Der Jenaer Weihnachtsmarkt wird dieses Jahr offensichtlich von Spießern geplant: Er schließt wieder eine Stunde früher.
Von Karolin Wittschirk
Seit dem 24. November und bis zum 22. Dezember lockt der Markt Studierende zu den vielen Glühweinständen auf dem Eich- und Marktplatz. Doch auch in diesem Jahr platzt die Hoffnung der Studierenden auf Glühwein bis 22 Uhr. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Zum einen kam es in den letzten Jahren gehäuft zu Beschwerden der Anwohnenden des Marktplatzes bezüglich Ruhestörungen. Scheinbar sind ihnen das Glühweingeschlürfe und die besinnliche Weihnachtsmusik zu laut. „Die Anwohnenden müssen über vier Wochen hinweg eine Großveranstaltung über sich ergehen lassen.“, so Carsten Müller, Werkleiter bei JenaKultur. Die Schließung des Weihnachtsmarktes um 21 Uhr sei daher auch ein Zugeständnis an sie.
Außerdem fehlt es an Personal für die Stände. „Immer weniger Menschen wollen sich bei Wind und Wetter täglich bis zu zehn Stunden auf einen Weihnachtsmarkt stellen.“ Durchaus verständlich bei den kalten Temperaturen derzeit. An einem Bratwurststand friert man durch den Grill nicht, aber an einem Stand, an dem Kunst verkauft wird und keine Wärmequelle existiert, gleicht der Körper nach wenigen Stunden einem Eiszapfen. Wir Studierenden beklagen uns bereits, wenn im Winter mal das Fenster im Vorlesungssaal geöffnet wird.
Umgewöhnen statt Rumheulen
Nicht verwunderlich also, dass der kleine Jenaer Weihnachtsmarkt, auch wenn er einer der ältesten Thüringens ist, Probleme hat, neue handwerkliche Stände zu gewinnen. In diesem Jahr gibt es daher mehr Gastronomie als Kunst. Keine Vogelhäuser mehr zum Verdruss der Ü50-Generationen. Die Studierenden weinen darüber nicht. Ihr Interesse beschränkt sich darauf, wo es das beste Preis-Leistungs-Verhältnis an Glühwein gibt. Laut Carsten Müller würden sich die Handwerksausstellenden lieber auf einen der größeren Märkte in Erfurt oder Leipzig fokussieren, einige hätten auf Online-Handel umdisponiert.
Positiv können die Öffnungszeiten aber auch gesehen werden. Wer früh anfängt, Glühwein zu trinken, kann auch früh ins Bett und ohne Kater am nächsten Tag ausgeschlafen zur Vorlesung. Wir Studierenden können nur hoffen, dass der Markt bestehen bleibt, da er zum einen vom stressigen Alltag befreit sowie einen winterlichen Treffpunkt darstellt, und würden uns künftig über Glühwein und Köstlichkeiten bis 22 Uhr freuen.