Ein kleines Potpourri

Neuerwerbungen im Stadtmuseum am Markt ausgestellt

Ein bisschen stolz auf die vollbrachte Arbeit: Kurator Eric Stephan.
Ein bisschen stolz auf die vollbrachte Arbeit: Kurator Eric Stephan. Foto: Christoph Worsch.

Wie erwirbt die Kunstsammlung Jena neue Werke, wenn der Etat dafür knapp ist? Kurator Erik Stephan beantwortet dies mit einem kleinen Lächeln: „Oft muss man die Künstler zu einer Schenkung überreden, oder wir einigen uns am Rand einer Ausstellung auf einen gewissen Preis, der weit unter dem marktüblichen liegt.“ Dass diese Methoden recht erfolgreich waren, davon kann sich der geneigte Besucher noch bis zum 12. August in der neuen Ausstellung „Wunschbilder – Neuerwerbungen der Kunstsammlung Jena“ überzeugen. Auf einer kompletten Etage sind rund 150 Werke aus den Bereichen Malerei, Zeichnung, Fotografie sowie Objekt- und Filmkunst ausgestellt. Diese wurden bis auf wenige Ausnahmen in den letzten zwei bis drei Jahren erworben.

Grundlage in der DDR-Zeit

Erweitert wird damit die eigentliche Sammlung, die etwa 4000 Werke umfasst. Einige Werke werden im Haus am Marktplatz gezeigt und zum Teil auch dort gelagert, während der Großteil im museumseigenen Fundus im Stadtgebiet aufbewahrt wird. Die Masse der Kunstwerke stammt dabei aus der Zeit der DDR. Damals, so Stephan, gab es einen festen Ankaufetat und das stetige Bestreben, Künstler aus der Umgebung durch den Erwerb ihrer Arbeiten zu unterstützen. Daraus resultiert der Schwerpunkt auf Kunst des 20. Jahrhunderts in der Sammlung, während ältere Kunstwerke nur vereinzelt vertreten sind. Mit der politischen Wende im Herbst 1989 sank das Budget für Neuerwerbungen stark. So verwundert es nicht, dass auch in den letzten zwei Jahrzehnten vornehmlich Werke von unbekannteren Künstlern eingekauft worden sind.

Viel Masse, aber auch Highlights

Betritt der Besucher die Räumlichkeiten der aktuellen Ausstellung, empfängt ihn ein übergroßes fotorealistisches Portrait des Künstlers Hans P. Szyszka. Es zeigt Gunnar aus Erfurt. Kurzgeschorenes graues Haar, eine schwarze Rahmenbrille und ein Ring im linken Ohr. Gunnar ist eine bekannte Person im Erfurter Stadtbild, erzählt Kurator Stephan. Gunnars Blick, ein wenig abschätzig, aber durch die leicht hochgezogenen Mundwinkel durchaus freundlich wirkend, lädt den Betrachter förmlich zu einem Rundgang durch die Ausstelllung ein. Vorbei an Gunnar, scheinen die folgenden Räume mit einer stetig steigenden Anzahl von Exponaten gefüllt zu sein. Es gibt keine von den üblichen Ausstellungen gewohnte klare Struktur. Fotografien sind neben Gemälden angebracht, und dazwischen hängt mal ein geformtes Drahtgebilde von der Decke, wie etwa das Werk „Maske III“ des in Wien lebenden Künstlers Constantin Luser. Der Betrachter wird nicht an die Hand genommen und mit einem roten Faden in eine gewisse Richtung geleitet. Es steht ihm frei, einzelne der vielen Stücke für sich selbst zu entdecken. Einige Exponate stechen dabei sofort aus der Masse heraus. „Die Verwandlung“, ein großer begehbarer Bodenspiegel mit einem Durchmesser von zwei Metern ist so ein Beispiel. Der Raum mit dem Werk von Katrin Gassmann ist leicht abgedunkelt. Verschiedene Positionen des Betrachters eröffnen ihm dabei sehr unterschiedliche Eindrücke. Von einem Bild des ganzen Raumes, bis hin zu einer dunklen Umgebung, die nur aus Silhouetten besteht. Die Arbeit von Gerhild Ebel zeigt dagegen einen starken Bezug zur aktuellen Zeit. Ihr Werk „home sweet home“ besteht aus 16 Bildern, die verschiedene Atomkraftwerke zeigen. Die Motive sind schemenhaft, weil sie von Abbildern seismografischer Ausschläge überzogen sind. Diese symbolisieren eine ständige Gefahrensituation, wie die eines Erdbebens. Entstanden ist diese Arbeit wenige Monate vor den Ereignissen in Fukushima und wirkt damit heute wie eine Art Warnung oder gar Vorankündigung. Die Pointe sind die Bildunterschriften: „mit dem fernglas lässt sich hier mit etwas glück vielleicht auch ein biber oder ein seeadler erspähen“.
Die Ausstellung „Wunschbilder – Neuerwerbungen der Kunstsammlung Jena“ bietet dem Besucher ein vielschichtiges Erlebnis. Zwei Fotografien von Anders Petersen erinnern zum Beispiel an eine erst kürzlich ausgelaufene Ausstellung in der Kunstsammlung, während Constantin Luser dem Besucher mit seiner Kugelschreiberzeichnung „Titty Twister“ zeigt, wie es ihm nach einer rauschenden Nacht in Jena ergangen ist. Die bekannte Pralinenschachtel-Metapher beschreibt auch hier die Ausstellung mit ihrer Fülle der so unterschiedlichen Exponate sehr gut. Nicht jedes Stück wird jedem Besucher gefallen. Den ermäßigten Eintritt von 2,50 Euro ist diese Entdeckungstour der Kunstrichtungen auf jeden Fall wert.

Wer sich hinter diese filigrane Arbeit begibt, erkennt die Maske.
Wer sich hinter diese filigrane Arbeit begibt, erkennt die Maske. Foto: Christoph Worsch.

Schreibe einen Kommentar

*