„Nochmal Erste Liga spielen“

Ulrike Jahn zwischen Studium und Leistungssport

Den Schlagabtausch führte Christoph Worsch



Foto: Christoph Worsch

Vor wenigen Wochen konnte der Thüringer Handball Club überraschend den erstmaligen Gewinn der Deutschen Handballmeisterschaft sowie des DHB-Pokals der Frauen feiern. Eine der Spielerinnen studiert in Jena Zahnmedizin. Akrützel sprach mit Ulrike Jahn über die Vereinbarkeit von Studium und Spitzensport, einmalige Erlebnisse und warum in ihrer Zukunft der Handball nicht mehr alles bedeuten wird.

Du bist mit dem Thüringer Handball Club Deutsche Meisterin und Pokalsiegerin geworden. Gerade das entscheidende Rückspiel um die Meisterschaft war ein wahres Herzschlagfinale. Ihr hattet das Auswärtsspiel mit fünf Toren gewonnen und wurdet schon vor dem Rückspiel als sicherer Meister in der lokalen Presse gefeiert. Am Ende haben Euch nur die Auswärtstore den Titel beschert. Wie kam es dazu?
Wir hatten schon vermutet, dass wir Buxtehude nicht unterschätzen dürfen. Jeder hat gedacht, dass wir es schon geschafft haben und irgendwann glaubt man das auch und genau das war der Fehler. Man kann immer einen schlechten Tag haben und wir hatten einen. Als wir dann mit neun Toren in Rückstand lagen, haben wir auch schon gedacht: Oh Gott, Scheiße. Am Ende haben wir dann mit Glück gewonnen.

Und danach wurde ordentlich gefeiert?
Lacht. Ja, sehr ordentlich und lange.

Seit fast 20 Jahren spielst Du nun schon Handball. Wie bist Du eigentlich zu diesem Sport gekommen?
Durch meinen Papa. Ich habe erst Tennis gespielt und auch getanzt, aber mein Papa war Handballtrainer der Ersten Mannschaft beim SC Magdeburg und somit war ich immer in der Halle dabei. Ich kannte die Männer, die Frauen und bin dadurch irgendwie reingewachsen.

Du bist im Sommer 2009 vom Zweitligisten HSC Magdeburg zum Thüringer Handballclub gewechselt, die sportlich abgestiegen waren und sich nur durch den Rückzug eines anderen Vereins in der Ersten Liga halten konnten. Wie kam es zu diesem Wechsel und welche Rolle spielte dabei die Entfernung zu den Trainingsstätten?
Ich hatte vorher einmal Kontakt zu dem damaligen Trainer und er hat mir gesagt, dass sie wohl nicht absteigen werden. Für mich war es einfach nochmal die Chance, in der Ersten Liga zu spielen. Hinzu kam, dass ich zeitgleich die Uni wechseln wollte. In Berlin lief es an sich gut, aber die Uni ist mir zu groß. Zahnmedizin in Jena hat einen guten Ruf und ich wollte unbedingt beides verbinden. Von Berlin nach Magdeburg zum Training war es immer ein weiter Weg und von Jena nach Erfurt zu fahren, dass ist nun nicht die Welt.

Als Zahnmedizinstudentin hat man gerade durch die Behandlungskurse sehr viele Semesterwochenstunden. Wie kann man sich eine typische Woche bei Dir vorstellen?
Man hat eigentlich schon gar kein Privatleben mehr. Ich habe meist von sieben bis 16 Uhr Uni und danach geht es gleich zum Training. Wir üben jeden Tag zwei bis zweieinhalb Stunden und am Wochenende kommen dann noch die Spiele und Auswärtsfahrten dazu. Nächste Saison wird durch die Champions League auch unter der Woche gespielt. Das wird schon sehr hart werden.

Du bist jetzt im achten Semester und damit auf der Zielgeraden Deines Studiums. Welche Rolle wird der Sport in Deiner Zukunft spielen?
Ich werde nicht mehr lange spielen. Wenn ich dann Assistenzärztin sein werde, bleibt dafür einfach keine Zeit mehr.

Ein mutiger Schritt.
Ich habe das schon für mich selbst entschieden. Ich mache jetzt die eine Saison noch. Die Champions League will ich als Erfahrung einfach mitnehmen. Aber für mich ist Zahnmedizin der Weg. Natürlich haben alle gesagt, du kannst doch nicht aufhören, aber ich habe jetzt auch mit meiner Doktorarbeit angefangen und die Belastung ist dann schlicht zu hoch.

In der abgelaufenen Saison kamst Du nicht mehr so oft zum Einsatz und der Kader des THC verändert sich ständig durch neue Spielerinnen. Wie siehst Du Deine Rolle in der nächsten Saison?
Wir hatten letztes Jahr mit zehn neuen Spielerinnen schon einen totalen Umbruch und ich wurde kaum noch eingesetzt. Das war für mich schon eine große Umstellung. Es sind eben alles Nationalspielerinnen. Wir haben einen großen Konkurrenzkampf. Wir sind 16 oder 17 Frauen in der nächsten Saison und nur 14 können bei einem Spiel dabei sein. Aber ich denke, durch die vielen Spiele in der neuen Saison werden alle mal zum Einsatz kommen.

Ihr spielt in Bad Langensalza in einer recht kleinen Halle mit 1100 Zuschauerplätzen. Schon jetzt musste für die kommende Saison der Dauerkartenverkauf eingestellt werden, weil alle dafür vorgesehenen Tickets vergriffen sind. Die Unterstützung scheint groß zu sein?
In Bad Langensalza erfahren wir eine uneingeschränkte Rückendeckung. Es gibt keine Mannschaft in dieser Liga, wo so viele Fans mit zu Auswärtsspielen fahren. Beim Pokalfinale waren bestimmt 300 Fans dabei, die uns angefeuert haben, beim Gegner vielleicht 100. So eine tolle Unterstützung habe ich noch nicht erlebt. Das war einmalig.

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