Zu Vino sag ich… Mit Andrea Marlen Esser

Andrea Marlen Esser ist seit 2015 Professorin für Philosophie an der FSU. Sie lebt in Jena und mit
ihrem Mann in Berlin, hat einen erwachsenen Sohn in Köln und kommt ursprünglich aus München.
Jena bringt nun etwas Ruhe in eine nomadische Existenz.

Gehen Sie bei Rot über die Ampel?
Kommt drauf an. Meine alte Tante sagte immer: Die Ampel kann ja nicht denken (und ich bin mit ziemlich sicher: sehen kann sie auch nicht).

Was braucht es mehr im Leben, als alles zu besitzen? Fotos: Lukas Hillmann

Nach dem Aufstehen erst mal eine leckere Zigarette oder Sport?
Das würde mich beides umbringen. Nach dem Aufstehen ist der Tag noch sensibel und stark gefährdet. Da gibt es nur eines: einen guten Milchkaffee mit der Schildkröte auf dem Schoß, vielleicht Deutschlandfunk hören, und ganz ganz langsam machen.

Sind Drogen ein geeignetes Mittel der Entschleunigung?
Das hängt von der Droge ab, würde ich sagen – und von der Dosierung. Nachhaltiger ist es aber, Termine abzusagen und Ruhe zu geben.

Ihre Lieblingsserie?
In der Regel immer die, die wir (ich tue das gerne zusammen mit meinem Mann) gerade schauen – zur Zeit: Ozark.

War Kant ein Rassist?

Welches Motiv schmückt Ihre Lieblingssocke?
Socken mit mehr oder weniger originellen Motiven verschenke ich oft und gerne („Oh, schon wieder Socken!“). Meine Lieblingssocken haben in der Regel nur Streifen.

Wo ist es in Jena richtig chillig?
Im Garten.

Zu Vino sag ich…
In jedem Fall trocken, lieber wenig, aber gut.

Welches Jugendwort finden Sie zu wild?
Wenn ich es in meinem Alter kenne, ist es wahrscheinlich gar nicht so wild, oder?
Ich bin allerdings in Bayern großgeworden und der bayrische Dialekt hat seine Härten und birgt eine ganze Reihe an wilden Grobheiten. Da ist man gewisser Weise einiges gewöhnt.  Auf Beispiele verzichte ich jetzt aber, um diese Seite des Bayrischen nicht auch meinerseits noch zu tradieren.

Studierende, Student*innen, StudentInnen, Student_innen, Student:innen oder einfach Studenten?
Studierende. Die tun das ja idealiter wirklich und dauernd.

Wie antworten Sie auf Sexismus?

Stöbern Sie gern mal in der Bibel?
Eher selten, aber wenn, dann im Alten Testament. Buch Jesaja.

Wofür würden Sie demonstrieren gehen, tun es aber nicht?
Wenn ich recht nachdenke, würde ich sagen: Ich setze mittlerweile auf andere Formen des politischen Engagements. Aber es ist ohne Frage gut und wichtig, zu demonstrieren. Die Frage wäre also: Würde ich überhaupt (wieder) demonstrieren gehen? Nach den Erfahrungen seinerzeit in Wackersdorf und mit dem sogenannten Münchner Kessel hatte ich den Eindruck, man müsste grundsätzlicher ansetzen.

Welche Zeitung holen Sie morgens aus Ihrem Briefkasten?
Morgens hole ich gar nichts, da kann ich allenfalls eine Tasse Kaffee entgegennehmen. In der Regel bekomme ich Artikel, die mich interessieren könnten, von meinem Mann hingelegt. Den Rest lese ich online.

Wo stehen/sitzen/liegen Sie auf einer Party?
Am Anfang stehend in der Küche, dann liegend auf dem Sofa. Sitzen muss ich ja sonst schon so viel.

Wie oft sind Sie unter Tage?
Im buchstäblichen Sinne, glaube ich, nur ein bis zwei Mal. Aber unter Wasser ganz oft.

Was tun Sie manchmal, was niemand von Ihnen erwarten würde?
Oh, da sag ich lieber nichts drüber. Soll ja eine Überraschung bleiben.

Schon mal geklaut?
Das wollen Sie nicht wirklich wissen.

Pommes mit Currywurst oder ohne?
Pommes pur. Aber es kommt auch ein bisschen auf die Currywurst an.

Ihre Raucherpose?

187 Straßenbande oder The Rolling Stones?
Die Stones! Nach dem Konzert 1973 in München – da bekam ich das T-Shirt mit der Zunge und eine LP – habe ich über Jahre alle meine Bücher zur Musik der Stones gelesen.

Karl Marx oder Robert Habeck?
Am besten beide.

Sind Sie zufrieden mit sich und der Welt?
Soll man das? Kann man das? Sagen wir so: Ich wirklich glücklich, da zu sein; aber der Zweifel ist mein unzufriedener Begleiter. Ist es richtig, was ich so denke, meine und tue (von der Welt ganz zu schweigen)? Platon sagt: „Von sich selbst hintergangen zu werden, ist doch das Allerärgste.“ Eine ganz entsetzliche Vorstellung also, sich in Anbetracht dieser Gefahr in der Zufriedenheit einzurichten. Aber ob der Zweifel dagegen hilft? Und ob der Zweifel die Welt besser macht? Ich weiß es auch nicht.

Ihre früheste Kindheitserinnerung?
Das befriedigende Gefühl, mit dem ich durch die Stäbe meines Gitterbettchens greife und mit den Fingern eine Papiertapete mit grünem Dschungelmuster in kleinen Streifen von der Wand puhle.

Was ist Ihre größte Stärke?

Wie viele Stunden hat Ihr idealer Arbeitstag?
So viele, wie ich brauche, um in Ruhe die Dinge zu machen, die ich mir vorgenommen habe – idealer Weise also: unendlich viele.

Wie viel Trinkgeld ist genug Trinkgeld?
So dass beide zufrieden sind.

Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie gern füllen Sie Fragebögen aus?
Den hier ganz gerne (acht), die meisten aber nur mit maximal fünf, und je länger und quantitativ orientierter sie sind, desto weniger gern.

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