Darf’s noch weniger sein?

Ein Kommentar über bereitwillige Ausbeutung

Selbst, wenn die Universität ihren studentischen Hilfskräten einen Hungerlohn von 2 Euro oder gar nichts bezahlen würde, gäbe es vermutlich immer noch Studenten, die sich für diese Stellen begeistern würden.
Schließlich arbeiten an anderen Hochschulen Studenten für noch weniger Geld als an der FSU üblich. Die Ehre, für die Universität arbeiten zu dürfen, überwiegt die Ausbeutung in manch einem Tutorenjob. Dass FH-Studenten sogar für nur 6 Euro arbeiten, zeigt, dass noch Spielraum nach unten ist. Weniger geht immer.
Selbstverständlich können nur diejenigen solche Jobs machen, die sozial gut abgesichert sind. So eine Praxis führt jedoch zwangsläufig zu einer Gesellschaft der Selbstausbeutung. Diese gibt es nicht nur in der Uni, sondern sie geht direkt in die Arbeitswelt über. Nach dem Studium folgt oft Praktikum auf Praktikum. Es entsteht am Ende ein Gefühl, über jeden mickrigen Job froh sein zu können, egal wie niedrig die Bezahlung und inwieweit eine Vertretung durch einen Personalrat gegeben ist.
Diese Spirale der akademischen Selbstausbeutung könnte zwar gestoppt werden, aber ob das jemals passieren wird, ist mehr als fraglich. Dafür sind die meisten studentischen Hilfskräfte in ihrer anspruchslosen Bescheidenheit viel zu verzückt davon, dass sie überhaupt arbeiten dürfen. Auch der Stura scheint kapituliert zu haben und zeigt sich ratlos.
Selbst die Studenten, die sich auf eine Stelle als studentische Hilfskraft beworben haben beziehungsweise gerne hätten, sind still. Keine Klagen über undurchsichtige Vergabeverfahren, auch nicht über Schleimer-Kommilitonen, die trotz völliger Begabungslosigkeit eine Stelle bekommen haben. Ein offenes Bewerbungsverfahren würde vielleicht sogar vielen Studenten manches langweilige Tutorium ersparen.
Es ist an der Zeit, dass die studentischen Hilfskräfte den Mund aufmachen und den Stura auffordern zu handeln. Nur durch ihn kann das Thema in die Politik gelangen und ein Tarifvertrag angestrebt werden. Schließlich drängen sich die GEW und der Personalrat auch nicht gerade auf, die Probleme der studentischen Hilfskräfte zu lösen.
Die Uni muss ihrerseits für mehr Transparenz bei den Vergabeverfahren sorgen und klare Stellenausschreibungen zur Pflicht machen.

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