Regentanz

Text: Annika Nagel

Ein Meer aus Capes und Regenschirmen

Tel-Aviv-Sounds – Letzten Samstag (28.7.) waren drei Bands aus Israel zu Gast in der Kulturarena und trotzten mit heißen Rhythmen dem sintflutartigen Regen.

In Jerusalem wird gebetet, in Haifa gearbeitet und in Tel Aviv gelebt – so sagt man. Und aus dieser Metropole der Lebendluststammten die Stars des Abends.

Foto: Annika Nagel

Das Duo JonZ macht den Anfang. Jenia Vasilenko und Yoav Or-Main waren zuerst ein Liebespaar bevor sie zusammen Musik machten. Ihr Metier ist kraftvolle und gleichzeitig gefühlvolle Folk-Musik. Das Duo hat sich mittlerweile erweitert um ein Cello und Synthesizer. Das erste Lied handelt natürlich von der Liebe und ist auch das erste das sie zusammen geschrieben haben: „Don’t go bevore I can tell you that I love you“. Stimmlich überzeugen sie, wie auch inhaltlich – der Song Walking Down gibt zu verstehen: sei so wie du bist, für jeden gibt es einen Platz in der Welt. Abschließend singt Yoav noch einmal seine Liebe in die Welt hinaus, diesmal aber auf Hebräisch – hier zeigt sich wieder einmal das Musik eine Sprache ist die jeder versteht. „We love coming to germany. We feel really connected.“, sagt Jenia nach dem Auftritt, während die CD’s signiert.
Jetzt sind die Träumer von Tel-Aviv dran – The Angelcy.

Foto: Annika Nagel

Der Sänger Rotem Bar Or war vor seinem musikalischen Aufstieg obdachlos und wenn Leute ihn fragten was er so mache antwortete er, er sei ein Engel und arbeite für die „Angelcy“, so entstand der Name der Band. Sie nehmen textlich kein Blatt vor den Mund und vertonen ihre Emotionen über das Leben in Israel, wie in Freedom Fighters: „Nobody’s soldiers in nobody’s land“. Die sechs-köpfige Band ist vollgestopft mit Instrument-Virtuosen, angefangen beim starken Kontrabass über die Geige die zwischen Streich- und Zupfinstrument hin und her springt zu den Percussion die von 4 Händen gleichzeitig bearbeitet werden zur Piccoloflöte, ein Instrument von dem nicht erwartet wird das es so rocken kann. Inzwischen hat der Regen wieder eigesetzt, doch statt der Flucht ins Trockene kommt das Publikum der Aufforderung der Angelcy nach – „O dreamer, dreamer fold your wings, the rain is coming/Illusion feeds your lucid dreams, the rain is coming” (Dreamer) – und breiten die Arme aus um den Regen zu empfangen. Die Menge ist eine Woge aus Regenschirmen und Capes geworden.
Der Abend ist eine aufsteigende Kurve der Tanzbarkeit. Und dank der mäßigen Fülle der Arena hat auch jeder Platz seine Tanzlust auszuleben.
Als Letzte besteigt die Lucille Crew die Bühne, eine Hip-Hop/ Funk Band. Ob wohl der Sänger Rebel Sun die Sonne wieder zurückbringt? Musikalisch auf jeden Fall. Mit zwei Stimmen, Gitarre, Schlagzeug, Trompete und Saxophon entführen sie uns in die Clubs von Tel-Aviv. Spätestens bei Songs wie Bounce oder Bad Man reist es dann auch die letzten von den Sitzen. Und selbst wer nicht so auf Rap steht kommt bei Gal De Paz’s Stimme auf seine Kosten – kraftvoll und deep. Und auch inhaltlich kommt man nicht zu kurz – Grandma’s Hand’s erinnert daran wie wichtig es ist etwas Konstantes zu haben oder es zumindest zu erinnern und auch beim Song Day Drifter, in dem es um die Leere nach einer Beziehung geht, kann wohl jeder mitfühlen.

Foto: Annika Nagel

Am Ende überzeugt einfach die vermittelte Lebensfreude und -energie die aus Israel über die Bühne auf uns rüber schwappt.

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