Nur noch kurz Jena retten

Tim Bendzko – Fußball unter Musikern

Text von Philipp Franz

Sorgte für Stadionstimmung in der Arena: Tim Bendzko

Sorgte für Stadionstimmung in der Arena: Tim Bendzko
Foto: Holger John, Kulturarena

Eigentlich ist die Musik dieses Berlin-Kaulsdorfers fast schon zu eingängig, glatt und abgemischt, als dass man sie rauf und runter hören könnte. Die derzeitige Teenie-Generation vergöttert ihn und das Publikum des Bundesvision-Song-Contests will seit seinem Gewinn 2011 mehr als sein Freund auf Facebook sein. Ordnet man Tim Bendzko ein, wird er wohl am besten in die Lade gestopft, in der es sich Philipp Poisel und Tiemo Hauer gemütlich gemacht haben – „sprachlich-schlauer Singer-Songwriter-Pop“. „Brave Bubies“ titelt Joachim Hentschel Mitte Januar auf rollingstone.de. Aber was steckt dahinter?

Polizeiaufgebot

Ob der Ex-Sportgymnasiast und 1.FC-Union-Berlin-Spieler wirklich so unbeschrieben ist wie Justin Bieber es nun nicht mehr sein will, spielt am vergangen Sonntag in der Kulturarena nur eine minder gewichtige Rolle. Seine Fußball-Vergangenheit dafür eine größere. Denn wie wenige Interpreten der diesjährigen Arena schaffen es, dass der Theartervorplatz ausverkauft ist und die Polizei nach dem Ende die Straßen räumen lassen muss? Zudem unterhält Bendzko mit seiner Band zwischen und während der Nummern mit Laolawellen und einer Kumpelhaftigkeit, die einem das Gefühl gibt, man kenne ihn vom letzten Spiel.

Sprache sind seine Worte

Ganz Jena, zumindest scheint es so, tanzt und klatscht zu linguistisch gelungenen Songs wie „Auf den ersten Blick“, „Sag einfach ja“ und „Das Ende der Welt“. Der Jubel des Publikums war bei anderen Konzerten sonst immer sehr verhalten, aber der Bambi-Preisträger schafft es sogar, dass die Arena durch Fußgestampfe akustisch einer Stampede gleicht, als das nach einer Zugabe verlangt wird.
Dennoch scheint es beim Zuhören und Zusehen eben sehr brav und deutsch-melancholisch zuzugehen: ein nettes Konzert ohne Flüche in den Lyrics, körperlich definierte Tänzer, die nur Unterwäsche und Hightops tragen oder Explosionen sowie Videocollagen über schlechte US-Präsidenten. Aber vielleicht muss das alles gar nicht sein?

Tim Bendzko schafft es trotzdem mit Witz und als Junge von Nebenan Jena nur noch kurz zu retten und die von ihm gezählten 25 Männer im Publikum zu begeistern – noch mehr als sein lustigstes Crew-Mitglied, dass eine Kapitänsmütze und weiße Hornbrille trägt. Mal sehen ob sein zweites Album eine Tour mit Laola-Choreographie und Fanperformances nach sich zieht.

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