Von Grau zu Grün

Der Campus soll umgestaltet werden. Bei einem Workshop konkretisierten Interessierte die dringendsten Probleme.

von Vincent Kluger

Zu wenig Grün, zu wenig Schatten; unzulängliche Abstellanlagen für Fahrräder und etliche parkende Autos auf dem Gelände; kaum Sitzgelegenheiten zum Arbeiten und Erholen. Das sind die zentralen Probleme des EAP, die während des Workshops herausgearbeitet wurden. Es wird aber auch klar, dass die Neugestaltung des EAP weitaus komplexer ist als von vielen angenommen. Technische Einschränkungen, wie die nur 30 cm starke Decke zur Tiefgarage sowie großzügige und notwendige Flucht- und Rettungsbereiche; oder dass sich die Fördersumme von rund 6,3 Mio. Euro vom Bund nur auf die Platzgestaltung selbst, nicht aber auf die angrenzenden Gebäude bezieht.
Dass der Universität Orte zum Verweilen fehlen, ist keine Neuigkeit. Die ehemaligen Sitzgruppen vor dem, was einmal die Vegetable war, haben es bisher nicht zurück auf den Campus geschafft und die Palettenmöbel hat die Witterung vertrieben. So sitzen die Studierenden auf den wenigen Bänken, die mehrheitlich der prallen Sonne ausgesetzt sind oder eben gleich auf dem grauen Boden. Dass der Platz nicht nur aus optischen und atmosphärischen Gründen dringend einen Frühjahrsputz benötigt, zeigt die Hitzekarte. Zu sehen ist ein orange glühender Platz. Allerdings lässt sich sofort das Potenzial einer Verschattung erkennen, denn die Bereiche hinter dem Hochhaus Bau 15 und die schwachen Schattenwürfe der Bäume zeigen ein kühles Blau.
Immerhin, der EAP muss keine Investorenherzen beglücken, Gewerbeflächen oder ähnliches gibt es quasi nicht. Dieses Detail könnte dafür sorgen, dass, im Gegensatz zum Markt- und Eichplatz, die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen in Jena nicht hinter Dividendenträumen zurückstecken müssen. Indem die Stadtgesellschaft auf die Gestalt und Nutzung des Platzes einwirken darf, kann ein identitätsstiftendes Wir-Gefühl aufkeimen. Schon heute wird der EAP von denjenigen mit Leben gefüllt, die am Marktplatz zu Personae non gratae werden. Es sind die Jugendlichen, Obdachlosen und Feiernden, auf der Suche nach innerstädtischen Flächen. Insbesondere diese sozial und funktional gemischten Räume fehlen, obwohl sie für den Zusammenhalt einer Stadt aber unerlässlich sind.

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