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Ein Punsch für Rechte

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Das Jenaer Unikino will eine beliebte Weihnachtstradition fortführen und erntet dafür viel Kritik von den Fachschaftsräten.
Von Markus Manz

Irgendwann wird’s braun.
Bild: Johannes Vogt

Als das Hörsaalkino bekannt gab, Die Feuerzangenbowle (1944) auch dieses Wintersemester wieder ins Programm zu nehmen, war der Unmut bei den FSRen groß. Hintergrund sind neben dem nationalsozialistischen Entstehungskontext vor allem die Aufführungsrechte des gleich zweimal in Jena gezeigten Films. Seit den 1970ern liegen die nämlich bei der ehemaligen AfD-Vorständin Cornelia Meyer zur Heyde. Die Legende besagt, dass sie ihr während der Arbeit in einem Unikino angeboten wurden. Spätestens seit viele universitäre Filmclubs den Primaner-Plot in den 1980ern zur Weihnachtstradition erhoben haben, war das wohl kein schlechter Deal mehr, denn als Rechtsinhaberin profitiert Meyer zur Heyde finanziell von jeder öffentlichen Aufführung.Nicht unheimlich genug? Neben der Arbeit für eine rechtspopulistische Partei hat Meyer zur Heyde die Rechte in der Vergangenheit auch gerne dazu genutzt, Aufführungen zu unterbinden, bei denen Veranstalter:innen zu viel über die Zusammenhänge zum Dritten Reich reden wollten. Niemand also, dem man gerne sein Ticketgeld überlässt. Trotzdem werden am Ende auch alle Einnahmen der Jenaer Vorstellungen in Meyer zur Heydes Tasche wandern.Eine weihnachtliche AfD-Spenden-Gala klingt für viele Studierende vermutlich nach einem eher ungeilen Veranstaltungstipp. Blöd nur, wenn Kinobesucher:innen erst im Nachhinein oder gar nicht von den Hintergründen der Aufführung erfahren. In einer Stellungnahme forderten die FSRe das Hörsaalkino deshalb zu einer transparenten Bewerbung der Veranstaltung auf. Konkret wünscht man sich klare Hinweise auf die Parteienzugehörigkeit der Rechtsinhaberin und die Leihbedingungen des Films. Außerdem soll das Hörsaalkino die Lizenzen ihrer Programme besser überprüfen und vergleichbare Fälle in Zukunft besser einordnen.Die Veranstalter:innen vom Hörsaalkino haben in einer ersten Antwort auf unterschiedliche Maßnahmen hingewiesen, mit denen sie das Publikum informieren wollen. Beispielsweise sollten beim Ticketverkauf schriftliche Hinweise auf den historischen Kontext des Films ausgegeben werden. Außerdem kündigte man eine ausführliche Stellungnahme an, die aber auf sich warten ließ. Die FSRe kritisierten diese Zaghaftigkeit, die Betreiber:innen selbst verwiesen auf nicht abgeschlossene Rücksprachen mit Vereinspartner:innen.Inzwischen wurde eine Stellungnahme auf Instagram veröffentlicht und auch die Veranstaltungsseite der Feuerzangenbowle um entsprechende Informationen ergänzt. Dabei geht es wohl vor allem um die Frage, weshalb die Veranstalter:innen einen Film zeigen wollen, vor dessen Besuch sie an anderer Stelle selbst warnen. Das hat laut der Stellungnahme mit einer weiterhin hohen Nachfrage zu tun, aber auch mit den Schwierigkeiten, die aktuelle Parteizugehörigkeit und die Ansichten von Meyer zur Heyde festzustellen. Dadurch besteht immerhin eine gewisse Unklarheit darüber, ob man mit der Vorführung heute noch Nazis finanziert oder es doch nur in den letzten Jahren getan hat. Das Hörsaalkino kommt deshalb zu dem Schluss, dass den Film zu zeigen zurzeit nicht mit einer Spende an die AfD gleichzusetzen ist. Im Gegensatz zu anderen Unikinos möchte man deshalb auch dieses Jahr an der Tradition Feuerzangenbowle festhalten.

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