Was kuckst du so?

Jena hat jetzt sein eigenes Autokino und auch ein lokales Kino schaut
mit „das könnte gut klappen“ in die Zukunft.

von Ariane Vosseler

Im Hintergrund der leuchtenden LED-Leinwand liegt der Jenzig, parkenden Autos werden Snacks und Getränke von Menschen mit Masken gebracht. Seit Mitte Mai finden hier in Jena-Ost, am Jenzigweg 33, jeden Abend außer am Montag Vorstellungen im Autokino statt. Um teilzunehmen, braucht man ein Auto und unbedingt ein UKW-Radio für den Ton. Die Tickets für elf Euro pro Person sollten schon vorher online gekauft werden, pro Auto müssen es mindestens zwei sein. Dazu gelten noch ein paar Beschränkungen, wie zum Beispiel, dass sich nur Menschen aus maximal zwei Haushalten in einem Fahrzeug befinden dürfen.  Vorläufig haben die Veranstalter, der FILM e.V., die Sportsbar am Markt und der Veranstaltungsservice PVS, nur bis Ende Juni fest geplant, sie hoffen aber, auch danach weiterzumachen. Wenn dann die anderen Kinos wieder öffnen, möchten sie diesen aber nicht in die Quere kommen und denken darüber nach auch andere Veranstaltungen wie Poetry Slams oder Konzerte anzubieten. Wenn sich die Beschränkungen soweit lockern, hoffen sie auch auf Veranstaltungen ohne Autos.
Und was läuft gerade bei den traditionellen Kinos in Jena? Deutschlandweit gibt es viele, unter anderem das Cinestar in Jena, das Teil des Projekts Hilfdeinemkino ist. Auf der Website kann man sich sein Lieblingskino
aussuchen und es unterstützen. Entweder durch das Anschauen von Werbung oder das Ansehen eines Filmes mit Aufpreis. In der Zwischenzeit kann darüber auch ein Film angesehen werden, aktuell ist es der Kurzfilm „Raju“, der 2011 den Student Academy Award bekam. Daniel Krischker, Mitbetreiber des Kinos im Schillerhof und des Kinos am Markt, sieht gerade dies kritisch. Deshalb hätten sie sich bewusst dagegen entschieden, daran teilzunehmen, denn für ihn gehören „Filme ins Kino, dort haben sie eine andere Wirkung, sie schaffen ein Gemeinschaftserlebnis im Kinosaal. Das funktioniert zuhause so nicht.“ 
Vielleicht ist dieses Gemeinschaftsgefühl bei seinem Publikum hängen geblieben. Als großartigste Unterstützung nennt Krischker das Publikum, das relativ schnell fast tausend Gutscheine für zukünftige Vorstellungen gekauft hat. Diese können unter anderem über die Jenaer Website localgutscheining.de für lokale Betriebe und Veranstalter gekauft werden. Zusätzlich dazu haben sie auch die staatliche Unterstützung so weit wie möglich ausgeschöpft, zum Beispiel durch Kurzarbeit oder Soforthilfe. Die weiterhin laufenden Kosten sind so gedeckt. Der Verkauf der Gutscheine war aber auch ein Versprechen an das Publikum, wiederzukommen. Krischker blickt positiv in die Zukunft: „Wir stehen auf keinem Fall vor der Pleite, das könnte gut klappen.“

Die Abendvorstellung in Jenas Autokino beginnt.
Foto: Ariane Vosseler

Wie es weitergeht

Seit dem 15. März sind die Kinos in Thüringen nun schon offiziell geschlossen. Vielleicht kann das Versprechen der Wiedereröffnung Anfang Juli unter Auflagen eingelöst werden, jedoch steht bisher kein sicherer Termin für Thüringen fest. Neben älteren Filmen oder kleineren Produktionen soll es dann auch bald mit Neuveröffentlichungen weiter gehen. Seit Beginn der Kinoschließungen sind international sehr wenige Filme veröffentlicht worden, Krischker ist nach Verhandlungen mit Filmverleihern aber überzeugt, dass trotzdem rechtzeitig genügend Material da ist. Dann können die Filme, die schon fertig gestellt, aber noch nicht in den Kinos gezeigt wurden, zuerst abgespielt werden. Die in den nächsten Monaten erst veröffentlichten Filme können daraufhin einigermaßen nahtlos gezeigt werden. 
Bis wieder Projekte im Kinos starten, kann es noch eine Weile dauern. Die bereits abgesagten größeren Veranstaltungen sollen aber nachgeholt werden, wie zum Beispiel die Naturfilmtage. Eine Filmreihe zur Heimerziehung soll hoffentlich noch dieses Jahr gezeigt werden.

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