Ein Zusammenschluss ehemaliger (Chef-)Redakteur*innen beider Medien beschreibt die Probleme, die die geplante radikale Kürzung mit sich bringt.

Sehr geehrte Studierendenvertreter*innen der Friedrich-Schiller-Universität,
mit Entsetzen haben wir ehemaligen Chefredakteur*innen, Redakteur*innen und Sympathisant*innen von Akrützel und Campusradio Jena von den geplanten Kürzungen bei den Campusmedien erfahren. Solltet Ihr diese Kürzungen tatsächlich so verabschieden, bedeutet das über Kurz oder Lang das Aus für das Akrützel und Campusradio. Das Aus für diese Ursprungsorte des exzellenten und ausgezeichneten Journalismus, aus der Journalist*innen hervorgegangen sind, die nun in den großen deutschen Verlagshäusern veröffentlichen, im privaten und öffentlichen-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen arbeiten.
Die Campusmedien sind niedrigschwellige Institutionen, in denen viele Studierende das erste Mal die Möglichkeit haben, sich journalistisch auszuprobieren, auch ohne Vorkenntnisse. Doch die Campusmedien sind weit mehr: In wenigen anderen Unistädten gibt es so eine überschaubare Medienlandschaft wie in Jena. Hier nehmen Akrützel und Campusradio eine wichtige Rolle in der Stadtgesellschaft ein, sie informieren und unterhalten Studierende mit einem breiten Themenspektrum von Politik bis Kultur. Ein Wegfall dieser Medien wäre ein riesiger Verlust für die Stadt und ganz besonders die Studierenden. Vor allem in Zeiten von Fake News und sterbendem Lokaljournalismus wäre das ein fatales Zeichen.
Bei den Campusmedien wird das ganze Jahr über produziert, geplant, recherchiert und berichtet. Im Gegensatz zu vielen anderen Tätigkeiten folgen hier auf anstrengende Phasen keine Zeiten der Entspannung. Die redaktionelle Arbeit muss kontinuierlich koordiniert werden – und dafür braucht es den vollen Einsatz einer Chefredaktion. Die einzige Möglichkeit, das in einem Studium unterzubringen, sehen wir in einer Vollzeitstelle.
Im bisherigen Modell werden 20 Stunden der organisatorischen Arbeit durch den Stura vergütet, den notwendigen Rest der Arbeit leisten die Chefredakteur*innen ehrenamtlich. Die gesamte Arbeitszeit für das jeweilige Medium ist insgesamt mindestens mit einer Vollzeitbeschäftigung vergleichbar. Ohne diese Koordinations- und Kommunikationsarbeit sind die Campusmedien schlicht nicht arbeitsfähig.
Durch den besonderen Arbeitsrhythmus der Medien mit Betreuung einzelner Sendungen oder Produktionen am Morgen und Redaktionskonferenzen oder Sturasitzungen am Abend sowie regelmäßigen Einsätzen am Wochenende, bleibt realistisch betrachtet keine Zeit für einen weiteren Nebenjob. Das bisherige Modell sorgt damit auch für Chancengleichheit: So können grundsätzlich alle fachlich geeigneten Menschen Chefredakteur*innen werden – unabhängig von ihrer finanziellen Ausstattung. Vielen von uns hat das überhaupt erst ermöglicht, das eigene Studium ein Jahr zurückzustellen und sich um die Organisation der Redaktionsabläufe zu kümmern. Die vorgeschlagene Vergütung mit 450 Euro erscheint daher illusorisch, auch eine Aufteilung der Stelle sorgt für nicht tragbare zusätzliche Belastung.
Die Studierendenschaft hat sich über die Jahre professionalisiert, verantwortet einen jährlichen Haushalt von rund 400.000 Euro und vertritt die Interessen der Studierenden. Genauso haben sich auch die Campusmedien mittlerweile über Jahrzehnte ein strukturiertes, professionelles Programm aufgebaut – mit vielen oft unsichtbaren Stützen, die für Wissenstransfer und Qualitätsmanagement sorgen. Die Campusmedien bilden maßgeblich die Öffentlichkeit dieser Studierendenschaft ab. Darauf kann der Stura stolz sein! Gleichzeitig haben die Medien die Funktion, den Stura zu kontrollieren und Studierenden die Hochschulpolitik zu erklären. Daher gehen beide, Stura und Campusmedien, nur Hand in Hand.
Wenn der Stura sich selbst ernst nehmen will, muss er auch die Campusmedien ernst nehmen und darf die Personalbudgets für die Chefredaktions-Stellen nicht kürzen. Denn an diesen Stellen hängt die gesamte Struktur der Campusmedien. Wer dieses Fundament angreift, sorgt dafür, dass Jena seine jahrzehntelang aufgebauten, studentischen Medien verliert.
Mit freundlichen Grüßen,
- Wieland Mikolajczyk
CRJ Chefredakteur 2010/2011
Radio Brocken/89.0 RTL - Helena Serbent
CRJ-Redakteurin 2012-2015
Kreisgeschäftsführerin Bündnis 90/Die Grünen Tempelhof-Schöneberg - Julia Barthel
CRJ Chefredakteurin 2015/16
NDR - Jeanette Miltsch
Akrützel-Chefredakteurin 2005/2006
Klassik Stiftung Weimar - Bastian Fermer
CRJ Chefredakteur 2006/2007 - Frauke Fromm
CRJ Chefredakteurin 2016/2017
ROCKETSOLUTION GmbH - Jan-Henrik Wiebe
Akrützel-Redakteur 2010-2015
Funk - Kristin Haug
Akrützel-Chefredakteurin 2007/2008
DER SPIEGEL - Marco Fieber
Akrützel-Redakteur 2009-2013
WEB.DE News - Michael Matthey
CRJ Redakteur 2011 – 2013
Freier Fotojournalist | Deutsche Presse-Agentur (dpa) – Landesdienst Niedersachsen/Bremen - Christian Fleige
Akrützel-Redakteur 2008-2011
Serviceplan Berlin - Anna Zimmermann
Akrützel-Redakteurin 2008-2014 - Johanne Bischoff
Akrützel-Chefredakteurin 2010/2011
Radio Bremen, funk - Norbert Krause
Akrützel-Chefredakteur 2004/2005 - Steffen Klüver
CRJ Chefredakteur 2009-2010
Director Digital Strategy bei Kruger Media - Dr. Anna-Sophie Heinze
Akrützel Redakteurin 2009-2017 - Maite Tritschler
CRJ Redakteurin 2008 -2012
Friedrich-Schiller-Universität Jena - Marc Zimmer
CRJ- und Akrützel-Redakteur 2009-2013
Freier Journalist - Jana Felgenhauer
Akrützel Redakteurin 2010-2013
BARBARA Redaktion, Gruner + Jahr - Anh Tran
CRJ Chefredakteurin 2014/2015
Deutschlandfunk - Moritz Huetten
Akrützel Redakteur 2007-2011
- Sandra Vogel
Akrützel-Redakteurin 2012-2016
dtv - Paula Georgi
Stura Wahlvorstand 2014/15
CRJ Chefredakteurin 2013/2014
Pool Artists - Martin Debes
Akrützel-Chefredakteur 1994-1995
Funke Medien Thüringen - Tobias Krone
CRJ-Chefredakteur 2011/2012
Deutschlandradio - Louisa Reichstetter
Akrützel Chefredakteurin 2006/2007
dotSource - Sonja Garan
CRJ Chefredakteurin 2019/2020
Redakteurin bei mephisto 97.6 - Marco Schmidt
Akrützel Chefredakteur 2002/2003
Funke Medien Thüringen - Peter Neumann
Akrützel-Redakteur 2007/2009
DIE ZEIT - Oliver Schulz
CRJ Chefredakteur 2020/2021
ProSieben Galileo - Nelly Dinter
Akrützel Redakteurin 2006-2008
Lehrerin OSZ Medientechnologie & Mediengestaltung - Carmen Fiedler
Akrützel Chefredakteurin 1998/1999
MDR - Johanna Hellfeld
CRJ Chefredakteurin 2017/2018 - Dirk Hertrampf
Akrützel-Chefredakteur 2013/2014
Pressereferent Sozialbehörde Hamburg - Sandra Prophet-Drews
Redakteurin 2005-2008
Referentin für Kommunikation, GVL - Yin Tsan
CRJ-Redakteurin 2010-2013
Social Media Managerin in Berlin - Dr. Marco Schrul
Akrützel-Chefredakteur 1995-1996 - Christoph Worsch
Akrützel Redakteur
Fotojournalist/Social Media Manager - Laura Wesseler
Akrützel Redakteurin 2009-2012 - Elena Matera
Akrützel Redakteurin 2013-2015
Redakteurin Berliner Zeitung - Dr. Robert Gramsch-Stehfest
Akrützel Chefredakteur 1991/1992
Vorsitzender des Studentenrates der FSU Jena 1992-1994
apl. Prof. am Historischen Institut der FSU Jena