“Ich möchte nicht für Leute arbeiten, die mich verachten”

Das Vorstandsmitglied Oliver Pischke meldete sich ruhend und schied daraufhin aus dem dreiköpfigen Vorstand des FSU-Stura aus. In einer persönlichen Erklärung nahm er zu den Gründen Stellung. Auf der darauffolgenden Gremiensitzung wurde der Vorwurf geäußert, Oliver sei von den beiden anderen Vorständen, Jil Diercks und Jan Böhmer, herausgemobbt worden. Wie sie dazu stehen, erzählen die beiden im Gespräch.

Das Interview führte Tim Große

Meist haben zwei von drei kein Problem mit Mobbing, aber wie steht ihr zu den Vorwürfen?

Jan: Es ist im Prinzip Quatsch. Ich denke, das wird auch Oliver selber sagen, dass wir ihn nicht gemobbt haben. Wir können auch nicht nachvollziehen, wie einige das aus Olivers Nachricht herausgelesen haben wollen.

Jil: Oliver hat ja in seiner persönlichen Erklärung geschrieben, dass er nach der Ruhendmeldung wieder zurückkommen wolle. Da würde uns wundern, wenn wir ihn gemobbt haben und er zu uns zurück möchte. Das ist ja sehr widersprüchlich.

Anmerkung der Redaktion: Auch Oliver Pischke selbst hat sich zwischenzeitlich dem Campusradio Jena gegenüber geäußert und bestätigt, dass es kein Mobbing gab.

Wie sah eure bisherige Zusammenarbeit aus?

Jil: Zu Anfang war er sehr motiviert und auch immer mal hier. Später hat er leider wiederholt unentschuldigt auf Vorstandssitzungen gefehlt. Er wollte sich dann eigentlich melden, wann er wieder da ist, da er momentan Praktikum hat. Wir haben ihn dann um ein Gespräch gebeten, worauf die Ruhendmeldung kam.

Dass diese Ruhendmeldung laut Satzung einem Rücktritt gleichkomme, war Oliver laut seiner persönlichen Erklärung nicht bewusst. Die von euch einberufene Neuwahl könnte den Eindruck geweckt haben, dass ihr, ohne dass Oliver vor Ort ist, einen neuen Vorstand aus dem Hut zaubert. Schließlich hat plötzlich Jens Lagemann für den Posten kandidiert. Könnt ihr diesen Eindruck nachvollziehen?

Jan: Die Entscheidung, dass er nicht da war, war seine Entscheidung beziehungsweise war seinen Terminen geschuldet. Daher wussten wir vorher nicht, ob er zur Sitzung da ist oder nicht.

Jil: Ob nun Jens oder Oliver gewählt wird, ist mir egal.

Es war also vorher nicht mit Jens abgesprochen, dass dieser für den Posten antritt?

Jan: Wir sind natürlich schon hinterher zu wissen, wer potenziell Interesse hätte. Wir hatten auch im Beschlusstext gefragt, wer das machen möchte, da ist es immer sinnvoll, wenn die Leute vorher mit uns reden.

Also abgesprochen?

Jil: Das klingt so, als wäre das jetzt unser ultimativer Plan gewesen. Das war es nicht.

Jan: Wir wussten schlicht nicht, ob Oliver wieder kandidieren möchte und da haben wir schon herumgefragt, ob es möglicherweise auch andere Leute gebe.

Nach der Sitzung kam es auf Jodel zu persönlichen Anfeindungen der Vorstandspersonen. Wie geht ihr damit um?

Jil: Am schlimmsten finde ich eigentlich die Sache, dass es vermutlich Stura-Mitglieder sind. Das wissen wir natürlich nicht, weil es anonym auf Jodel passiert. Ich finde, wenn man sowas schreibt, kann man auch seinen Namen darunter setzen.

Jan: Ehrlicherweise möchte ich auch nicht für Leute arbeiten, die mich verachten. Das Vorstandsamt macht durchaus großen Spaß und ich investiere da auch sehr viel Zeit hinein. Aber ich habe keine Lust, dass die Leute mich beleidigen. Deswegen haben wir uns auch gegenseitig Abwahlanträge gestellt. Wenn das Gremium uns nicht mehr möchte, dann können sie uns gerne abwählen und dann kann das jemand anders machen.

Aber ihr wollt am liebsten trotzdem weitermachen?

Jil: Ich würde gern weiter Vorstand sein, ja. Aber nur, wenn wir den Rückhalt im Gremium haben.

Woran liegt es, dass nichts so richtig funktioniert und der Stura sich dauernd nur mit sich selbst zu beschäftigen scheint?

Jil: Es ist schwer zusagen, woran das liegt. Vielleicht daran, dass Online-Sitzungen deutlich unpersönlicher sind. Einige Gremiumsmitglieder haben wir ein- oder zweimal gesehen und kennen wir kaum. Wir sitzen noch größtenteils vor Ort, aber die Leute sind eben maximal online dabei. Die haben keine Ahnung, wie hier der Arbeitsalltag aussieht. Ich glaube Vorstand und Gremium sind sich sehr fern geworden. Aber das kann man auch niemanden vorwerfen, die können ja nicht alle eben mal im Büro vorbeikommen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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