In Jena soll eine weitere Fritzmitte Filiale entstehen. Dafür schließt ein Café im Zentrum: Für Fritz-Mitte ein Gewinn, Für die Vielfalt der Jenaer Innenstadt eher nicht.
Von Götz Wagner
Jena ist eine kleine Großstadt. In der noch kleineren Innenstadt gibt es zwar ein halbwegs abwechslungsreiches Café-Angebot, darauf stolz sein kann man aber nicht. Wie gut, dass Jena immer etwas hatte, das andere Großstädte nicht haben: Pommes mit wirklich guter Majo von Fritz Mitte. Die Fritteusen von Fritz Mitte bilden das kochende Herz der Uni-Stadt: Wir haben eine eigene Fast-Food-Kette aus der Region, nicht nur der immergleiche McDonalds!
Die Meisten reagieren zwar verwundert, dass gleich drei Filialen in einem Umkreis von 500 Metern zu finden sind, aber wer will sich nicht bequem eine Portion Pommes holen? Doch in letzter Zeit scheinen sich die Fritten-Buden wie ein Geschwür zu vermehren: Nachdem im letzten Winter in der Schlossgasse ein neuer Standort erschlossen wurde, soll, nur eine Minute Fußweg entfernt, ein weiterer folgen.
Das Café am Markt 11 macht ab Dezember dicht. Perfekte Lage, hohe Decken, lichtdurchflutet und trotzdem gemütlich – in diesem Haus muss ein Café sein. Das Kaffeehaus war trotzdem immer eher ein Nebenprodukt der eigentlichen Passion des Besitzers Andreas Raab: der Kaffeerösterei. Mittlerweile hat er dafür seine eigene kleine Fabrik. Das Café litt unterdessen an Personalmangel, ein Servicestandard könne nicht erhalten werden. Deshalb habe er den Standort verkauft: an Fritz Mitte – das versicherten Mitarbeiter:innen des Markt 11, die Unternehmen bestätigten dies auf Anfrage nicht.
Ketten verschönern Menschen, keine Städte
Ketten – und dazu gehört Fritz Mitte – werden zum Problem, wenn sie das Stadtbild dominieren, egal wie regional sie sind. Vier Filialen sind nicht mehr gesund! Das Stadtbild und besonders der Markt sollten von kleinen Gastronomien mit Herz bevölkert werden – Orte, an denen man nicht nur isst und trinkt, sondern an denen man verweilen will, die eine Umgebung schaffen, in der man leben will. Wo gehen die Menschen jetzt hin, die das Café im Markt 11 gefüllt haben? Zu Fritz Mitte? Nennt es ruhig idealistisch, aber vor allem kleine Städte wie Jena müssten mehr Räume und Unterstützung für Cafés bieten. Und obwohl der Hafermilchschaum nie gut war: Es ist ein Verlust, dass ein einladender Ort in der Mitte der Stadt verloren geht.
Pingback: WS24/W04: Chagall, Apoldas Museumsshop, ein Sprach-Referat und MA-Formalia – Dennis Schmolk