenden Sturas am 18. September wurde der Bewerber mit sechs Nein-Stimmen bei keiner Ja-Stimme und zwei Enthaltungen abgelehnt.

Als mögliche Gründe für die Ablehnung wurden der Redaktion im Nachhinein zwei Gründe genannt: ein Kommentar, der einen Stura-Beschluss kritisiert, und eine unangekündigte Tonaufnahme des Redakteurs in einer Stura-Sitzung im Mai. Für seinen Fehler hatte der Redakteur sich schriftlich und mündlich in der folgenden Sitzung entschuldigt.

Die Stelle wurde nun neu ausgeschrieben. Bis zum 17. Oktober 2018 werden Bewerbungen angenommen. Der abgelehnte Redakteur hat in Aussicht gestellt, sich noch einmal zu bewerben.

Text: Robert Gruhne


Das Akrützel sprach über die aktuelle Lage mit Bernd Zeller, dem Gründer des Akrützels, der heute als Zeichner und Satiriker arbeitet.

Foto: Monika Osberghaus

Akrützel: Du hast das Akrützel mitbegründet, beunruhigt dich die aktuelle Situation?

Bernd Zeller: Bis eben noch nicht, aber ich weiß ja nur, was mir erzählt wird. Ich habe noch niemanden vom Stura dazu fragen können. Vielleicht verheimlicht ihr mir einen wichtigen Aspekt?

Der Stura hat den von der Redaktion gewählten neuen Chefredakteur noch nicht angestellt, weil man mit einem Artikel nicht zufrieden war und weil manche Stura-Mitglieder dem Akrützel eher kritisch gegenüberstehen.

Schwarzarbeit beim Stura wäre wirklich nicht schicklich. Aber die Konflikte finde ich den normalen und wünschenswerten Zustand. Die Gründung einer unabhängigen Studentenzeitung war zur Wendezeit eine zentrale Forderung, wegen Demokratie, wem das noch was sagt. Das Akrützel gibt es nicht, damit der Stura ein paar Leuten, die was mit Medien machen wollen, die Selbstverwirklichung bezahlt, sondern weil ein Kommunikationsmedium ein Ausdruck und Garant des Pluralismus ist. Die Zeitung der verfassten Studentenschaft ist die Dienstleistung, die der Stura den Studenten erbringt, wie immer die Studenten jetzt heißen, die Immatrikulierten. Da war übrigens von Anfang an die Existenz des Akrützel wichtiger, als was drinsteht.

Die Frage ist, ob der Stura das weiß.

Diese Frage müssen andere beantworten. Die Kommunikation geht natürlich in beide Richtungen. Aber der Stura kann kein Interesse daran haben, dass seine Zeitung wahrgenommen wird als Verlautbarungsorgan. Der Stura kann natürlich verlautbaren, aber wenn das Akrützel als inhaltsgeprüft und meinungskonform mit dem aktuellen Vorstand gelten würde, wäre es auch mit der Glaubwürdigkeit des Stura vorbei, dann kann er sich wieder FDJ nennen. Würde mir Spaß machen, wenn wir dreißig Jahre Wende feiern mit einem Stura, der ein Wendeprodukt gerade abgewickelt hätte.

Das werden die Mitglieder so nicht vorhaben.

Aber das würde es bedeuten, das Akrützel zu, ähm, da fallen mir nur schlimme Wörter ein aus einem nicht zu ziehenden historischen Vergleich, sagen wir harmonisieren statt gleichschalten, das braucht weder der Stura noch die Immatrikuliertenschaft. Dazu hat ja der Stura das Akrützel-Statut statuiert, damit funktionstüchtig gearbeitet werden kann und die Redaktion den Chefredakteur wählt. Wenn es arbeitsrechtliche Einwände gibt, kann der Stura den Arbeitsvertrag nicht schließen, aber weil der Designierte das gemacht hat, wozu das Akrützel statutsgemäß da ist, die kritische Kontrolle der Stura-Arbeit – das schiene mir besonders begründungsbedürftig.

Wir danken für das Gespräch.

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