Hure des Beelzebubs

Tim Burtons neuer Film „Dark Shadows“

Vampir und Hexe lassen nach dem Sex das Hotelzimmer in Trümmern zurück.
Vampir und Hexe lassen nach dem Sex das Hotelzimmer in Trümmern zurück. Foto: Warner Brothers.

Tim Burton, der geniale Horrormärchenonkel Hollywoods, hat jetzt einen Vampirfilm gemacht. Bleiche Gestalten, die mit ihren Fangzähnen an Hälsen hängen und den Zuschauern schon lang aus denselben heraus – kann man schon aus Protest doof finden. Tim Burton wollte nun eben auch mal ran an die Thematik. Inspiriert dazu hat ihn die Gothic-Soap „Dark Shadows“, die in den 60er und 70er Jahren in den USA lief.

Der Prolog erzählt die Geschichte der englischen Auswandererfamilie Collins im Nordamerika des 18. Jahrhunderts. Während die Eltern mit einem Fischereibetrieb die Kohle ranschaffen, tollt Sohn Barnabas (Jonny Depp) auf dem Familienanwesen mit der Magd Angelique (Eva Green) durch die Laken. Ein Liebesgeständnis von ihr weist er aber zurück. Die Schöne, die nicht nur Magd, sondern auch Hexe ist, rächt sich bitter. Sie tötet zuerst Barnabas Eltern, treibt dann seine Verlobte in den Selbstmord und belegt schließlich Barnabas selbst mit einem Fluch: Er wird zum Vampir. In einem Sarg festgekettet, schmort dieser nun für die nächsten 200 Jahre unter der Erde, bis Bauarbeiter ihn im Jahr 1972 zufällig ausbuddeln und sogleich seinem Durst zum Opfer fallen.

Barnabas begibt sich mit getrockneten Blutresten im Mundwinkel zu seinem alten, inzwischen ziemlich heruntergekommenen Anwesen, auf dem jetzt die schrulligen Nachfahren leben: zum Beispiel die verwelkende Schlossherrin Michelle Pfeiffer und Helena Bonham Carter als familieninterne Psychiaterin. Dass sich die Familie in der knallbunten Hippieära befindet, wird anhand der rebellischen Teenie-Tochter Carolyn (Chloë Moretz) verdeutlicht, die weltentrückt im Ultra-Mini durchs Haus tanzt. Auch Hexe Angelique wohnt dank ihrer Unsterblichkeit noch immer im selben Hafenort und setzt nun alles daran, Barnabas doch noch zu ihrem Geliebten zu machen. Einerseits nennt er sie „Hure des Teufels“, andererseits kann er aber auch nicht die Finger von ihr lassen.

Tim Burton schafft in seinem neuen Film wie immer wunderbar skurrile Szenen: Der Vampir Barnabas mit einer Gruppe Hippies im Wald beim Kiffen oder ein verrücktes Happening im Schloss, bei dem Alice Cooper als Stargast in Zwangsjacke auf der Bühne performt.

Leider gibt es in „Dark Shadows“ zu viele dieser Fragmente, die beim Zuschauer schließlich Kopfchaos hinterlassen. Die vielen Details, in denen sich Burton verliert, überfordern den Zuschauer, die albernen Dialoge gehen bisweilen sogar auf die Nerven. Angerissene Handlungsstränge wie die Liebesgeschichte zwischen Barnabas und der Gouvernante Viktoria verliert der Regisseur völlig aus den Augen. Auch die bizarren Charaktere von Barnabas Nachkommen haben in der Geschichte zu wenig Raum.
Den Rest bekommt das Publikum allerdings in der finalen Kampfszene, in dem ganz nebenbei Klassiker wie „Der Tod steht ihr gut“ und „Der Rosenkrieg“ verwurstet werden und auch noch ein Werwolf mit ins Spiel kommt. Braucht es hier wirklich auch noch eine Twilight-Persiflage?

Beim nächsten Film bitte weniger Nebenhandlungen, Action und nervigen Trash. Tim Burton sollte sich wieder darauf konzentrieren, was er am besten kann: Alpträume in Köpfe pflanzen, auf die man sich vor dem Einschlafen freut. Ein düsteres Wunschmärchen: Der Zauberer von Oz!

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