Superhelden der Lehre

Henry Holland-Moritz ist Physikdozent an der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena und seit Kurzem auch auf dem Youtube-Kanal von MDR Wissen zu sehen. Dort testet er, wie sehr sich Superhelden an unsere physikalischen Gesetze halten.

Ein Interview von Ariane Vosseler

Henry Holland-Moritz, ein Physikdozent mit Superheldenideen | Foto: Dominik Itzigehl

Akrützel: Wie kam es zu Ihrer Zusammenarbeit mit dem MDR?

Holland-Moritz: Ich mache manchmal bei Science Slams mit und nehme dabei Superhelden zum Thema, zum Beispiel letztes Jahr beim MINT-Festival in Jena. Jack Pop, der die Sendung mitmoderiert, organisiert solche Sachen und er hatte mich gefragt, ob ich da auch mal mitmachen möchte. Als er dann beim MDR eingestiegen ist, hat er mich ebenfalls dorthin vermittelt.

An wen richtet sich die Youtube-Sendung?

Grundsätzlich an alle, die sich für eine Naturwissenschaft interessieren oder interessieren könnten. In den MDR Wissen-Kanal haben wir jetzt die Physik mit hineingenommen, und es wäre schön, wenn wir damit ein paar Schüler abholen. Aber es richtet sich auch an Erwachsene, die sich vielleicht denken: „Super Mario habe ich früher schon gespielt, was kann man denn da mit Wissenschaft machen?“ Grundsätzlich versuchen wir, die Wissenschaft Menschen nahe zu bringen, und ihnen einen anderen Zugang zu bieten, außerhalb von Universitäten.

Bauen Sie Superheldenvergleiche auch in Ihre Vorlesungen mit ein?

Selbstverständlich kommen da auch Beispiele. Viele Studierende sind nicht so physikaffin, aber sie müssen trotzdem die Kurse machen. „Massepunkt fliegt durch die Gegend“ kommt dann nicht allzu gut an. Deshalb habe ich versucht, das ein bisschen aufzupeppen. Zum Beispiel hatte ich mir mal überlegt, was eigentlich passiert wäre, wenn der Todesstern in Episode VI von Star Wars fertig gebaut worden wäre und habe dann festgestellt: Er würde abstürzen. Daraus habe ich dann beispielsweise eine Übungsaufgabe erstellt.

Finden Sie es wichtig, dass sich Wissenschaftler auch an die Öffentlichkeit wenden?

Ja, gerade jetzt, wo häufig von Fake News gesprochen wird und alles als Fake gilt, finde ich es wichtig, dass man Wis-senschaft gut kommuniziert. Viele zweifeln, dass diese ganzen Experten Recht haben, zum Beispiel beim Klimawandel. Da finde ich es wichtig, dass man die Leute abholt und versucht, ihnen das zu vermitteln, was viele sonst als abgefahrene Wissenschaft wahrnehmen. Das funktioniert bei Superhelden recht gut, die mag jeder. Wenn es einem dann auch noch gelingt, aktuelle Forschung mit einfließen zu lassen, halte ich das für eine gute Sache. Viele Menschen haben gar keine Vorstellung davon, was an Unis so abläuft, was da geforscht wird. Dabei wird die Forschung von öffentlichen Geldern finanziert. Deswegen finde ich es gut, wenn die Leute sehen, wozu das Geld aufgewendet wird, denn das sind tolle Sachen, die die Gesellschaft weiterbringen. Und, dass das nicht alles irgendein Fake-Zeug ist, das sich irgendwelche Verrückte im Keller ausdenken. Wissenschaftler sollten also ihre Forschung für Laien verständlich an die Öffentlichkeit tragen.

Haben Sie für die Zukunft noch weitere Projekte geplant?

Es steht eine Kinderuni in Görlitz an, was nochmal eine Stufe schwieriger ist mit dem Runterbrechen der Wissenschaft. Die Kids dort sind in der Grundschule, denen kann ich nicht mit Formeln kommen. Außerdem arbeite ich an neuen Folgen für den MDR und werde meine Vorlesung ein bisschen überarbeiten, damit die noch besser wird.

Und wer ist Ihr Lieblingssuperheld?

Da gibt es viele. Mein Lieblingscomic ist Scott Pilgrim, der ist ein ziemlich cooler Typ. Ansonsten noch Batman, weil er so ein bisschen ein Erfinder ist. Er kommt ohne dieses Übernatürliche aus, er bastelt sich alles selbst. Vieles von dem, was er macht, würde auch funktionieren. Deshalb, glaube ich, ist Batman der beste.

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