Die Thulb-Gänger kehren zurück

Die Thulb hat wieder geöffnet. Das Akrützel hat bei Studierenden nachgefragt: Wie lernt es sich unter den jetzigen Umständen?

von Ariane Vosseler

Nach Wochen der Schließung und der langsamen Wiedereröffnung ist in vielen Einrichtungen der Thulb der Service unter Einschränkungen wiederaufgenommen worden. Ab Montag, den 22.06. sollen in der Sportwissenschaftlichen Abteilung wieder Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, genauso wie in der Teilbibliothek Vorklinische Medizin und Zahnmedizin. Nur die Teilbibliotheken Chemie und Physik sind noch immer geschlossen. Laura Sembritzki, Leiterin der Stabsstelle für Öffentlichkeitsarbeit, erklärt, dass dort noch Schutzvorrichtungen fehlen, aber sobald sie vorhanden sind, würden auch diese wieder öffnen. 
Bei Umfragen unter Studierenden in der Thulb zeigt sich, dass sich die meisten vor allem freuen wieder in den Bibliotheken lernen zu können. Gerade, da viele zurzeit mehr zuhause sind, kommt ein zweiter Arbeitsplatz sehr gelegen. Kritisiert werden aber die verkürzten Öffnungszeiten. Lea, die Psychologie und Kommunikationswissenschaften studiert, erzählt, dass sie morgens besser arbeitet und das nicht so gut funktioniert, wenn sie erst ab 10 Uhr in die Bibliothek kann. Öffentlichkeitsarbeiterin Sembritzki nennt als Grund für die Einschränkungen, dass die Thulb zurzeit personell unterbesetzt ist, da in den Büros immer nur 50 Prozent der Mitarbeitenden anwesend sein können und einige auch durch Kinderbetreuung ausfallen. Wann die Öffnungszeiten wieder verlängert werden können, sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar.
In den letzten Wochen hatte die Thulb bereits die Leihfristen verlängert und das soll auch in Zukunft so beibehalten werden. Trotzdem fallen beim Nicht-Einhalten der Fristen Mahngebühren an. Diese wurden während der Schließung und in der ersten Zeit danach ausgesetzt, nun laufen sie allerdings wieder normal. Falls man aber nicht in Jena ist, kann man auch auf dem Postweg Bücher zurückschicken und bei Fragen die Zentrale Ausleihe kontaktieren.

Wer in die Thulb möchte, braucht einen Passierschein.
Foto: Dominik Itzigehl

Das neue Buchungssystem

Viele berichten Positives zum Buchungssystem, da sie jetzt sogar leichter Plätze bekommen als zuvor. Diese kann man schon zwei Tage im Voraus buchen und meistens sind auch nicht alle ausgebucht. Das liegt auch daran, dass jede Person nur maximal vier Stunden am Tag einen Platz reservieren darf. Für viele, die sonst ganze Tage in der Thulb verbracht haben, ist das eine Umgewöhnung. Franziska ist Medizinstudentin und erklärt, dass sie, da sie nur für vier Stunden einen Platz hat, diese Zeit konzentrierter nutze und besser arbeite. Auch Sembritzki berichtet, dass das Buchungssystem gut angenommen wird, sie aber auch nicht überrannt werden mit Reservierungen. Viele Studierende sind zurzeit auch einfach nicht in Jena. Häufiger wird die Buchungswebsite kritisiert, sie sei unübersichtlich und gerade bei der ersten Benutzung haben sich viele schwer getan.
Grundsätzlich beurteilen die meisten Befragten das Buchungssystem als gerecht. Psychologiestudent Tugrak, der sich manche Bücher aus der Thulb ausleiht, aber in Erfurt studiert, erzählt, dass es dort extra Plätze für Personen gäbe, die gerade Abschlussarbeiten schreiben. Margarete, die Philosophie studiert, merkt dazu an: „Es ist schwierig, die Bedürftigkeit, wer Vorrechte bekommen sollte, einzuschätzen.“ Wenn es um Gerechtigkeit geht, dann dürfte das nicht nur Menschen mit Abschlussarbeiten einschließen, sondern zum Beispiel auch die, die zu Hause keinen Platz zum Arbeiten haben.
Die allgemeinen Beschränkungen, auch wenn sie wichtig sind, empfinden viele dennoch als anstrengend. Margarete beschreibt die Vorgehensweise in der Bibliothek als sehr mechanisch. Mehr denn je ähnele die Thulb einer Lernfabrik, da alles sehr getaktet und synchronisiert sei. Auch Farnaz, die Medical Phonetics studiert, betont, dass sie die sozialen Aspekte und die Verbindung mit anderen beim Bibliotheksbesuch vermisst. Ein Pförtner erklärt dazu, dass man sich nicht in der Eingangshalle aufhalten darf. Falls dies bei einer Überprüfung durch das Gesundheitsamt beobachtet würde, könnte die Thulb wieder geschlossen werden.
Trotz der einzelnen Kritikpunkte ist das Gesamtbild ein Positives. Die meisten Studierenden sind vor allem froh, wieder ein paar Stunden in den Bibliotheken lernen zu können, auch wenn es ein ganz anderes Erlebnis als noch vor ein paar Monaten ist.

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