„Ein Geschenk“

Frank Stella im alten Straßenbahndepot

Von Christoph Worsch




„What you see is what you see“ – Die Kunst des Frank Stella
Foto: Christoph Worsch

Es ist einer dieser Momente, denen man einfach nur zusehen möchte, als Frank Stella am vergangen Freitagnachmittag das alte Straßenbahndepot in der Dornburger Straße betritt. Der New Yorker Künstler, der auf Initative des verstorbenen Kunsthistorikers Franz-Joachim Verspohl 1996 zum Ehrendoktor der FSU ernannt wurde, ist aus dem Jenaer Studentenleben nicht wegzudenken. Seit 15 Jahren schmücken seine fünf mächtigen Skulpturen mehr oder weniger den Ernst-Abbe-Platz in Jenas Zentrum. Sie sind hart, grob, massiv, kalt, dominant und so ganz anders als der Mann, der sie erschaffen hat. Damals löste die Aufstellung der Skulpturen aus seiner Hudson- River- Valley-Series Empörung in der Stadt aus. Viele Bürger Jenas fühlten sich vom prominenten Standpunkt und der Erscheinung der Kunstwerke provoziert. Ein Konflikt, der auch nach über zehn Jahren noch nicht gänzlich abgeklungen ist.
Stella trägt an diesem Nachmittag Hemd, Krawatte, einen einfachen Anzug und einen Hut, mit dem er nur zu gern herumspielt. Seine offene, charmante und aufgeweckte Art ist ansteckend und zaubert ein Schmunzeln in das Gesicht seiner Zuhörer. Er zählt zu den wichigsten Vertretern des Minimalismus sowie der Neuen Abstraktion. In seinem Schaffen hat er sich von der Zweidimensionalität des Gemäldes hin zu der Räumlichkeit seiner gegenwärtigen Plastiken entwickelt. Stella sieht dies selbst als etwas Befreiendes an, das ihn in die Lage versetzt, auf etwas zu malen, was schon von ihm selbst erschaffen wurde und somit ganz ihm gehört.
Welchen Stellenwert seine neue Ausstellung hat, die vom 15. Oktober bis zum 4. Dezember im alten Straßenbahndepot in der Dornburger Straße zu sehen ist, zeigt unter anderem die Anwesenheit von FSU-Rektor Prof. Dr. Klaus Dicke und Prof. Dr. Martin S. Fischer, Leiter des Phyletischen Museums, der maßgeblich für die Umsetzung der aktuellen Schau verantwortlich ist. Dabei wurde die Anordnung der Skulpturen in Form eines Labyrinths konzipiert. Der Besucher wird von riesigen weißen Wänden empfangen, an denen Stellas Plastiken, die zumeist aus vielen offenen und filigranen Rundungen bestehen, angebracht sind. Nun muss sich der Besucher diesem Werk stellen, es betrachten oder ausweichen und einen Weg weiter hinein in das Herz des Irrgartens finden. Dort tut sich ein lichtdurchfluteter Platz, wie ein Markt, mit vier einfachen Holztischen auf, die unerwartet kleine, im Verhältnis fast winzige Stellaplastiken zeigen. Umrahmt wird dies von übergroßen bunten Collagen, die an den Außenseite des Depots aufgehängt sind.
Gut 35 „Neue Arbeiten“ von Frank Stella zeigt die Ausstellung im alten Straßenbahndepot. Sie bietet die Gelegenheit sich erneut mit dem Künstler auseinanderzusetzen, dem der Campus seinen „Schrott“ verdankt. Die Chance sich ein neues Urteil über diese Art der modernen Kunst bilden zu können, sollte bei freiem Eintritt nicht vertan werden.

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