Ab in den Urlaub

Nur Balkonien oder doch schon etwas gewagter? Das Theaterhaus Jena wirft einen internationalen Blick auf den Sommerurlaub 2020.

von Lenah John

Dieses Jahr heißt es wohl Saaleplätschern statt Pazifikrauschen und Thüringer Berge statt Rocky Mountains. Die Reise über die Grenzen Deutschland hinaus wird schwierig, aber die gute Nachricht ist: Auch hier scheint die Sonne, es kann gegrillt werden und das Beste, mit unseren geplatzten Urlaubsplänen stehen wir alle nicht alleine da. Das Jenaer Theaterhaus zeigt daher mit der neuen filmischen Produktion ‚Urlaub in Deutschland‘ vom 14. bis 18. Juli auf dem Theatervorplatz, wie der Sommer für viele zur ungewohnten Herausforderung wird.
Die Idee sei erst spontan während des Corona-Lockdowns entstanden, erzählt Thorben Meißner, Dramaturg vom Theaterhaus Jena. Da die normale Arbeit mit dem Publikum nun nicht mehr möglich sei, hätten sie sich stattdessen für eine filmische Auseinandersetzung mit dem Thema entschieden. „Trotzdem haben wir mit der Eventualität geplant, dass später auch live wieder etwas gemacht werden kann“, erklärt Meißner. Dementsprechend werden die Filmvorführungen von Momenten umrahmt, bei denen das Ensemble des Theaters – mit Abstand natürlich – live etwas zur Vorstellung beiträgt.
Die fünfteilige Filmserie, bei der auch jeder Teil für sich alleine steht, beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Pandemie auf den Sommerurlaub, nicht nur hier in Deutschland, sondern international. Zunächst wurden die Beiträge um den holländischen Blickwinkel erweitert – im Hinblick auf die künstlerische Leitung durch das niederländische Kollektiv Wunderbaum eine naheliegende Perspektive. „Aber warum da schon aufhören, haben wir uns gefragt“, berichtet Meißner. Also hätten sie bei verschiedenen internationalen Partnern, unter anderem aus Frankreich, Spanien und China, angefragt, ob sie aus ihren Heimatländern selbst etwas beisteuern möchten.

Abenteuer Camping.
Foto: Jan Dirk van der Burg

Dabei könne es um das Thema Urlaub gehen, aber auch allgemeine Beiträge, wie die aktuelle Situation in den verschiedenen Ländern wahrgenommen werde, seien willkommen. Auch Partner aus Deutschland wurden gefragt, zum Beispiel Musiker und Wissenschaftler aus der Tourismusbranche. Später wurden die verschiedenen Produktionsarten und Formate miteinander verbunden. „Die Beiträge sind zum Teil mit dem iPhone zu Hause gemacht worden. Wir versuchen dann, diese Vielfalt der Formen in einem visuellen Rahmen zu gestalten“, erklärt Meißner.
Bei dem gesamten Projekt gehe es nicht nur um ein „Statement über die Vehemenz von Kunst“, sondern auch darum, zu zeigen, dass, obwohl keine Treffen oder normaler Austausch möglich sind, die Kreativität der Menschen nicht eingeschränkt werde, sagt Meißner. „Wir wollen für die Stadt da sein, die Menschen, den Leuten die Möglichkeit geben, sich wiederzufinden und über ihren Tellerrand hinauszuschauen”, führt er weiter aus.
Meißner bezeichnet die Filmserie als das „größte Projekt des Theaters während der Coronazeit“. Trotz der Einschränkungen sind aber noch weitere Arbeiten geplant. Problematisch seien dabei nicht nur die Einhaltung des Abstands im Publikum, sondern auch auf der Bühne, was sich noch schwieriger gestalte. Gerade werde jedoch an einem Plan gebastelt, der „die Möglichkeit gibt, sinnvoll zu spielen, aber mit Abstand“, ergänzt Andrea Hesse, zuständig für Presse und Öffentlichkeitsarbeit.
Karten für die Vorstellung sind schon seit Tagen ausverkauft, jedoch sind die Folgen auch per Stream zeitgleich und kostenlos im Internet zu sehen – leider ohne Liveprogramm und die Freude, endlich wieder ins Theater gehen zu dürfen, aber trotzdem lohnenswert. Insgesamt können die Folgen online noch bis zum 20. Juli angesehen werden.

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