Multiinstrumental, eingängig, tanzbar

Julieta Venegas in der Kulturarena

Von Philipp Franz

Mexikos Antwort auf die Singer-Songwriter-Welle

Mexikos Antwort auf die Singer-Songwriter-Welle
Foto: Kulturarena

Bei diesem Wärmestau erwartet man bei einem eher unbekannten Namen in der diesjährigen Kulturarena keinen großen Menschenandrang, sondern ein tanzmüdes, schwieriges Publikum mit Skepsis und Hitzewallungen. Julieta Venegas zeigte am vergangenen Donnerstagabend das komplette Gegenteil.

Auch wenn die Zuhörerschaft hauptsächlich aus Menschen gehobenen Alters und Familien besteht, hat die putzige Mexikanerin nach dem ersten Chorus die Meute um den musikalischen Finger gewickelt. Fast ausnahmslos jeder vergisst die Hitze, tanzt, klatscht und lauscht den Klängen von Julieta und ihrer siebenköpfigen Band.

Multi-Talento

Nach den ersten fünf etwas gediegenen Stücken beginnen die Arena und die multiinstrumentale Künstlerin (Gitarre, Ukulele, Klavier, Akkordeon, Cello) ausgelassen zu sein. Die vierfache Latin-Grammy-Award-Preisträgerin ist in ihrer Heimat als früheres Bandmitglied verschiedener Ska-Combos wie „Tijuana No!“ bekannt. So begann die zierliche Lateinamerikanerin ihre Karriere in den 80er Jahren. 1997 veröffentlichte die heute 42-Jährige ihr erstes Soloalbum „Aquí“. In der Gegenwart ist sie Mexikos berühmtester Musikexport, gibt Konzerte über den ganzen Globus verteilt und wirkt bei vielen Soundtracks mit.

Familia

Venegas erinnert an Sarah McLachlan oder Sara Bareilles, nicht zuletzt hörbar und bestätigt durch die Fanbase direkt vor der Bühne, welche sich durch Gekreische und bunte Poster zu erkennen gibt. Auch wenn man kein Spanisch versteht, hat der Hörer das Gefühl, er könnte eingängige Singer-Songwriter-Nummern wie „Bien O Mal“ oder „Un Lugar“ aus dem aktuellen Album „Otra Cosa“ mitträllern und gehört sofort zur familia.

Buen Fin

Die überraschend melodiösen Darbietungen Venegas werden gegen Ende des Auftritts immer tanzbarer. Die Kommunikation zwischen Publikum und Band läuft auch ohne gegenseitiges Sprachverständnis. Irgendwie ist Jena bezaubert von dieser Frau mit Dutt im schwarzen Faltenrock und nachtblauem Spitzentop, die von Weitem aussieht wie Salma Hayek. Das Multitalent spielt wie Jason Mraz und begeistert mit einer bodenständigen Stimme und einem süßen Lächeln sowie einer halbstündigen Zugabe. Das letzte Lied widmet sie Jena und der Liebe zu dieser Stadt. Jeder versteht diese Botschaft und tanzt noch ein letztes Mal. Buen Fin.


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