Unausgeglichen

Wie sollen Corona-Nachteile für Studierende ausgeglichen werden? Bisher gibt es wenige konkrete Maßnahmen, aber am Fahrplan wird gearbeitet.

von Robert Gruhne

Im letzten Akrützel berichteten Studierende aus Jena darüber, wie ihr Studium durch die Corona-Pandemie durcheinander geraten ist. So manchen ist in den letzten Wochen das Einkommen weggebrochen, andere hatten Schwierigkeiten bei der Kinderbetreuung oder litten unter der hohen psychischen Belastung durch die Isolation und den veränderten Studienalltag. 
Was viele eint, ist die Unsicherheit, wie das Studium weitergehen soll. Werden meine Fristen fürs Praktikum verlängert? Kann ich wie geplant ins Ausland? Werde ich schief angeschaut, wenn ich nicht alle meine Kurse belege? Was ist, wenn ich nun länger studieren muss? Durch die Entscheidung, das Semester regulär stattfinden zu lassen statt freiwillig, müssen all diese Aspekte nun schnell geklärt werden.
Die Jenaer Hochschulen haben hierfür noch keine fertigen Lösungen, erst recht nicht für jede Lebens- und Studiensituation. Trotzdem sei schon viel individuell geklärt worden, findet Kristina Worch vom Vorstand des Studierendenrats an der EAH. Die Hochschulleitung sei da „sehr unkompliziert und kooperativ”. Für weitere Maßnahmen warte man nun noch das Gesetz zur Abmilderung der Folgen der Corona-Pandemie ab, sagt EAH-Rektor Steffen Teichert. Dort sollen auch zwei Artikel zum Hochschulbereich enthalten sein. Über das Gesetz entscheidet der Thüringer Landtag am 5. Juni. Vorher können die Hochschulen und die landesweite Studierendenvertretung dem Parlament noch ihre Anmerkungen schicken.

Die Hochschulen – deine helfende Hand?
Foto: Dominik Itzigehl

Das Versprechen

In dem Gesetz soll den Hochschulen “viel Spielraum” gelassen werden, verrät Christian Schaft, hochschulpolitischer Sprecher in der Landtagsfraktion der Linken. So könnten die Hochschulen dann Regelungen erlassen, die über bisherige Nachteilsausgleiche hinausgehen. Außerdem soll das Sommersemester 2020 nicht in die Berechnung der Langzeitstudiengebühren einfließen.
Wie diese Maßnahmen zum Nachteilsausgleich aussehen sollen, will der Senat der FSU im Juni entscheiden. Präsident Walter Rosenthal verspricht in einer uniweiten Rundmail: „Die Hochschulleitung steht zu ihrem Wort, dass Studierenden, die durch Corona nur eingeschränkt oder unter großen Belastungen studieren können, keine Nachteile in Prüfungen entstehen dürfen.” Unter anderem will sich die Uni für die Kinderbetreuung für studierende Eltern und finanzielle Unterstützung einsetzen, heißt es in der Mail. Die Uni arbeite „an fairen und studierendenzentrierten Lösungen”, versichert auch Andrea Stiebritz, die Dezernentin für Studierende. Der studentische Senator Markus Wolf bestätigt das Wohlwollen der Uni, auch wenn man manchmal nachhelfen müsse.
Was genau schließlich entschieden wird, ist auch an der EAH noch nicht klar. Die Hochschulleitung komme den Studierenden in Gesprächen bereits entgegen, was zum Beispiel Prüfungsanmeldung und -abmeldung angeht, sagt Kristina vom Stura-Vorstand. Rektor Teichert will auch sicherstellen, dass sich Studierende „nicht mit langen Antragsverfahren quälen” müssen. Außerdem soll bei den Entscheidungen Unabhängigkeit gewahrt werden, so dass nicht die jeweiligen Dozentinnen und Dozenten entscheiden. Man bemühe sich auch um eine gute Kommunikation. Vor allem per Mail werden Informationen an die Studierenden weitergegeben.
Teichert weist allerdings darauf hin, dass man „die Dinge sehr gut durchdenken” müsse und zum Beispiel nicht einfach den Zähler für die Regelstudienzeit zurücksetzen könne. Für die Hochschulen hängt daran ein Teil ihrer Finanzierung, denn Mittel aus dem Hochschulpakt werden auch nach der Anzahl der Studierenden in Regelzeit vergeben. Hier wäre eine bundesweite Lösung angebracht.
Ganz ausgleichen könne man die Folgen des Shutdowns nicht, lautet Teicherts Fazit: „Wir werden es nicht schaffen, die Corona-Situation für jeden Einzelnen ungeschehen zu machen.” Außerdem werde es auf jeden Fall Studierende geben, die „durch die Situation ein Jahr im Lebenslauf verlieren”. Angesichts der Probleme, die manche Kommilitoninnen und Kommilitonen gerade haben, wäre das aber noch das geringere Übel.

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