Meister Hora in Lobeda

Die diesjährige 11. Arena-Ouvertüre der Kulturarena wird kunstvoll: Zwei Orchester und ein Schauspieler erzählen Momo von Michael Ende.

von Undine von Lucadou

Bei dem gemeinsamen Pressegespräch | Foto: Undine von Lucadou

Als Michael Dissmeier gefragt wurde, ob er teilnehmen möchte, war sein erster Gedanke: „Die sind doch total verrückt!“ Die Idee, einen Sprecher live von einem Orchester begleiten zu lassen und eine gute Stimmung zu erzeugen, schien ihm zuerst unmöglich, gleichzeitig aber auch reizvoll und vielversprechend. Aus diesem Grund sagte er für die Musikauswahl und Dramaturgie zu.

Wichtig sei der gleichberechtigte Status von Konzert und Lesung, meint Dissmeier. Sich neben einem Orchester stimmlich zu behaupten, könne nicht jeder deutsche Schauspieler. Jemand, der seinen Durchbruch dadurch erlangte, dass er vier Königsdramen von Shakespeare allein und am Stück aufführte, wäre das hingegen zuzutrauen: Thomas Thieme. „Er beherrscht es meisterhaft Lesungen bei Musik zu halten; er lässt sich selbst begleiten und in Beziehung setzen zu der Rhythmisierung der Musik“, erläutert Dissmeier die Wahl des Sprechers.

Thomas Thieme, 1948 in Weimar geboren, absolvierte seine Schauspielausbildung in Ost-Berlin und konnte 1984 die DDR in Richtung BRD verlassen, wo er weiter als Schauspieler arbeitete. Thieme übernahm viele Filmrollen zum Beispiel in „Der Untergang“ von Oliver Hirschbiegel und erhielt 2014 die Goldene Kamera als Bester Schaupspieler. Auch als Erzähler hat er bereits einige Erfahrungen gesammelt und wirkte unter anderem an einer der aufwendigsten Hörspielproduktionen nämlich Ullysses der ARD mit.

Spezialisten gefunden

Auf musikalischer Seite verlangte die Zusammenstellung der Werke des Konzert-Hörspiels viel Feingefühl. Gegen Stücke von Beethoven könne ein Sprecher nur verlieren, meint Dissmeier: Es gehe darum genau die richtige Musik zu finden. Aufgeführt werden die Stücke, die von spätromantischer Musik über den „Säbeltanz“ von Aram Khatschaturian bis hin zu „Die Schildkröten“ von Camille Saint-Saens reichen, von der Jenaer Philharmonie in Zusammenarbeit mit dem sogenannten AGB-Orchester der Musik- und Kunstschule Jena. Das aus einem aus Akkordeon-, Gitarren- und Blockflötenschülern bestehende Spezialorchester und die Philharmonie werden sowohl gemeinsam als auch getrennt voneinander auftreten. Dirigentin ist Barbara Rucha, die bereits Erfahrung mit ähnlichen Projekten der Bremer Kammerphilharmonie hat.

Wie die Idee entstand, erzählt Sebastian Gühne, der das Projekt künstlerisch leitet: „Wir wollten eine Geschichte erzählen und die Philharmonie miteinbeziehen. Irgendwann sind wir dann bei Momo hängengeblieben.“ Den Roman von Michael Ende auf ein zweistündiges Theaterstück zu kürzen, sei gar nicht so leicht gewesen, erzählt er weiter. Dazu habe sich glücklicherweise die Theaterautorin Hannah Zufall gefunden, die die Textfassung des Konzert-Hörspiels schrieb. Die Bedingung des Verlags sei dabei gewesen, nur Sätze aus dem Originaltext zu verwenden. „Für diese starke Textfassung mussten dann musikalische Übergänge gefunden werden, die der Geschichte ihren Rhythmus, ihre Stimmung geben“, erzählt Gühne weiter. Dem Zuschauer würde jedoch am Ende gar nicht auffallen, welche Bastelei dahinterstecke, vielmehr sei es für ihn eine einzige Narration.

Oper in die Platte

Ziel der Ouvertüre ist nach dem Leiter von JenaKultur Jonas Zipf weiterhin „dauerhaft präsent zu sein vor Ort in Lobeda.“ Geändert hat sich jedoch in diesem Jahr die Anzahl der Akteure: neu hinzugetreten ist die Musik- und Kunstschule. Die Arena-Ouvertüre wird von Jenakultur, Jenawohnen und der Wohnungsgenossenschaft Carl Zeiss veranstaltet sowie von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Auch der Ortsteilbürgermeister von Neulobeda, Volker Blumentritt, erinnert an die Ausgangsidee „die Oper in die Platte zu holen“ und sieht durch Jenakultur viel Weiterentwicklung in der Stadt.

Die Vorstellungen finden am 21.6 um 20 Uhr und 22.6 um 16 Uhr in Lobeda-West auf dem Festplatz statt. Gespielt wird zwei Stunden mit 25 min Pause. Mieter von jenawohnen GmbH und von der Wohnungsgenossenschaft „Carl Zeiss“ eG erhalten Vergünstigungen. Der Kartenverkauf läuft seit dem 26.03.

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