Wir müssen leider draußen bleiben

Die FSU startet ins nunmehr dritte Digitalsemester. Ob es das bleibt, ist noch unklar. Hat die Hochschulleitung einen Plan?

Von Tim Große

Der Bund hat die Notbremse gezogen, und auch wenn es sich nicht so anfühlt, als wäre jetzt irgendein Zug stehen geblieben, hat sie die Pläne zur erweiterten Thulb-Öffnung durchkreuzt. Parallel zur Einführung der Schnelltestzentren plante die FSU ab Mai alle nach Infektionsschutzkonzept zur Verfügung stehenden Arbeitsplätze der Thulb anbieten zu können. „Die Bibliothek ist wie die Universität abhängig von den bundes- und landesweit geltenden Regelungen und die werden mit der sogenannten Notbremse gerade erneut justiert“, sagt Kim Siebenhüner, Vizepräsidentin für Studium und Lehre. Dabei ist es gerade die Bibliotheksöffnung, die sich viele Studierende sehnsüchtig herbeiwünschen.

Rein oder nicht rein, das ist hier die Frage. Foto: Dominik Itzigehl

Arbeitsplatznutzung an der EAH-Bibliothek möglich

Während in der Bibliothek der Ernst-Abbe-Hochschule die Arbeitsplatznutzung schon lange wieder möglich ist, bietet die Thulb seit mehr als vier Monaten nur das Angebot zur Ausleihe. „Momentan arbeiten viele Leute in der Cafeteria oder einfach irgendwo im Gebäude, da wäre es doch besser, zum Beispiel die Carrels zu öffnen“, sagt Scania Steger. Sie wolle auch nicht, dass die Leute in die Thulb kämen, weil es da schöner als zu Hause sei, aber für die Studierenden, die wirklich einen Arbeitsplatz benötigen, sei dies die bessere Lösung.
Scania ist Mitglied im Senat der FSU und damit eine der wenigen studentischen Stimmen im obersten Selbstverwaltungsgremium der Uni. Sie und Jonathan Schäfer zeigten sich im vergangenen Wintersemester sehr unzufrieden mit dem Corona-Management der Uni. Das habe sich aber mittlerweile gebessert, Regelungen werden früher bekannt gegeben und die Kommunikation laufe im Allgemeinen besser.

„Das Präsidium interssiert sich mehr für die Meinung der Dozierenden als der Studierenden“

Jonathan, Studentisches Senatsmitglied

„Besser ist ungleich gut. Das Präsidium beugt sich dem Druck der Mehrheit, interessiert sich aber mehr für die Meinung der Dozierenden als der Studierenden”, ergänzt Jonathan.
Daran, dass die digitale Lehre bis Mitte Mai mehr Präsenz weichen könnte, wie von FSU-Präsident Walter Rosenthal in seiner Rundmail angekündigt, glaube er nicht. Auch Rosenthal selbst spricht von großer Unklarheit. Lehrveranstaltungen vor Ort seien momentan einfach nicht drin: „Auch wenn wir denken, dass wir ein sehr gutes Infektionsschutzkonzept haben, wäre es ein falsches Signal, in der Phase einer nationalen Notbremse über Präsenzlehre nachzudenken.“
Erlaubt bleiben weiterhin inzidenzunabhängig Praktika, sportpraktische Übungen und Labortätigkeiten. Für Studierende, die an diesen Präsenzelementen teilnehmen steht ein uni-eigenes Testzentrum zur Verfügung, das werktäglich von 8-10 Uhr geöffnet hat. Dies seien keine bewusst studentenunfreundlichen Zeiten; sowohl Studierende als auch Mitarbeiter hätten extra darum gebeten, um sich vor dem Aufsuchen der Büros und Labors testen lassen zu können.

Nur ein Maskenverstoß

Bei allen Präsenzangeboten sowie beim Mensa-Besuch, der weiterhin möglich bleibt, werden die Kontakte zudem mit QRoniton nachverfolgt. Seit Oktober seien mit diesem System mehr als 103.000 Scans durchgeführt wurden, wobei es bisher keinen Infektionsausbruch an der Uni gegeben habe. Lediglich zwei Kontaktfälle wurden durch QRoniton nachverfolgt. Auch die Verstöße gegen Hygineauflagen hätten sich bisher in Grenzen gehalten. Nur ein Verstoß gegen die Maskenpflicht in einem Gemeinschaftsraum sei dem Präsidium gemeldet worden.
Weiterhin bleibt vieles unklar: Wie werden die Prüfungen abgehalten? Wird man bei Digitalprüfungen per Webcam beobachtet? Wie soll man Fragen in Live-Übertragungen aus dem Multi-Media-Zentrum stellen, wenn diese mit teilweise 30 Minuten Latenzzeit den heimischen Rechner erreichen? „Zufrieden wäre ich, wenn ich sagen könnte, die Pandemie sei in dem Maß bewältigt, in dem wir das Beste digitaler Lehre mit der Universität als sozialem Ort vereint hätten“, sagt Vizepräsidentin Siebenhüner. Und ja, wäre es kein Konjunktiv, wäre das ganz schön.

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