EAH-Stura macht Schluss

Der EAH-Stura hat die Kooperation mit dem FSU-Stura beendet. Erst wenn er seine Finanzen unter Kontrolle bringt, könne man sich eine Zusammenarbeit wieder vorstellen.

von Henriette Lahrmann

Büro des EAH-Stura. Foto: Josefine Kwalek

In einem nicht öffentlichen Tagesordnungspunkt entscheidet sich der EAH-Stura dazu, die Kooperation für die Kosten des Akrützel mit dem Uni-Stura aufzulösen. Die Öffentlichkeit, zu der unter anderem auch ein Teil des Vorstandes des FSU-Stura gehört sowie deren Haushaltsverantwortlichen, wird vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Kompromissvorschläge lässt das Gremium an der EAH an sich abprallen, ihre Entscheidung ist gefallen und wird einstimmig beschlossen.

In Jena gibt es zwei Studierendenräte (Stura): Den der Friedrich-Schiller-Universität und den der Ernst-Abbe-Hochschule. Während es an der EAH mit knapp viereinhalbtausend Studierenden relativ familiär zugeht, muss der FSU-Stura mit ungefähr 18.000 Studierenden an der Uni viermal so viele Meinungen unter einen Hut bekommen. Nicht selten vergleicht sich der Stura der Hochschule mit dem der Uni und stellt heraus, wie produktiv sie doch wären und wie cool es doch sei, dass sie ihre Beschlüsse größtenteils einstimmig beschließen.

Unten an der FSU schaut der Stura nur selten auf die Kolleginnen der EAH. Sie sind genug mit ihren eigenen Themen beschäftigt, eine übergeordnete Meinung gibt es im Plenum nicht. Hier wird diskutiert und den anderen Mitgliedern auch gerne widersprochen. Das Zusammenspiel der beiden studentischen Gremien erinnert an eine Beziehung zwischen Geschwistern – der EAH-Stura als kleine Schwester des Uni-Stura. Wie es sich für kleine Geschwister gehört, schauen sie oft zu den Großen hoch und eifern ihnen nach. Letzteres trifft spätestens nach der letzten Sitzung des EAH-Stura am 31. Mai nicht mehr zu. Sie möchten sich vom FSU-Stura trennen, der gemeinsame Kooperationsvertrag endet mit dem letzten Tag des aktuellen Sommersemesters, die Kündigung ist bereits unterschrieben.

Die Kompromissvorschläge lässt das Gremium an der EAH an sich abprallen, ihre Entscheidung ist beschlossen.

Aber warum das Ganze? Seit 2021 hat der FSU-Stura einen neuen Kooperationsvertrag mit dem EAH-Stura, in dem aufgeschlüsselt ist, wie viele der Kosten für das Akrützel die EAH übernimmt. Dazu gehört, dass der Uni-Stura die vereinbarte Summe beim EAH-Stura in Rechnung stellt. Das ist aber schon kurz nach Vertragsschluss nicht mehr passiert und der FSU-Stura bezahlte zunächst allein. Der Finanzverantwortliche des EAH-Stura sagte in der Sitzung, dass er mehrmals auf den der FSU zugekommen sei und die Stellung der Rechnungen eingefordert hätte. Sie kamen trotzdem nicht.

Heute ist das Gremium an der FSU neu besetzt, und der aktuelle Haushaltsverantwortliche ist erst seit guten sechs Wochen im Amt. In der Sitzung sagte er, dass er sehr bemüht sei, die Fehler und Versäumnisse seiner Vorgänger wieder auszubügeln. Dafür stellte er vor kurzem für die Jahre 2021 und 2022 eine Rechnung über ungefähr 8.000 Euro an den EAH-Stura. Weitere Rechnungen sollen folgen, Rechnungen, die den EAH-Stura kurzerhand vor Probleme stellen. Sie müssen einen Nachtragshaushalt erstellen, um das eigentlich anderweitig verplante Geld wieder zur Verfügung zu haben. Als Konsequenz haben sie mit der Kündigung der Kooperation die Reißleine gezogen. Vorschläge des Akrützel und des Uni-Stura, sich vor dem Beschluss nochmal zu einem Gespräch zusammenzusetzen oder die Kündigung ein paar Monate nach hinten zu verschieben, treffen bei der EAH auf taube Ohren. Erst wenn die Jahresabschlüsse des FSU-Stura fertig sind und die EAH das Gefühl hat, dass der FSU-Stura eine umfassende Kontrolle über seine eigenen Finanzen hat, könnten sie sich vorstellen, die Kooperation wieder aufzunehmen, so das Gremium der EAH. Inwiefern die große Schwester dann wiederum dazu bereit ist, wird sich zeigen. Ein Gespräch zwischen den beiden Vorständen steht nächste Woche noch an.

Bei dem besagten Kooperationsvertrag für das Akrützel handelt es sich zwar um den einzigen, bei dem beide Parteien Vertragspartner sind – gemeinsame Projekte gibt es aber weiterhin. Neben einigen Ausschüssen wie dem Studierendenbeirat der Stadt Jena gibt es das internationale Haus auf der Mauer. Immerhin sind die beiden dort neben weiteren Institutionen nur Kooperationspartnerinnen und die Verträge laufen über das Studierendenwerk Thüringen. Die beiden für das Haus angelegten Personalstellen bezahlt nach Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) aber der FSU-Stura. Wenig überraschend: Auch hier soll in den letzten Jahren zu wenig Geld von den anderen Partnerinnen für das Personal gekommen sein. Es ist also wahrscheinlich, dass die kleine Schwester zahlungstechnisch nochmal ranmuss.

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