Bestehen statt Verfaulen

Zombie-Apokalypse in Jena – Ein Leitfaden

von Tarek Barkouni

Du wirst nicht vorbereitet sein. Niemand wird es sein. Wenn es passiert, wird die Hölle ausbrechen und du mittendrin stecken. Zombies überall, Panik und jedes Klopfen an deiner Tür könnte deinen Tod bringen. Du wirst unfassbare Dinge hören, sehen und tun. Dinge, die dich an den Rand des Wahnsinns treiben. Brennende Autos, umgekippte Straßenbahnen, zurückgelassene Jute-Beutel. Die lebenden Toten, die Lust auf pralle Studentengehirne haben, sind nur ein Teil davon. Das qualvolle Stöhnen aus den Hörsälen allerdings kann getrost ignoriert werden: Ist ja schließlich Prüfungszeit. Die Halbtoten in den Klausuren, die wandernden Toten auf der Straße – um unverletzt aus dieser Hölle namens Zombie-Apokalypse zu entkommen, ist es absolut notwendig, sorgfältig zu planen.

Als erstes solltest du versuchen, nicht in den allgemeinen Aufruhr einzufallen. Wo auch immer du gerade bist, versuche so schnell wie möglich nach Hause zu kommen und unterwegs irgendetwas Waffenähnliches zu organisieren. Ein Stock mit langem Nagel oder, wenn du eher sportlicher Natur bist, ein Zaunpfahl werden dir anfangs gute Dienste leisten. Improvisiere einfach und meide belebte Plätze und Straßen. Auf dem Campus oder in der Goethe-Galerie nach Brauchbarem zu suchen, ist nicht mal auf den ersten Blick eine gute Idee. Wenn du die Tür zu deiner WG öffnest, sei vorbereitet. Falls deine Mitbewohner inzwischen von Veganern zu Menschenfleischliebhabern mutiert sind, kannst du dich endlich für nicht abgewaschenes Geschirr und die Haare im Abfluss revanchieren.

Den Tod permanent machen!

In einem sind sich alle ‚fiktiven‘ Zombieszenarien einig: Einen Zombie tötet man durch die Zerstörung seines Gehirns. Also nimm, was auch immer du gefunden hast, und zerstöre. Wenn die Wohnung zombiefrei und gut verschlossen ist, gönn dir ruhig eine kurze Pause, denn: Einfacher wird es nicht! Schnapp dir einen großen Rucksack und pack alles ein, was nützlich werden könnte. Auch wenn dir im Moment eher nach luftiger Kleidung ist, sind Jeans und lange Klamotten Pflicht. Wasser, Nahrung und Medikamente (soviel wie möglich) und auch das japanische Messerset könnte sich als nützlich erweisen. Pack einfach für das größte und abgefahrenste Festival, das du dir vorstellen kannst. Das schließt auch genügend Klopapier ein! Dein Verdauungstrakt arbeitet trotz Weltuntergangs weiter. Camping-Kocher, das Zelt und dein Schlafsack machen dich unabhängig und mobil, nur die schwere Luftmatratze solltest du eventuell zurücklassen. Eine Zombie-Apokalypse ist kein Kindergeburtstag! Und pack ruhig auch die sündhaft teure Flasche Whiskey deines Mitbewohners ein. Wenn du schon den Weltuntergang miterlebst, kannst du das wenigstens stilvoll tun.

Gepackt und geplündert

Wie gehts weiter, raus aus der Stadt oder erst aufrüsten? Wege gibt es genug. Sei dir jedoch bewusst, dass du nicht der Einzige auf den Straßen sein wirst. Andere Überlebende können dir dein Leben mindestens genauso schwer machen wie die umherstreifenden Zombies. Wenn du mutig bist, versuchst du dein Glück bei Waffen-Peters in Jena-Ost, wenn du realistisch bist, mach dich auf den Weg zu den Baumärkten in Nord oder Richtung Lobeda. Dort gibt es genug Gartenwerkzeuge, um Waffen zu bauen, und andere nützliche Gegenstände, wie Schutzkleidung, Autobatterien und Tiernahrung. Irgendwann könnte schließlich der Pedigree-Katalog den Michélin-Führer ablösen.

Einen festen Standort zu finden wird nicht leichtfallen. Campus und Goethe-Galerie sind immer noch keine gute Idee, der Jentower könnte trotz guter Verteidigungsmöglichkeiten und Vorräte im Restaurant leicht zur Todesfalle werden. Grundsätzlich sind ohnehin fast alle Universitätsgebäude unsicher. Zu viele Menschen und Notausgänge, die dein Untergang sein werden! Die Wohnung mit Balkon im Damenviertel kannst du vergessen und die ruhigen Wohnlagen auf den Bergen bevorzugen.

Mach dich also mit Gepäck und Waffen auf den Weg. Triffst du unterwegs auf Menschen, bietet sich eine Vorstellungsrunde ganz ohne Kleidung an. So kannst du mögliche Bisswunden schnell erkennen und unter Umständen die Chance nutzen, am Fortbestehen der Menschheit zu arbeiten.

Nicht mehr alleine unterwegs zu sein bietet viele Vorteile. Wachablösungen erlauben einen halbwegs ruhigen Schlaf und Menschen sind im Gegensatz zu Zombies zumindest teilweise brauchbare Gesprächspartner. Die Sonnenberge bieten ideale Rückzugsorte, da man nur eine Seite verteidigen muss und gleichzeitig einen fantastischen Ausblick auf die Apokalypse hat. Die Schönheit der Zerstörung hat schon viele Künstler inspiriert. Das ist dann auch genau der richtige Zeitpunkt, um die geklaute Flasche Whiskey auszupacken. Stilvoll betrunken überblickst du das Chaos – der Anfang ist gemacht. Jetzt bist du auf alles vorbereitet. Außer auf Uni-Prüfungen.

 

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