Sexy und selbstbewusst

 

Text: Lenah John / Foto: Lu Elektra Steinhauer

Volleyball, Tennis, Yoga – alles schon ausprobiert, alles zu „normal“? Das Akrützel zeigt, was das Uni-Sportprogramm neben den gewöhnlichen Sportarten noch zu bieten hat. Diesmal: Heels Dance

„Ich hatte vier Tage lang Muskelkater, aber es macht Spaß!“, „Wir machen das ja nicht aus Masochismus.“ Mit dieser kurzen Beschreibung zweier Teilnehmerinnen werde ich begrüßt, als ich zur ersten Stunde Heels Dance meines Lebens im Studio des

Nollendorfer Hofs ankomme.

An Popularität gewann der Tanzstil 2014 als Yanis Marshall mit zwei Mittänzern bei Britain‘ s Got Talent auftrat. Die drei Männer, die in ihren High- Heels zu Musik der Spice Girls tanzten, bekamen tosenden Applaus. Heute gibt es zahlreiche Videoclips auf You-Tube, die Auftritte und verschiedenen Choreographien zeigen.

Ein wenig aufgeregt stehe ich zwischen den anderen Anwesenden und warte, bis es nach einer kurzen Begrüßung losgeht. Die Bänke am Rande der Tanzfläche werden bereits von mehreren Paar High- Heels geziert, denn angefangen wird zunächst ohne Schuhe. Und das ist auch gut so: Nach einem Warm- Up und einer kurzen Isolationsübung folgt ein Work- Out, das Muskeln fordert, von denen man nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt. Bauch, Beine, Po – nach ein paar Minuten fangen sämtliche Körperteile an zu protestieren. Einzig die motivierende Musik und die Vorstellung der verbrennenden Kalorien lassen einen durchhalten.

Dann, nach der höchst willkommenen Trinkpause, kommt endlich die langersehnte Aufforderung der Tanzlehrerin Anna Gaessner: „Die hohen Schühchen an, bitte!“ Kurz danach ist aus allen Ecken das fröhliche Klackern vieler Absätze zu hören. Pumps, Stilettos, mit und ohne Riemchen, Glitzer und in allen Farben, kurz: Alles, was der Schuhliebende im Spiegel sehen möchte.

Begonnen wird mit einfachem Lauftraining. Was zunächst leicht aussieht, erfordert einiges an Konzentration und vor allem Gleichgewicht: Beine überkreuzen, Hüften möglichst natürlich mitbewegen, gerader Oberkörper, Blick stolz nach vorne gerichtet. Das Ganze geht natürlich langsam und elegant genauso wie schnell mit ein bisschen „mehr Schmackes“. Wichtig dabei ist, die Anspannung im Körper zu halten, sich im Gesicht aber nicht anmerken zu lassen, mit welcher Anstrengung das Ganze verbunden ist; immerhin soll das sexy sein und Spaß machen. Daneben heißt das Schlüsselwort in erster Linie jedoch Selbstbewusstsein. Es geht darum, sich dabei wohl zu fühlen, zu zeigen, was man kann.

Nachdem das tänzerisch aussehende Laufen geübt wurde, geht es endlich los mit der Choreografie. Jetzt wird mir auch bewusst, warum ich mich kurz zuvor bei den Work- Outs so angestrengt habe. Ohne Körperspannung geht es nämlich nicht und die kommt schließlich nicht von alleine.

Unter verschiedenen Modern- und Jazzelementen haben wir nun die Gelegenheit den eigenen Körper im Rhythmus der Musik in Szene zu setzten. Schwerpunkt liegt dabei auf Beinen, Po und Brust. Man kann zeigen, was man hat. Bei den Trockenübungen ohne Musik, erklärt Trainerin Anna bei stetiger klappernder Begleitung der Absätze die Bewegungsabläufe. Bis zum Ende der Stunde wird fleißig geübt.

Auf dem Weg nach Hause kann ich den Kurs noch einmal Revue passieren lassen und stelle fest: Nicht nur für die Bühne, sondern auch für den Alltag war das Training nicht verkehrt. Gerade für Jena mit den unebenen Böden und den fugenreichen Pflastersteinen, die die Wege zieren, ist ein wenig zusätzliches Catwalk- Training nicht zu verachten. Aber auch für die, die sich überwiegend ohne das begleitende Klappern der Absätze durch das Leben bewegen, bietet der Kurs eine super Möglichkeit an stolzer Körperhaltung, eleganten Bewegungen und dem eigenen Selbstbewusstsein zu arbeiten.

Letztendlich hat sich gezeigt, dass ich die anfängliche Beurteilung nur unterstützen kann: Auch mich hat der Muskelkater die nächsten Tage noch verfolgt, aber dafür hat es sich gelohnt. Ich hatte sehr viel Spaß!

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